Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)
eine Reise zu den Welten Gottes lächerlich zu machen, wie King es
versucht hatte, sondern darum, wie denn der Mahaguru eine spirituelle Lebensweise mit der Tatsache in Einklang bringe, dass seine Organisation sich zu
einem florierenden Geschäft mit Millionenumsätzen entwickelt habe. Er zählte einige der bekannten Beteiligungen auf, die die Liga besaß.
„Und trotzdem kassieren Sie von Ihren Mitgliedern nicht gerade niedrige Mitgliedschaftsbeiträge, Schulungsgebühren und Seminareintritte. Ist das wirklich
spirituell oder nur eine gute Geschäftsidee?“ fragte der Moderator mit kühlem Lächeln. „Spirituelle Wahrheit ist angeblich doch kostenlos.“
„Das ist eine sehr gute Frage,“ gab Gordon mit breitem Grinsen zurück und rekelte sich wirkungsvoll in seinem Sessel, „denn diese Frage bringt uns ins Herz
der Liga-Kultur. Ich möchte einige grundlegende Dinge klarstellen: Viele Menschen hängen noch immer der Irrmeinung an, ein geistiger Weg sei mit Armut
verbunden, mit Verzicht, mit Weltentsagung. Mit dieser falschen Einstellung haben die Priester aller Religionen jahrtausendelang die Menschen ausgebeutet,
unterdrückt und in Ignoranz gehalten. Wahre Spiritualität hingegen bedeutet Fülle, Reichtum, Überfluss. Das Hju ist die Quelle unerschöpflicher
Fruchtbarkeit. Jeder, der sich mit dieser Quelle in Verbindung setzt, wird von dieser kosmischen Fülle profitieren. Er wird erfolgreicher, mächtiger,
reicher werden. Die Erde ist kein Jammertal. Freude, Erfolg und Wohlstand gehören ebenso zu einem erfüllten Leben wie spirituelle Einsicht in die
Geheimnisse des Universums. Genau das ist der Zweck unserer Schulungen, das Ziel des Liga-Weges. Es ist ein Nebenprodukt der Erleuchtung. Es ist
unvermeidlich, dass die Organisation der Liga auch materiellen Erfolg hat, denn sie entstammt unmittelbar diesem Zentrum der Fülle, und es ist ebenso
unvermeidlich, dass jedes ernsthafte Mitglied der Liga Anteil an diesem Erfolg hat, denn über das Hju ist jeder Atma mit dem allmächtigen Urquell aller
Kraft verbunden. Ein spirituelles Gesetz aber besagt, dass man für alles, was man bekommt, etwas geben muss. Daher die Schulungs- und Seminargebühren. Die
Kehrseite dieses Gesetzes aber lautet, dass man alles, was man dieser Quelle aus freiem Herzen gibt, tausendfach zurückerhalten wird. Unzählige Atmas in
aller Welt haben diese beglückende Erfahrung bereits gemacht. Diese Philosophie der Fülle ist der Kern der Weltkultur der Liga. Sie wird die Welt aus Armut
und Verzweiflung retten.“
Diese auf weltlichen Erfolg ausgerichtete Spiritualität traf den Geschmack eines großen Publikums. Die Reichen sahen ihren Reichtum als Ausdruck
spiritueller Größe bestätigt, die Armen glaubten, durch die richtige innere Einstellung dieser Fülle einst teilhaftig zu werden. Die Wertmaßstäbe der
westlichen Industrienationen erhielten durch die Lehre der Liga göttliche Verklärung. Gordon ließ es sich nicht nehmen, auch die politische Position der
Liga klarzustellen. Der Kommunismus war eine Manifestation der negativen Kraft und jede Form von sozialem Engagement der Versuch, die gottgegebene
Individualität des Menschen zu beschneiden, in sein Karma einzugreifen, seine spirituelle Entwicklung zu behindern. Die karitativen Projekte, die Jason zur
Imagepflege gestartet hatte, wurden stillschweigend eingestellt. In den Liga-Blättern erschienen rührselige Berichte von Atmas, die sich durch
Liga-Schulungen aus tiefster Armut zu Wohlstand emporgearbeitet hatten. Eine solche Weltanschauung fiel nicht nur in Gottes eigenem Land der unbegrenzten
Möglichkeiten auf fruchtbaren Boden, sondern in allen Ländern der Welt, deren Menschen durch die Massenmedien zunehmend auf den american way of life
eingeschworen wurden.
„Der Tomatenketchup der Unkultur, der seit dem Krieg über die ganze Welt gekippt wird, kommt jetzt aus einer göttlichen Flasche,“ kommentierte Ted. „Mir
gefällt das alles nicht mehr. Es hat nichts mehr mit dem zu tun, was ich mir von der Liga erhoffte. Jetzt geht es nur noch um Geld und Macht. Der Bogen ist
überspannt. Wir müssen etwas unternehmen.“
Patrick Panetta vollendete sein Werk, die Organisation nach modernen Kriterien der Unternehmensführung durchzugestalten. Die Zahl der Lireps wurde
drastisch verringert und auf weltwelt hundert Personen beschränkt, die vom Hauptquartier ausgebildet und bezahlt wurden. Hatte es früher für jede größere
Stadt einen Lirep gegeben,
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