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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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dazu herab zu antworten, nickte nur knapp.
    Falls er diese Reaktion als allzu kurz angebunden empfand, so ließ er es sich nicht anmerken. »Ich wüsste gerne, bei welcher Truppe er war.«
    Mir riss der Geduldsfaden. »Oh, wüsstet Ihr das gerne?«, sagte ich mit aller Gehässigkeit, die meine geschulte Zunge aufzubieten vermochte. »Nun, diesen Wunsch müsst Ihr wohl noch eine Weile länger hegen. Ich bin nun zur Unwissenheit verurteilt, da könnt Ihr selbst auch ein klein wenig davon erdulden. Wenn ich wiederkomme, nachdem ich die drei Talente verdient habe, könnt Ihr mich ja noch einmal danach fragen.« Ich sah ihn grimmig an, so als hoffte ich, ihn mit meinem Blick verbrennen zu können.
    Er reagierte nur minimal, und ich erfuhr erst später, dass man Meister Lorren ebenso leicht eine Reaktion entlocken konnte wie einer steinernen Statue ein Blinzeln.
    Er blickte etwas ratlos, dann leicht erstaunt, und als ich ihn wütend anstarrte, zeigte er die Andeutung eines Lächelns und reichte mir schweigend ein Blatt Papier.
    Ich faltete es auseinander und las. Dort stand: »Kvothe. Frühjahrstrimester. Studiengebühr: –3 Talente.« Minus drei Talente. Natürlich.
    Erleichterung brandete über mich hinweg. Als wäre sie eine Woge, die mir die Beine wegriss, saß ich mit einem Mal auf dem Fußboden und weinte.

Kapitel 37
    Mit strahlenden Augen

    L orren führte mich über einen Hof. »Darüber haben wir doch vor allem debattiert«, erläuterte er in einem Ton unerschütterlicher Leidenschaftslosigkeit. »Wir mussten die Höhe deiner Studiengebühr festlegen. Das müssen wir bei jedem.«
    Ich hatte inzwischen meine Selbstbeherrschung wieder gefunden und mich für mein unmögliches Benehmen entschuldigt. Er hatte gelassen genickt und angeboten, mich zur Quästur zu begleiten, um sicherzustellen, dass es wegen meiner »Gebühren« zu keinen Schwierigkeiten käme.
    »Nachdem wir beschlossen hatten, dich auf die von dir vorgeschlagene Art und Weise zum Studium zuzulassen,« – Lorren machte eine kurze, bedeutsame Pause und suggerierte mir damit, dass es nicht ganz einfach gewesen sei – »standen wir vor dem Problem, dass es noch nie vorgekommen ist, dass man einem Studenten, der sich immatrikuliert, Geldmittel zur Verfügung stellt.« Er hielt wiederum inne. »Ein sehr ungewöhnlicher Fall.«
    Lorren führte mich in ein Steingebäude, einen Korridor entlang und eine Treppe hinunter. »Hallo, Riem.«
    Der Quästor war ein älterer, leicht reizbarer Herr, der noch reizbarer wurde, als er erfuhr, dass er mir Geld geben sollte und nicht umgekehrt. Nachdem ich meine drei Talente erhalten hatte, geleitete mich Meister Lorren wieder hinaus.
    Plötzlich fiel mir etwas ein, und ich suchte in meiner Tasche herum, froh über den Anlass, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. »Ich habe hier eine Quittung von dem Buchladen.« Ich gab ihm den Zettel und fragte mich, was der Inhaber wohl denkenwürde, wenn der Leiter der Universitätsbibliothek zu ihm kam, um das Buch auszulösen, das ein schmutziges Straßenkind ihm verkauft hatte. »Meister Lorren, ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass Ihr Euch dazu bereit erklärt habt, und ich hoffe, Ihr haltet mich nicht für undankbar, wenn ich Euch noch um einen weiteren Gefallen bitte …«
    Lorren warf einen Blick auf die Quittung, steckte sie ein und sah mich dann aufmerksam an. Nein, nicht aufmerksam. Und auch nicht fragend. Sein Gesicht war im Grunde vollkommen ausdruckslos. Keine Neugier. Keine Gereiztheit. Nichts. Wäre sein Blick nicht auf mich gerichtet gewesen, hätte ich geglaubt, dass er vergessen hatte, dass ich überhaupt da war. »Nur zu«, sagte er.
    »Dieses Buch. Es ist das Einzige, was … aus dieser Zeit meines Lebens noch übrig ist. Ich würde es Euch sehr gerne wieder abkaufen – eines Tages, wenn ich das nötige Geld habe.«
    Er nickte, immer noch mit ausdrucksloser Miene. »Das lässt sich einrichten. Mach dir keine unnötigen Sorgen um das Buch. Es wird genauso gewissenhaft aufbewahrt werden wie jedes andere in unserer Bibliothek.«
    Lorren winkte einen vorbeigehenden Studenten zu sich.
    Ein rotblonder junger Mann trat ängstlich näher. Er nickte dem Meister voller Hochachtung so ergeben zu, dass es beinahe einer Verbeugung gleichkam. »Ja, Meister Lorren?«
    Lorren wies auf mich. »Simmon, das ist Kvothe. Jemand muss ihn herumführen, mit ihm die ganzen Formalitäten erledigen und so weiter. Kilvin möchte ihn an seinem Institut haben. Alles

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