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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Worte sagte Alinardus, der damals noch im Vollbesitz seiner Kräfte war. Er deutete an, Malachias habe den Posten nur bekommen, um das Spiel seines Feindes zu spielen, aber mir wurde nicht klar, wen er meinte mit seinem Feind. Das war alles, damals … Später ist hier dann immer gemunkelt worden, Malachias hätte die Bibliothek wie ein Wachhund verteidigt, ohne je wirklich begriffen zu haben, was er da so eifersüchtig bewachte. Andererseits ist auch über Berengar gemunkelt worden, als Malachias ihn zu seinem Gehilfen machte. Es hieß, er sei auch nicht viel heller als sein Meister, er sei bloß ein gerissener Intrigant. Es hieß auch … aber dieses Gerücht hast du vielleicht selber schon gehört … daß zwischen ihm und Malachias ein sonderbares Verhältnis bestanden hätte … Alte Geschichten, später hat man dasselbe über Berengar und Adelmus gemunkelt, wie du weißt, und die jungen Schreiber sagten, Malachias habe insgeheim an einer furchtbaren Eifersucht gelitten … Und dann munkelte man auch über das Verhältnis zwischen Malachias und Jorge … Nein, nicht wie du jetzt vielleicht meinst, niemand hat je über Jorges Tugend gemunkelt! Aber Malachias mußte, als er Bibliothekar geworden war, der Tradition entsprechend den Abt zu seinem Beichtvater wählen, während alle anderen bei Jorge beichteten (oder bei Alinardus, aber der Alte ist inzwischen fast geistesumnachtet) … Na ja, und da wurde gemunkelt, daß Malachias eigentlich viel zu oft mit Jorge tuschelte, es wäre fast so, als ob zwar der Abt seine Seele lenkte, aber Jorge seinen Leib, sein Tun und Lassen und seine Arbeit. Außerdem weißt du ja und hast es vermutlich selber gesehen: Wenn jemand etwas über ein altes und vergessenes Buch wissen wollte, dann fragte er nicht Malachias, sondern Jorge. Malachias hütete zwar den Katalog und holte die Bücher aus der Bibliothek, aber Jorge wußte, was jeder Titel bedeutete …«
    »Woher weiß Jorge soviel über die Bibliothek?«
    »Er ist der Älteste nach Alinardus, er lebt hier seit seiner Jugend. Er muß jetzt über achtzig sein, es heißt, er sei blind seit mindestens vierzig Jahren, vielleicht auch schon länger …«
    »Wie kommt es, daß er sich soviel Wissen aneignen konnte, bevor er erblindete?«
    »Oh, es gibt allerhand Legenden über ihn. Er soll schon als Kind der Gnade Gottes teilhaftig geworden sein und in Kastilien unten, bevor er mannbar wurde, die Bücher der arabischen und griechischen Doctores gelesen haben. Und auch nach seiner Erblindung, auch heute noch verbringt er jeden Tag viele Stunden im Skriptorium, läßt sich den Katalog vorlesen, läßt sich Bücher bringen, und ein Novize liest sie ihm stundenlang vor. Er hat ein enormes Gedächtnis, er ist nicht vergeßlich wie Alinardus. Aber warum fragst du das alles?«
    »Nachdem Malachias und Berengar tot sind, wer kennt jetzt noch die Geheimnisse der Bibliothek?«
    »Der Abt, und der Abt wird jetzt Benno einweihen müssen … wenn er will.«
    »Wieso wenn er will?«
    »Benno ist noch sehr jung, er wurde zum Gehilfen ernannt, als Malachias noch lebte, und es ist ein Unterschied, ob man Gehilfe des Bibliothekars ist oder Bibliothekar. Traditionsgemäß wird der Bibliothekar später Abt …»
    »Ach so ist das hier! Deswegen ist der Posten des Bibliothekars so begehrt! Dann war Abbo also vorher Bibliothekar?«
    »Nein, Abbo nicht. Abbo war schon Abt, als ich hierherkam, das ist jetzt bald dreißig Jahre her. Sein Vorgänger war ein gewisser Paulus von Rimini, ein merkwürdiger Mensch, von dem man sich sonderbare Dinge erzählte: Er muß ein unersättlicher Leser gewesen sein, er soll alle Bücher der Bibliothek auswendig gekannt haben, aber er litt an einem eigenartigen Gebrechen, er konnte nämlich nicht schreiben, sie nannten ihn den Abbas agraphicus … Er war schon in jungen Jahren Abt geworden, angeblich genoß er den Schutz des Algirdas von Cluny, des Doctor Quadratus … aber das ist alter Mönchsklatsch. Jedenfalls wurde er Abt, und Robert von Bobbio wurde sein Nachfolger in der Bibliothek, aber Robert litt an einer unheilbaren Krankheit, die ihn verzehrte, und man wußte, daß er nie imstande sein würde, die Geschicke der Abtei zu lenken, und als Paulus von Rimini eines Tages verschwunden war …«
    »Gestorben?«
    »Nein, verschwunden, ich weiß nicht wie, er ging auf Reisen und kam nicht wieder zurück, vielleicht ist er unterwegs von Räubern erschlagen worden … Jedenfalls als Paulus verschwunden war, konnte Robert sein

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