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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Stelle sei leer gewesen. Kjell verwarf die Idee. Er hatte Fors in die Augen geschaut. Hätte er sie am Morgen bemerkt, wäre er zu ihr gegangen.
    Vielleicht log er. Sonst wurden Augenzeugen, die die Polizei alarmierten und sich überaus hilfreich zeigten, sogleich
Hauptverdächtige. Täter brachten sich gerne selbst ins Spiel, um frühzeitig eine andere Rolle im Szenario zu besetzen. Aber dann wäre Esbjörn besser beraten gewesen, einen Hundespaziergang auf den Zeitpunkt zu datieren, wo die Leiche platziert worden war. Er konnte sich nämlich nicht sicher sein, dass er selbst von keinem Zeugen beobachtet worden war.
    Mord oder Selbstmord - das Wechseln zwischen den beiden Theorien brachte nichts. Wie war Elin zum Strand gekommen? Das war die drängendste aller Fragen. Kjell stand auf, öffnete die Tür und ließ die kühle Luft hereinziehen. Nach drei Minuten traf er seine Entscheidung. Er schloss die Tür, griff wieder zum Telefon und wählte die Nummer des Pressesprechers der Polizei.

14
    Der Verkehr stockte bereits, als der Stureplan noch gar nicht zu sehen war. Während Maja mit drei anderen Gästen und Angestellten ihres Ladens auf der Rückbank des Taxis Platz genommen hatte und sich lautstark unterhielt, saß Sofi vorne und betrachtete die Menschen, die kreuz und quer über die Straße gingen.
    Maja beugte sich vor und flüsterte: »Du bekommst doch nicht etwa Angst?«
    Sofi war seit einer Ewigkeit nicht mehr ausgegangen. Daran änderten auch die beiden roten Cocktails nichts, die Maja ihr zuvor aufgedrängt hatte. Sie ging höchstens in der Skånegatan etwas trinken und kam dabei nie weiter als bis zum Medborgarplatsen. Der Stureplan war eine ganz andere Welt.
    Weil das Taxi nicht vorankam, beschlossen sie, den Rest der Strecke zu Fuß zurückzulegen. Ein zweites Taxi war ihnen gefolgt.
Daraus stiegen Ernst und die anderen Stammgäste von Majas Tresen.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«, erkundigte sich Ernst und schritt in seinen alten Turnschuhen auf der Birger Jarlsgatan voran.
    »Banana.«
    »Was ist das?«, fragte Sofi, um Interesse zu zeigen.
    »Macht heute auf. Wo früher die isländische Bank war.«
    Am Stureplan stellte sich heraus, dass alle Menschen auf der Fußgängerplattform zum Eingang des Banana drängten. Der lag etwas erhöht und war nur über eine Treppe zu erreichen. Doch während unten dreihundert Menschen im Eiswind zitterten, war die Treppe bis auf die beiden Türwächter leer. Maja drängte sich durch die Menge, die ihrer Aufmachung und ihrem Verhalten nach am Stureplan zu Hause war, hindurch und steuerte auf die Treppe zu.
    Ein Türsteher trug einen Lautsprecher ins Freie und spielte Summer Wind von Frank Sinatra, um seine Verachtung für die Verblendung der Massen noch zu steigern. Die Masse murrte.
    »Nur Einladungen!«, brüllte der Türsteher und grinste.
    »Das wird nichts«, fand Sofi und wollte umdrehen. Ein oder zwei Stunden wollte sie nicht in der Kälte stehen. Aber hinter ihr folgte Ernst, er schob sie voran. Als Maja die Samtkordel vor der Treppe erreichte, stand dort ein dritter Türsteher und öffnete. Maja wartete, bis ihr Gefolge aus sieben Personen die Schwelle passiert hatte. Sofi hielt sich bei ihr, während Ernst sofort die Treppe in Angriff nahm. Aus der Menge kamen herablassende Rufe. Warum durfte ausgerechnet der Typ mit dem Schnauzbart hinein?
    Ernst wandte sich auf seinen abgelaufenen Turnschuhsohlen zur Menge. »Fickt euch, ihr Penner!« Dann winkte er zum Abschied.

    Unter Pfiffen betrat Ernst das Banana. Sofi huschte hinterher.
    »Hoffentlich waren keine von deinen Lesern dabei«, sagte sie.
    »Ich habe keine Leser. Nur Kritiker.«
    Ernst hielt sich nicht am Eingang auf, wo doch das süße Leben auf ihn wartete, deshalb wartete Sofi allein auf Maja und ihren Anhang. Nun geschah, weswegen Sofi selten mit Maja ausging. Sie traf im Korridor mehr Bekannte als Sofi in ihrem ganzen Leben. Das konnte dauern, und weil Majas Mädchen immer brav neben Maja stehenblieben, ging Sofi weiter, um nicht dazugerechnet zu werden.
    Einen Raum von dieser Größe hatte sie nicht erwartet. Wie das Lokal zu seinem albernen Namen gekommen war, konnte sie nicht erkennen. Rote Samttapeten, roter Teppich und rötlich glänzende Sofas. Ein rotes Zimmer, genau das Ambiente, das man am Stureplan bevorzugte. Von der Decke hingen zwei Kronleuchter.
    Ernst stand am anderen Ende an der Bar und war dort in Verhandlungen über sein nächstes Getränk eingetreten. Sofi versuchte, nicht wie

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