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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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ich die verpasste, musste ich zwei Monate warten, bis das nächste Trimester begann.
    Ich trug das Datum ein und zog einen Strich, über dem der Buchhändler unterzeichnen sollte. Er blickte leicht verwirrt, als ich ihm den Zettel hinschob. Und er bemerkte überhaupt nicht, dass auf der Quittung nicht von Talenten, sondern von Pennys die Rede war. Talente waren viel mehr wert. Er willigte damit ein, mir das Buch für viel weniger Geld zurückzugeben, als er dafür bezahlt hatte.
    Meine Genugtuung erhielt einen Dämpfer, als mir aufging, wie töricht das alles war. Ob nun Talente oder Pennys – ich würde in zwei Spannen ohnehin nicht genug Geld haben, um das Buch zurückkaufen zu können. Wenn alles gut ging, war ich am nächsten Tag nicht einmal mehr in Tarbean.
    Trotz ihrer Nutzlosigkeit half die Quittung, den Schmerz zu lindern, den ich empfand, als ich mich von dem letzten Gegenstand trennte, den ich noch aus meiner Kindheit herübergerettet hatte. Ich faltete den Zettel sorgfältig zusammen, steckte ihn ein und nahm meine beiden Silbertalente. Zu meinem Erstaunen streckte mir der Mann eine Hand entgegen.
    Er lächelte reumütig. »Das mit dem Zettel tut mir Leid. Aber du sahst nicht wie einer aus, der wiederkommt.« Er zuckte mit den Achseln. »Hier.« Er drückte mir einen Kupfer-Jot in die Hand.
    Ich befand, dass er doch kein durch und durch schlechter Mensch war. Ich erwiderte sein Lächeln und hatte einen Moment lang sogar leichte Gewissensbisse wegen des Quittungstextes.
    Ich hatte auch ein schlechtes Gewissen wegen der drei Federn, die ich hatte mitgehen lassen, das aber nur eine Sekunde lang. Und da es keinen praktikablen Weg gab, sie ihm wiederzugeben, stahl ich, bevor ich ging, auch noch ein Fläschchen Tinte.

Kapitel 31
    Der junge Edelmann

    D ie zwei Talente hatten ein beruhigendes Gewicht, das nichts damit zu tun hatte, wie schwer sie waren. Jeder, der schon einmal längere Zeit ohne Geld auskommen musste, wird wissen, was ich damit meine. Meine erste Investition war ein anständiger lederner Geldbeutel. Ich trug ihn unter der Kleidung, auf der nackten Haut.
    Als Nächstes gönnte ich mir ein richtiges Frühstück: einen großen Teller Rührei mit Speck, frisches Brot, ordentlich gebuttert und mit Honig bestrichen, und ein Glas frische Milch. Zusammen kostete mich das fünf Eisenpennys. Es mag durchaus das köstlichste Mahl gewesen sein, das ich je gegessen hatte.
    Es war ein seltsames Gefühl, an einem Tisch zu sitzen und mit Messer und Gabel zu essen. Es war ein seltsames Gefühl, von Menschen umgeben zu sein. Und es war ein seltsames Gefühl, von jemandem bedient zu werden.
    Als ich die Reste meines Frühstücks mit einem Brotkanten auftupfte, wurde mir klar, dass ich ein Problem hatte.
    Selbst in diesem leicht schmuddeligen Wirtshaus in Waterside erregte ich Aufmerksamkeit. Mein Hemd war weiter nichts als ein alter Leinensack mit einem Hals- und zwei Armlöchern. Meine Hose war aus Segeltuch und mir viel zu groß. Meine Kleidung stank nach Rauch, Schmiere und Spülicht. Die Hose wurde von einem Tau gehalten, das ich aus dem Abfall gefischt hatte. Ich starrte vor Dreck, ich war barfuß, und ich stank.
    Sollte ich mir Kleider kaufen, oder sollte ich ein Bad nehmen? Wenn ich erst ein Bad nahm, musste ich anschließend wieder meine alten Kleider anziehen. Wenn ich jedoch in diesem Aufzug versuchte, Kleider zu kaufen, würde man mich womöglich nicht einmal in den Laden lassen. Und ich bezweifelte, dass irgendjemand willens sein würde, Maß an mir zu nehmen.
    Der Wirt kam an meinen Tisch, um meinen Teller abzuräumen, und ich beschloss, erst einmal zu baden, vor allem, weil ich es gründlich satt hatte, zu stinken wie eine schon vor Spannenfrist verreckte Ratte. Ich lächelte ihn an. »Wo kann ich denn hier in der Nähe ein Bad nehmen?«
    »Hier bei uns, wenn du ein paar Penny übrig hast.« Er musterte mich. »Oder du könntest eine Stunde lang dafür arbeiten. Eine gute Stunde harte Arbeit. Der Herd könnte mal wieder geschrubbt werden.«
    »Ich brauche aber viel Wasser und Seife.«
    »Dann eben zwei Stunden. Der Abwasch ist auch noch zu erledigen. Erst der Herd, dann das Bad, dann der Abwasch. Abgemacht?«
    Eine gute Stunde später taten mir die Schultern weh, und der Herd war sauber. Der Wirt führte mich in ein Hinterzimmer, in dem ein großer Holzbottich stand. An den Wänden gab es Kleiderhaken, und ein an die Wand genageltes Stück Weißblech diente als Spiegel.
    Der Wirt brachte mir eine

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