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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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unbesorgt, Sie sind sicher hier, als schliefen Sie in
    Buddhas Armen.“ Timur lächelte, nickte Aron zu und verließ das Zimmer.
    Aber Aron konnte nicht schlafen. Wache Klarheit durchflutete ihn. Er saß auf seinem Stuhl und lauschte lange in die Stille hinein. Von ferne klang das
    dumpfe Rollen monotoner Stimmen. Aron öffnete seinen Rucksack, nahm das Gelbe Buch heraus, Timurs Briefe auch, die zwischen den Seiten steckten, und begann
    zu lesen. Er vergaß die Zeit, als er las, sank hinein in die Aufzeichnungen des toten Walt, die er noch vor Stunden ängstlich in seinen Rucksack gestopft
    hatte, um sie Patrick Panetta auszuliefern als Zeichen bedingungsloser Hingabe an das Hju und den Mahaguru.
    Die Dinge klärten sich in seinem Geist. Seine eigenen Erfahrungen flossen zusammen mit den Aufzeichnungen Walts und den Briefen, die Timur an Walt
    geschrieben hatte. Aron schien es, als seien diese Briefe für ihn bestimmt, als seien sie geschrieben, um seine Fragen zu beantworten. Es schien ihm in
    diesen Augenblicken jederzeit möglich, wieder hinabzutauchen in den Brunnen der Zeit, als sei eine Kammer in seinem Herzen geöffnet, in der die
    Erinnerungen an all seine Leben aufbewahrt lagen wie in einer Bibliothek. Eine Weile noch saß Aron, spürte den Fäden nach, die aus der Vergangenheit zu ihm
    reichten, sich in der Gegenwart trafen und zu dem webten, was er heute war. Dann schlief er ein, von plötzlicher Erschöpfung befallen, legte sich auf das
    Bett und schlief, traumlos und fest.
    Als er erwachte, war Timur wieder im Raum. „Guten Mittag! Ich habe etwas zu Essen besorgt. Sie sind bestimmt hungrig.“
    Aron spürte, dass die klare, hellsichtige Wachheit im Schlaf nicht verloren gegangen war. Er nahm die kurzen, dünnschaligen Bananen, die Timur ihm reichte,
    den Reiskuchen, die Schale mit dampfendem Milchtee, bedankte sich, doch seine Gedanken waren mit anderen Dingen beschäftigt.
    „Was geschieht jetzt, da sie den Stein wieder besitzen, nun, da sie wissen, was er bedeutet?“, fragte er.
    „Er wird das Herüberkommen der Nokam erleichtern. Die dunkle Magie, die in ihn eingebrannt ist, wird die Brücke festigen. Das was sie Große Einweihung
    nennen, war unvollkommen ohne die Hilfe dieses Instrumentes. Daher sind Andersen und Panetta fast hilflos gefangen in ihren überhitzten Brutkammern, die
    Sie mir beschrieben haben. Sie sind unzulängliche Hüllen für die Nokam. Doch Andersen und Panetta waren nur Vorboten, um den Weg für die anderen Nokam zu
    bereiten. Es scheint wie ein glücklicher Zufall, dass Dr. John Campbell den Stein gerade in dem Augenblick an sich nahm, als er Bedeutung erlangte für die
    Herren der Finsternis. Doch es hat den Lauf der Dinge nur verzögert, denn nun ist der Stein erneut in ihrem Besitz. Nun werden auch die anderen Nokam den
    Weg über die Brücke gehen und die Körper, die sie annehmen, werden perfekte Instrumente sein.“
    „Was kann dies verhindern?“
    „Die Brücke muss fallen.“
    Im gleichen Augenblick wusste Aron, dass es in seinen Händen lag, die Brücke der Nokam zu zerstören, dass es die einzige Möglichkeit war, sich zu befreien
    aus seinen Verflechtungen mit der dunklen Kraft, die Zyklen zu beenden, die Wurzeln des uralten Baumes zu durchschneiden.
    „Ich werde erwartet in Blackwater,“ sagte er, „morgen geht mein Flug.“
    „Wollen Sie denn fliegen? Zurück an diese Quelle der Finsternis?“
    Aron zögerte einen Augenblick. Er konnte hierbleiben. Er konnte sich verbergen vor der Liga, wie Walt es getan hatte. Doch sie würden ihn jagen, wie sie
    Walt gejagt hatten und eines Tages würden sie ihn finden. Das Messer eines EH würde seine Kehle durchtrennen. Seine Bindung an die Macht des Hju aber würde
    weiter bestehen, selbst wenn es ihm gelang, zu fliehen. Sie würde ihn begleiten über die Grenzen des Todes hinaus in neue Leben.
    „Ich muss zurück,“ antwortete Aron knapp, „obwohl ich nicht weiß, was ich tun soll, um den Nokam zu begegnen.“
    Timur nickte bedächtig, wartete eine Weile, als wolle er Aron Gelegenheit geben, diese schwere Entscheidung noch einmal zu erwägen.
    „Es bleibt mir keine Wahl,“ versetzte Aron entschlossen.
    Timur erhob sich und entnahm einer Tasche ein kleines Bündel, wickelte es vorsichtig aus und reichte Aron einen flachen schwarzen Stein. „Gut und Böse,
    Hell und Dunkel, sind stets im Gleichgewicht, auch wenn es scheint, dass zu manchen Zeiten die eine oder andere Seite überwiegt. Als das Siegel

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