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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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stehe nun vor der Schwierigkeit, dass ich weder ihren Computer habe noch weiß, wo und wie sie ihn benutzt hat.«
    »Was willst du denn damit herausfinden?«

    »Die Gäste in dem Café reden nicht miteinander. Das ist das Witzige daran. Sie unterhalten sich mit Leuten, die ganz woanders sind, aber mit den Menschen, die neben ihnen sitzen, sprechen sie kein Wort.«
    »In diesem Alter ist das ganz normal, glaube ich.«
    »Und ich glaube, dass es jemand in Elins Leben gab, den wir beide nicht kennen.«

16
    Vom Fenster aus entdeckte Kjell, wie sich eine Schar Raben drüben auf dem Sofieberg auf Långholmen niederließ. Er steckte Lilly in ihren Schneeanzug und setzte sie auf den Schlitten. Vögel liebte sie über alles.
    Dreißig Meter vor den Raben blieben sie stehen. Er brach ein Stück Brot ab und wies Lilly an, was sie zu tun habe. Daraufhin stapfte sie durch den Schnee, ohne sich dabei den Raben zu nähern. Nach zehn Metern hielt sie an, legte das Brotstück auf den Boden und wandte sich verschwörerisch zu ihrem Vater um.
    »Und jetzt kommst du wieder zurück!«
    Lilly stapfte zurück. Er gab ihr ein weiteres Stück, das sie zehn Meter entfernt in einer anderen Richtung deponieren sollte. Die Vögel verfolgten das Treiben.
    »So«, sagte er, als sie zurückkehrte. »Jetzt nimmst du wieder ein Stück Brot und gehst diesmal zu den Raben. Du gehst genauso weit wie zuvor und legst das Brot auf den Boden, als ob die Raben gar nicht da wären.«
    Es funktionierte. Die Raben wussten genau, was Lilly vorhatte: Bei jedem Gang wechselte sie die Richtung um sechzig Grad, legte nach zehn Schritten ein Stück Brot ab und kehrte um.
    Lilly war gerade auf dem Rückweg, als der Rabe zum Brotstück
hopste. Kjell hatte nicht erwartet, dass es gleich beim ersten Mal klappen würde, aber Lilly war nicht viel größer als die Raben und galt nicht als Gefahr.
    »Siehst du«, erklärte Kjell. »Jetzt denken die Raben, sie hätten uns durchschaut. Weil sie keine Fragen nach dem Warum stellen.«
    Lilly verstand kein Wort. Die Raben sahen ziemlich glücklich aus. Lilly war auch glücklich und erklärte ihrem Vater, dass die Raben jetzt das Brot hatten.
    Sie zogen weiter. Oberhalb des Strandes setzte er sich zu ihr auf den Schlitten und gab ihm Schwung. Nach fünfzig Metern kamen sie zum Stehen, unmittelbar hinter Snæfríður Jómundardóttir. Sie drehte sich überrascht um und nahm Lilly sogleich in die Arme.
    »Wie ist die Lage?«, fragte Kjell.
    Ein Mann im Taucheranzug stand bis zu den Knien im Wasser und hielt eine Leine.
    »Die Verankerung der Boje haben sie entdeckt. Jetzt suchen sie nach dem Rollstuhl.«
    »Haben die Patrouillen nichts gefunden?«
    »Weder die noch der Suchtrupp. Sie haben heute Morgen von hier aus begonnen und sind jetzt bei der Nordspitze angekommen.«
    Im Wasser tat sich etwas. Der Kopf eines weiteren Tauchers drang durch die Oberfläche. Er watete zum Ufer.
    Snæfríðurs Telefon klingelte. Sie gab Kjell das Kind zurück und entfernte sich einige Schritte, woran Kjell erkannte, dass der Anrufer ihr Lebensgefährte Fredrik sein musste. Man hörte es auch an ihrer Stimme. Drei Wörter aus Snæfríðurs Mund genügten, damit man verstand, dass zwischen ihr und Fredrik nichts mehr war. Kjell stapfte mit Lilly auf dem Arm zu den Tauchern. Lilly musterte sie neugierig, zog dann eine Scheibe Brot aus der Tasche und hielt sie dem Taucher hin.
    »Der hat schon gegessen«, flüsterte Kjell. Lilly wollte das Brot wieder verstauen für andere Wasserbewohner, die bei diesem Wetter eine harte Zeit durchlitten, aber der Taucher war ein Spaßvogel und bedankte sich für das Brot.
    »Da ist nichts«, sagte er kauend.
    »Wie ist die Strömung?«
    »Hier in der Bucht ist sie nicht so stark, aber da vorne an der Verankerung nimmt sie zu.«
    »Ist die Verankerung da vorne?«
    Der Taucher nickte.
    Kjell begann zu zweifeln. War er mit dem Kajak so weit draußen getrieben? Wenn die Strömung erst nach zwanzig Metern begann, wie war der Rollstuhl dorthin gelangt?
    Er schloss die Augen, um die Szene noch einmal zu erleben. Aus der Ferne hatte er neulich nicht sehen können, ob Elins Augen offen oder geschlossen waren. Es hatte ausgesehen, als blickte sie auf einen bestimmten Punkt auf dem Wasser. Deshalb hatte er zwei, drei Mal das Ruder eingetaucht und sich weiter hinaus aufs Wasser treiben lassen. Sobald er glaubte, im Fokus ihres Blickes zu sein, hatte er angehalten. Genau an dieser Stelle war die Boje aufgetaucht.
    Der Taucher nahm

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