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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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kühnen Unternehmung beklagten, traten wir durch eine Tür und standen auf einmal wieder in jenem siebeneckigen Raum, in dem unsere Odyssee begonnen hatte. Voller Freude dankten wir dem Herrn und stiegen erleichtert die Treppe hinunter.
    Kaum in der Küche angelangt, stürzten wir uns sogleich in den unterirdischen Gang, und ich schwöre: Das tote Grinsen der nackten Schädel erschien mir diesmal wahrhaftig wie das freundlichste Lächeln geliebter Personen! Wir erreichten die Kirche, eilten durchs Nordportal hinaus auf den Friedhof und setzten uns glücklich auf die steinerne Einfassung eines Grabes. Die herrliche Nachtluft war wie göttlicher Balsam. Über uns glänzten die Sterne, und die Visionen der Bibliothek lagen weit in der Ferne.
    »Wie schön ist die Welt, und wie gräßlich sind Labyrinthe!« rief ich erleichtert aus.
    »Wie schön wäre die Welt, wenn es eine Regel für die Begehung von Labyrinthen gäbe!« sagte William.
    »Wie spät mag es sein?«
    »Ich weiß nicht, ich habe das Zeitgefühl verloren. Aber wir sollten in unseren Zellen sein, wenn es zur Frühmette läutet.«
    So erhoben wir uns, gingen um die Kirche, passierten das Hauptportal (ich drehte den Kopf zur Seite, um nicht die vierundzwanzig Greise der Apokalypse zu sehen – super thronos viginti quatuor! ) und erreichten durch den Kreuzgang das Pilgerhaus.
    Vor der Schwelle empfing uns der Abt mit strengem Blick. »Die ganze Nacht schon suche ich Euch«, sagte er zu William. »Ich fand Euch nicht in der Zelle, ich fand Euch nicht in der Kirche …«
    »Wir sind einer Spur nachgegangen …«, antwortete William, vage und sichtlich verlegen. Der Abt fixierte ihn lange und sagte dann ernst und langsam: »Ich habe Euch gleich nach Komplet zu suchen begonnen. Berengar war nicht im Chor.«
    »Ach, das ist ja interessant!« rief William erleichtert aus – und in der Tat war damit nun wohl geklärt, wer der nächtliche Unbekannte im Skriptorium gewesen war.
    »Er war nicht zum Abendgebet im Chor«, wiederholte der Abt, »und er war auch die ganze Nacht nicht in seiner Zelle. Gleich wird es zur Mette läuten, sehen wir, ob er jetzt wieder da ist. Andernfalls fürchte ich ein neues Unheil.«
    Berengar war auch zur Mette nicht da!

Dritter Tag

VON LAUDES BIS PRIMA
    Worin man in der Zelle des verschwundenen Berengar ein blutiges Leintuch findet, und das ist alles.
    Müdigkeit überfällt mich, während ich dieses schreibe, Müdigkeit und Erschöpfung wie damals im Morgengrauen nach jener langen Nacht. Was soll ich sagen? Sobald die Mette beendet war, schickte der Abt den größten Teil seiner Mönche – alle waren nun sehr beunruhigt – auf die Suche nach ihrem verschwundenen Mitbruder. Ohne Ergebnis.
    Gegen Laudes fand einer unter dem Strohsack in Berengars Zelle ein blutiges Leintuch. Man zeigte es dem Abt, der darin ein böses Vorzeichen sah. Jorge, der anwesend war und davon hörte, fragte nur: »Blut?«, als wollte er den Befund nicht recht glauben. Der greise Alinardus, dem man davon erzählte, schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, nein, wenn die dritte Posaune ertönt, kommt der Tod durch Wasser …«
    William betrachtete das Leintuch und sagte: »Jetzt ist alles klar.«
    »Und wo ist dann Berengar?« fragte einer der Umstehenden verblüfft.
    »Ich weiß nicht«, antwortete er. Woraufhin Aymarus von Alessandria die Augen zum Himmel verdrehte und leise zu seinem Landsmann Petrus von Sant'Albano sagte: »So sind die Engländer eben.«
    Gegen Prima, als es hell zu werden begann, wurden Knechte ausgeschickt, das Tal und die Felshänge unter den Mauern abzusuchen. Sie kamen drei Stunden später zurück, ohne etwas gefunden zu haben.
    William nahm mich beiseite, sagte, es bliebe uns nun nichts anderes übrig, als die weiteren Ereignisse abzuwarten, und begab sich in die Glaserwerkstatt, um mit Meister Nicolas ein intensives Gespräch zu führen.
    Ich ging in die Kirche und setzte mich nahe dem Hauptportal auf eine Bank, während vorn im Chor die Messe zelebriert wurde. So dauerte es nicht lange, bis ich andächtig lauschend einnickte – und zwar für geraume Zeit, denn offensichtlich brauchen die Jungen mehr Schlaf als die Alten, die schon soviel geschlafen haben und bald in Ewigkeit schlafen werden.

TERTIA
    Worin Adson im Skriptorium über die Geschichte seines Ordens nachdenkt sowie über das Schicksal der Bücher.
    Schlafbenommen trat ich aus der Kirche, nicht mehr so müde, aber mit schwerem Kopf, denn wahrhaft erfrischende Ruhe findet der

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