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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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du also, daß die beiden Brüder, die hier vor kurzem unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen sind, vorher Berengar etwas gefragt hatten . . .«
    Benno wehrte sich heftig: » Das habe ich nicht gesagt! Ich habe Euch nur erzählt, was an jenem Tage geschehen ist, wie Ihr es verlangt habt . . .« Er unterbrach sich, überlegte einen Moment und fügte dann hastig hinzu: »Aber wenn Ihr meine Meinung wissen wollt: Berengar hat mit den beiden über etwas in der Bibliothek gesprochen. Dort müßtet Ihr suchen.«
    »Wieso in der Bibliothek? Was meinte Berengar, als er sagte, man müsse die schwierigen Rätsel bei den Afrikanern suchen? Meinte er damit, man solle die afrikanischen Dichter mehr lesen?«
    »Mag sein, so schien es jedenfalls, aber warum wurde Malachias dann so wütend? Schließlich entscheidet er letzten Endes, ob man ein Buch eines afrikanischen Dichters lesen darf oder nicht. Eins weiß ich allerdings: Wenn man den Katalog der Bücher durchblättert, findet man unter den Bemerkungen, die nur der Bibliothekar versteht, oft eine, die heißt ›Africa‹, und ich habe sogar schon ›finis Africae‹ gefunden.
    Einmal habe ich ein Buch mit dieser Signatur bestellt, ich weiß nicht mehr, wie es hieß, aber der Titel hatte mich neugierig gemacht, und da sagte mir Malachias, die Bücher mit diesem Zeichen seien
    verlorengegangen. Das weiß ich. Und deswegen sage ich Euch: Es stimmt, Ihr solltet auf Berengar achten, besonders wenn er in die Bibliothek geht. Man kann nie wissen.«
    »Ja, man kann nie wissen«, nickte William und entließ den jungen Studiosus.
    Als wir allein waren, machten wir ein paar Schritte im Kreuzgang, und William faßte zusammen: Erstens sei Berengar offenbar wieder einmal Anlaß zu vagen Anspielungen seiner Mitbrüder geworden, und zweitens sei Benno anscheinend daran interessiert, unser Augenmerk auf die Bibliothek zu lenken. Ich meinte, vielleicht sei er daran interessiert, daß wir dort oben etwas entdeckten, was er selber gern wissen möchte, worauf William sagte, das könne schon sein, aber es könne auch sein, daß er uns mit seinem Hinweis auf die Bibliothek von einem anderen Ort ablenken wollte. Welcher Ort das denn sein könnte, fragte ich, und William sagte, das wisse er nicht, vielleicht das Skriptorium, vielleicht die Küche, vielleicht auch der Chor, das Dormitorium oder das Hospital. Ich gab zu bedenken, daß William doch selber am Vortag so interessiert gewesen sei an der Bibliothek, worauf er knurrend zurückgab, er wolle an etwas interessiert sein, wenn es ihm passe, und nicht, wenn andere ihn darauf hinzustoßen versuchten. Aber natürlich müsse man die Bibliothek im Auge behalten, und jetzt, nach allem, was inzwischen geschehen ist, sei es vielleicht nicht schlecht, einmal zu sehen, ob man nicht irgendwie in sie eindringen könnte. Ja, die Umstände gäben uns nun wohl das Recht, unsere Neugier auszudehnen bis an die Grenzen der Höflichkeit und des Respekts vor den Bräuchen und Regeln dieser Abtei.
    Wir verließen den Kreuzgang. Novizen und Knechte strömten gerade aus dem Hauptportal der Kirche, wo eben die Messe zu Ende gegangen war. Als wir um die Nordwestecke des Gotteshauses bogen, sahen wir Berengar aus dem Querschiff kommen und über den Friedhof zum Aedificium gehen. William rief seinen Namen, der Angerufene blieb stehen, und wir holten ihn ein. Er war sichtlich noch tiefer erschüttert als vorhin im Chor, und so beschloß William, seinen Gemütszustand auszunutzen, wie er es soeben bei Benno getan.
    »Du warst anscheinend der letzte, der Adelmus lebend gesehen hat«, sagte er unvermittelt.
    Berengar schwankte, als werde er gleich in Ohnmacht fallen. »Ich?« hauchte er wie betäubt. William hatte die Frage aufs Geratewohl hingeworfen, vermutlich weil Benno gesagt hatte, er habe die beiden Freunde an jenem Abend im Kreuzgang miteinander tuscheln gesehen. Doch er hatte damit voll ins Schwarze getroffen: Berengar dachte offenkundig an eine andere, nun wirklich letzte Begegnung mit Adelmus, denn er begann stammelnd und mit gebrochener Stimme zu reden:
    »Wie könnt Ihr so etwas sagen! Ich sah ihn vor dem Schlafengehen wie alle anderen Brüder!«
    Es klang alles andere als überzeugend, und so beschloß William, es auf einen Versuch ankommen zu lassen: »Nein, du hast ihn danach noch einmal gesehen, und du weißt mehr, als du uns glauben machen willst! Aber inzwischen geht es um zwei Todesfälle, du kannst nicht mehr schweigen. Du weißt sehr gut, daß es

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