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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Tochter.
    Einige Stunden später stellte Jakob Gustafsson zwei Tassen auf dem kniehohen Tisch in seinem Lesezimmer ab. Der Dampf war deutlich zu sehen und ließ Henning Larsson an ein antikes Orakel denken, bei dem schwefelige Gase aus einer Erdspalte aufstiegen und das Medium beflügelten. Es musste an den niedrigen Stehlampen liegen, dass der Dampf so gut zu sehen war, überlegte Henning Larsson und widmete sich dem Kaffee. Er konnte sich einer Tasse Kaffee auf eine Weise hingeben, dass es andere verunsicherte, bevor es anfing, ihnen auf die Nerven zu gehen. Nun aber zeigte es Jakob Gustafsson, wie viel Zeit sich die Polizei für ihn nahm.
    »Um auf deine Frage zurückzukommen«, begann Henning. »Bei der Meldung im Radio und im Fernsehen haben wir den Journalisten nicht nur etwas verraten, sondern die Sache überhaupt erst in Gang gebracht.«
    »Das berichtet man doch nicht der Öffentlichkeit«, wandte Gustafsson ein. Er begriff überhaupt nichts.
    Henning nickte. Selbstmorde gehörten nicht in die Öffentlichkeit. Doch das hatten die Berichte gar nicht behauptet. Sie ließen keinen Zweifel, dass die Polizei von einem Mord ausging. Der Bericht war ein Schachzug, mit dem Kjell den Mörder
aufschrecken wollte. Falls es einen Mörder gab. Zudem suchten sie nach Zeugen und dem Rollstuhl. Henning erklärte es dem Vater, allerdings nur die zweite Hälfte der Wahrheit.
    Gustafsson nickte. Die Frage, wohin der Rollstuhl verschwunden war, stand auch ihm ins Gesicht geschrieben.
    Henning hatte sich Gustafssons Frau Iris vornehmen wollen, doch sie war seit der Radiomeldung unpässlich. »Weißt du, was man macht, wenn man im falschen Leben feststeckt?«
    Gustafsson betrachtete den umfangreichen Polizisten voller Erwartung. Henning ließ seinen Blick über die Buchregale an den Wänden schweifen. »Siebzehn Jahre lang habe ich in der Maria-Wache so gut wie alle Selbstmorde in Södermalm bearbeitet. Das liegt inzwischen einige Jahre zurück, aber dennoch habe ich mich erst gestern Abend in meine Badewanne gesetzt und ein Resümee aus allen Fällen gezogen, die ich damals gesehen habe.«
    Gustafsson zwinkerte nervös. Diese Erkenntnis gab es in jedem Verhör mit Henning Larsson. Es war der Wendepunkt, an dem die Leute erkannten, dass ihre Sorglosigkeit unangebracht war. Vor Henning Larsson war man besser auf der Hut.
    »Erstens«, begann Henning und spreizte seinen Zeigefinger zum Mitzählen ab. Seine Finger waren dick und als Ausrufezeichen unübersehbar. »Die Ursache kommt von außen. So ist es bei Managern, wenn herauskommt, dass sie ihre Firma in den Sand gesetzt haben. Das können wir außer Acht lassen. Bei der anderen Gruppe kommt die Ursache von innen. Oft geht dem Wunsch zu sterben eine lange Depression voraus. Bei jedem dieser Fälle habe ich festgestellt, dass das Leben vor dem Entschluss zum Stillstand gekommen ist. Da herrschte Leere und Dunkelheit.«
    Gustafsson zwinkerte wieder.
    »Siehst du in Elins Leben Leere und Dunkelheit?«, fragte Henning.

    Gustafsson zögerte. »Mein Einblick in ihr Leben ist alles andere als …«
    Henning zog eine Einkaufsquittung aus seiner Reverstasche. »Fünf Tage vor ihrem Tod kauft Elin Gustafsson bei Åhléns am Sergelstorg vier Romane. Die habe ich in ihrer Wohnung gefunden. Sie sind auf Englisch und alle sehr dick.«
    Jakob Gustafsson starrte Henning an. In seinem Blick lag auch der Einwand, dass sie die Bücher vielleicht ausgelesen hatte.
    »Nicht einmal eines hat sie geschafft«, sagte Henning. »Die anderen sind noch verpackt. Eine Leere sieht für mich anders aus.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Nicht nur ihr Rollstuhl fehlt, auch ihr Computer ist verschwunden. Gestern hast du meiner Kollegin von einem Computer erzählt.«
    Gustafsson nickte unruhig. »Ein kleiner weißer, den man tragen kann.«
    »Es kommt sehr selten vor, dass man so einen Computer weder in der Tasche stecken noch zu Hause liegen hat. Ich frage mich, wofür sie den Computer benutzte. Bei der Videothek am Hornstull, weit und breit die einzige in ihrer Nähe, hat sie kein Konto. Ihr Telefonanschluss wurde nur für das Telefon verwendet. Kein Datenverkehr. In der Nähe meiner Wohnung gibt es ein Café. Dort sitzen abends viele junge Leute, jeder einzeln und mit einem tragbaren Computer vor sich. Das sind die Dinge, wofür Leute heutzutage einen Computer benutzen.«
    »Darüber weiß ich nichts. Über so etwas haben wir nie geredet. Junge Leute brauchen eben einen Computer. Wofür auch immer.«
    »Ich

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