Der Name Der Dunkelheit
sich Filipas Eltern für etwas Besseres hielten, und der fortgeschrittene Silvesterabend war bekanntlich ein guter Zeitpunkt, um solche Dinge zur Sprache zu bringen.
»Dabei arbeiten sie im Finanzamt.«
»Wir müssen Nellie so schnell wie möglich befragen«, sagte Barbro. »Aber das dürfen wir nur in deiner Gegenwart.«
»Natürlich könnt ihr sie befragen«, brummte Björn Åslund und ballte die Fäuste.
Er ist sensibel, dachte Barbro. Trotz seines Schädels.
Im Stadion hatte Henning inzwischen die Zeit genutzt, Nellie über den Tod ihrer besten Freundin zu informieren. Barbro konnte sie weinen sehen. Dann stürzte der Vater auf sie zu und verdeckte alles.
Henning kam mit heimlich erhobenem Daumen. »Du musst allein mit ihnen fahren. Anscheinend hatte Filipa einen wesentlich älteren Freund, mit dem es Ärger gab.«
»Um wie viele Jahre älter?«
»Auf keinen Fall unser Mann. Er hing gelegentlich mit den Jugendlichen seines Alters hier herum, gehörte allerdings nicht richtig dazu, weil er nicht aus dem Viertel stammte.«
Barbro fragte nach dem Namen, aber Henning hatte nur erfahren, dass sein Spitzname Sid lautete.
»Und du willst ihn dir schnappen?«
»Mit einer Handvoll Leuten von der Maria-Wache. Sie kennen sie alle.«
»Und welchen Ärger hatte Filipa mit ihm?«
»Nellie behauptet, er habe sie bedroht und ihr aufgelauert, nachdem sie sich von ihm getrennt hat. Er scheint nicht der Friedlichste zu sein. Deswegen wollte Filipa auch unbedingt nach Jämtland.«
57
Auf der Fahrt zum Ferienhaus der Lindenbaums betrachtete Snæfríður die Berge. Das Haus lag etwas abseits des Zentrums in Storlien. Das erste Verhör hatte sie abbrechen müssen, deshalb war Snæfríður mit den Polizisten zur Wache gefahren und hatte die Psychologin Stina Nääs ihre Arbeit machen lassen.
»Du magst die Berge, das sehe ich«, sagte Gudjon, der seine Beflissenheit als Polizist mit einem Dreitagebart zu überdecken versuchte. Er musste Mitte vierzig sein und war an Frauen jeder Art interessiert.
In der Tat war Gudjon bereits während der zweitägigen Suche in den Bergen der Verdacht gekommen, es nicht mit einer üblichen Bergsuche zu tun zu haben. In seinen vier Jahren als Polizeichef der Kommune hatte er nicht erlebt, dass alle Plätze, wo Skifahrer bevorzugt mit gebrochenem Bein lagen, leer waren. Deshalb hatte er früh dort suchen lassen, wo ein Lustmörder ein vierzehnjähriges Mädchen versteckt haben könnte. Eine Ortung war unmöglich. Die Eltern waren der Meinung, ein vierzehnjähriges Mädchen brauche kein Mobiltelefon zu besitzen. Was Nellie unter den vierzehnjährigen Mädchen der Nordhalbkugel der Erde einzigartig machte.
»Ich bezweifle, dass es mit den Eltern schnell geht«, sagte Snæfríður.
»Da liegst du goldrichtig. Ich habe bereits am Anfang die Möglichkeit angesprochen, das Mädchen könnte abgehauen sein, aber die beiden beharrten auf dem Skiunfall. Stockholmer eben.«
»Warum bist du deiner Ahnung nicht nachgegangen?«
»Wir fanden ihre Skisachen nirgendwo. Da lag es näher, dass sie die noch trug.«
Sie erreichten die Ferienhütte. Noch immer saßen alle in der Stube zusammen. Mit den Lindenbaums wohnten zwei weitere Paare dort. Obwohl sie aus Lund und Västerås stammten, schienen alle seit Jahren miteinander befreundet zu sein.
Die Psychologin Stina Nääs nickte unauffällig. »Viktor und Harriet wüssten gern, ob die Polizei eine Vermutung hat.«
»Ich benötige einige Antworten von euch. Ist das möglich?«
Zum Glück nickten Viktor und Harriet.
»Alles deutet darauf hin, dass Filipa einen Freund hatte. Wisst ihr davon?«
»Wir waren damit nicht einverstanden. Sie hatte zwar davor schon Freunde, aber Hampus hatte keinen guten Charakter.«
»Das sah man ihm gleich an«, fügte die Mutter hinzu.
»Ist Hampus sein richtiger Name?«
Der Vater nickte und trank aus dem Wasserglas, das sich die beiden teilten. Die Eltern waren ziemlich jung. Sie konnten höchsten zwanzig gewesen sein, als Filipa auf die Welt kam.
»Und weiter?«
»Wir schwiegen lieber, weil es in diesem Alter ohnehin nicht länger als drei Wochen dauert. Aber als es endete, waren wir froh.«
»Wann war das?«
»Vor drei Wochen.«
»Was störte euch an seinem Charakter?«
»Er war aggressiv«, sagte der Vater. »Unterentwickelt auf der Stufe, dass er nicht einmal grüßte.«
Die Mutter starrte Snæfríður an. »Willst du etwa sagen, er könnte etwas damit zu tun haben?«
»Es gibt Andeutungen von Filipas
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