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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Haltung nicht. Lange vorher übernimmt er ja das Steuer im Leben der Frauen.«
    »Mit ihrem Tod macht er sich also unkündbar.«
    »Es ist nur eine Ahnung. Ich bin vorhin noch einmal alle Auffindesituationen durchgegangen. Und bei Elin habe ich dieses starke Bild im Kopf: Sie sitzt in einem Sonnenstuhl im Schneenebel.«
    Sofi presste die Kappe auf den Filzstift. »Eines hast du übersehen: Alle drei Frauen starben gleichzeitig.«
    »Wer weiß schon, wie viele Töpfe auf seinem Herd stehen.«
    »Töpfe auf einem Herd?«
    »Als ich meine erste Frau kennenlernte, hatte sie nur eine winzige Küche mit kleinen Töpfen. Wenn sie Kartoffeln kochte, stand auf jeder Herdplatte ein Topf, und in jedem kochte eine einzige Kartoffel.«
    Sofi lachte.
    »Hast du eine andere Theorie?«
    »Mir sind Zweifel gekommen, ob die Lebenskrise, auf die wir uns bei den Frauen so sehr stürzen, wirklich eine Rolle spielt. Solche Knicke findet man doch bei jedem.«
    Kjell dachte lange darüber nach. »Die Krise bedeutet etwas, da kannst du sicher sein. Denk nur an die Auffindesituationen.«
    »Ebendas hat die Zweifel bei mir ausgelöst. Bei Filipa Lindenbaum sieht nichts nach einer Krise aus. Die Auffindesituationen imitieren ja die Situation, aus der das Opfer zuvor verschwunden ist. Da Elin eine Krise hatte, saß sie eben oft am Strand. Dem Täter blieb also gar nichts anderes übrig, als sie aus dieser Situation zu reißen. Er hätte sie schlecht gleich im Telia-Laden mitnehmen können, zusammen mit dem Kabel, das er gekauft hat.«

56
    Am späten Vormittag bevölkerten drei Dutzend Väter mit ihren Kindern die Eisfläche auf dem Zinkensdamm-Sportplatz. Einige Jugendliche waren darunter. Das Eis schien ideal zu sein. Seit Tagen war es so kalt, dass sich selbst die Schneeberge in Eisberge verwandelt hatten.
    Barbro entdeckte Henning auf der Gegentribüne. Er hielt einen Glühwein in der Hand. Als er sie bemerkte, stellte er ihn rasch ab, damit es so aussah, als stünde der Becher ganz zufällig da.
    »Wie viele hattest du?«, lautete ihre Begrüßung.
    »Erst mein dritter.«
    Barbro nahm den Becher und trank.
    »Warst du oben in der Wohnung?«
    »Per hat nichts gefunden, was der Skikleidung ähnelt.«
    Also blieb ungewiss, ob sie in Jämtland oder hier entführt wurde. Barbro gab Henning den Glühwein zurück und steckte ihre Hände in die Jackentaschen.
    »Jeden Augenblick muss jemand aus Filipas Gang eintrudeln«, sagte Henning. »Der Platzwart sagt, dass sie meist gegen zwölf kommen.«
    Und genau das geschah. Wenige Minuten später deutete der Platzwart am Eingang auf eine Gruppe Jugendlicher, die auf der Gegentribüne Platz nahm, um die Schlittschuhe zu schnüren.
    »Die Mollige da«, flüsterte Nykvist, als sie zu ihm hinübergeeilt waren.
    Henning zögerte nicht und schritt auf das Mädchen zu. Es balancierte gerade auf den Kufen zum Eis.
    »Die Polizei«, sagte Henning. Ihr Ausweis brachte das Mädchen noch mehr ins Schwanken. »Wie heißt du?«

    »Nellie.«
    »Hast du einen Nachnamen, Nellie?«
    »Åslund.«
    »Wie alt bist du?«
    »Vierzehn.«
    »Verdammt. Warum kannst du nicht fünfzehn sein?«
    »Genau dasselbe sage ich auch immer!«
    »Wo wohnst du?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Sag es einfach.«
    Das Mädchen streckte den Arm aus und deutete schräg über den Ringvägen.
    »Wollmar Yxkullsgatan?«
    Das Mädchen nickte. Henning ließ sich von ihr die genaue Adresse geben. Barbro, die abseits stand, setzte sich sofort in Bewegung.
    Als sie vor dem Haus ankam, stellte sie zu ihrem Erstaunen fest, dass Nellie Åslund von ihrem Fenster aus auf die Maria-Notaufnahme blicken konnte. Nun war auch klar, warum die Sanitäter nicht gezögert hatten und sofort hierhergefahren waren. Die Klinik lag zweihundert Schritte vom Sportplatz entfernt.
    Der Vater öffnete. Er war ein richtiger Svensson mit knochigem, rasiertem Schädel. Barbro zückte ihren Ausweis und redete Klartext. Der Mann nickte spartanisch, zog eine Jacke vom Haken und ging voran.
    »Warte«, sagte sie draußen auf dem Gehweg. »Lass uns langsam gehen.«
    Nellies Vater, der Björn hieß, verlangsamte seinen Schritt.
    »Kennst du Filipa?«
    »Sie ist seit der Kindertagesstätte Nellies beste Freundin. Die hielten zusammen.«
    Barbro fragte weiter. Filipa war vor zwei Wochen bei Nellie
gewesen, denn im vergangenen Vierteljahr hatten die beiden weniger Zeit miteinander verbracht. Die Eltern hatte er zuletzt am Silvesterabend 1996 gesehen. Es war zum Streit gekommen, weil

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