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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Jahre gebraucht, um hierher zu gelangen. Ich mag jung erscheinen, aber ich gehöre genauso – wenn nicht gar eher – hierher wie irgendein reicher kleiner Lord, der Salz und Zyanid nicht einmal am Geschmack unterscheiden kann.«
    Ich hielt kurz inne. »Ich habe jedoch gegenwärtig nur zwei Jots im Geldbeutel und keine Möglichkeit, mehr Geld zu beschaffen. Alles, was sich irgendwie zu Geld machen ließ, habe ich bereits verkauft.
    Wenn Ihr mir mehr als zwei Jots Studiengebühren abverlangt, werde ich nicht hier studieren können. Wenn Ihr mir weniger abverlangt, werde ich jeden Tag hier sein und jede Nacht tun, was auch immer nötig ist, um mich über Wasser zu halten, während ich hier studiere. Ich werde auf der Gasse und in Ställen schlafen, werde für ein paar Speisereste Geschirr spülen, werde Pennys erbetteln, um Schreibfedern kaufen zu können. Ich werde alles tun, was nötig ist.« Diese letzten Worte sprach ich mit grimmiger Entschlossenheit, knurrte sie beinahe.
    »Wenn Ihr mir aber die Studiengebühren erlasst und mir drei Talente gebt, damit ich davon leben kann und mir das kaufen kann, was ich zum Studium brauche, dann werde ich ein Student sein, wie Ihr noch nie einen gesehen habt.«
    Einen halben Atemzug lang herrschte Schweigen, und dann folgte ein Donnerschlag von Gelächter von Kilvin. »HA!«, brüllte er. »Wenn nur jeder zehnte Student auch nur halb so viel Feuer hätte wie der hier, würde ich mit Peitsche und Stuhl unterrichten, statt mit Kreide und Schiefertafel.« Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Daraufhin redeten sie alle durcheinander. Der Rektor gab mir einen Wink, und ich setzte mich auf den Stuhl, der am Rande des Lichtkreises stand.
    Die Diskussion schien sich eine ganze Weile hinzuziehen, doch selbst zwei oder drei Minuten wären mir wie eine Ewigkeit erschienen, während ich dort saß und eine Gruppe alter Männer über meine Zukunft debattierte. Es wurde nicht geschrien, aber viel mit den Händen gefuchtelt, vor allem von Meister Hemme, der offenbar eine ebenso innige Abneigung gegen mich gefasst hatte wie ich gegen ihn.
    Das wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn ich verstanden hätte, was sie sprachen, doch mein sonst so gutes Gehör ließ mich im Stich.
    Mit einem Mal verstummte ihr Gespräch, und dann sah der Rektor in meine Richtung und winkte mich herbei.
    »Hiermit geben wir zu Protokoll«, sagte er in formellem Ton, »dass Kvothe, Sohn des –« Er hielt inne und sah mich fragend an.
    »Arliden«, ergänzte ich. Der Name hatte nach all den Jahren einen fremden Klang angenommen. Meister Lorren sah kurz in meine Richtung und blinzelte.
    »… Sohn des Arliden, am 34. Equis zum Studium an der Universität zugelassen wurde. Seine Zulassung zum Arkanum erfordert den Nachweis, dass er die Grundlagen der Sympathie beherrscht. Sein offizieller Bürge ist Kilvin, Meister des Handwerks. Seine Studiengebühr wird auf minus drei Talente festgesetzt.«
    Das traf mich wie ein Schlag. Drei Talente – angesichts der Hoffnungen, die ich mir machen konnte, die noch vor Trimesterbeginn zu beschaffen, hätte das auch alles Geld der Welt sein können. Mit Küchenjobs und Botengänge konnte ich mit viel Glück im Laufe eines Jahres so viel beiseite legen.
    Ich klammerte mich an die verzweifelte Hoffnung, mit Taschendiebstählen noch rechtzeitig so viel zusammenzubekommen. Doch ich wusste, dass dieser Gedanke genau das war: verzweifelt. Leute, die über solche Summen verfügten, waren im allgemeinen nicht so dumm, ihr Geld mit sich herumzutragen.
    Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Meister den Tisch verlassen hatten, bis einer von ihnen zu mir kam. Ich sah hoch und erblickte den Meister der Bibliothek.
    Lorren war größer als ich vermutet hatte, gut zwei Meter. Mit seinem langen Gesicht und seinen langen Händen wirkte er beinahe wie gestreckt. Als er sah, dass er meine Aufmerksamkeit hatte, fragte er: »Sagtest du, der Name deines Vaters sei Arliden?«
    Er fragte das ganz ruhig, ohne eine Spur des Bedauerns. Es machte mich sehr wütend, dass er erst meine Ambitionen im Keim erstickte, hier an der Universität zu studieren, und dann ankam und sich nach meinem toten Vater erkundigte, so als wünschte er mir lediglich einen Guten Morgen.
    »Ja«, sagte ich verkniffen.
    »Arliden, der Barde?«
    Mein Vater hatte sich nie als Barde oder Sänger bezeichnet. Ihn so bezeichnet zu hören brachte mich noch mehr auf, wenn das überhaupt möglich war. Ich ließ mich nicht

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