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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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weitere überlasse ich dir. Wirst du dich darum kümmern?«
    Simmon nickte und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Jawohl, Sir.«
    Lorren machte ohne ein weiteres Wort kehrt und ging mit großen Schritten und wehendem Talar davon.

    Simmon war jung für einen Studenten, aber trotzdem ein paar Jahre älter als ich. Er war größer als ich, aber sein Gesicht war immer noch jungenhaft, und er war jungenhaft schüchtern.
    »Hast du denn schon eine Unterkunft?«, fragte er, als wir losgingen. »Ein Zimmer in einem Gasthof oder so?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin heute erst angekommen. Ich musste erst mal die Zulassungsprüfung bestehen.«
    Simmon wies nach links, auf einen breiten, von Bäumen gesäumten Weg. »Dann lass uns zuerst ins Mews, den Studententrakt, gehen.«
    Ich blieb stehen. »Ich habe nicht viel Geld«, gestand ich. Ich hatte nicht vorgehabt, mir ein Zimmer zu nehmen. Ich war es gewöhnt, draußen zu schlafen, und ich wusste, dass ich meine drei Talente für Kleider, Essen, Papier und die Studiengebühren des nächsten Trimesters brauchen würde. Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass die Meister gleich zwei Trimester so großzügig zu mir waren.
    »Die Prüfung ist wohl nicht so gut gelaufen, hm?«, sagte Simmon mitfühlend, nahm mich beim Ellbogen und lotste mich auf ein weiteres graues Universitätsgebäude zu. Dieses war dreigeschossig, hatte viele Fenster, und von seinem Zentrum gingen etliche Flügel ab. »Mach dir nichts draus. Ich war beim ersten Mal auch schrecklich nervös und hab mir in die Hosen gemacht. Bildlich gesprochen.«
    »So schlimm war es gar nicht«, sagte ich, und war mir der drei Talente in meinem Geldbeutel mit einem Mal bewusst. »Aber ich glaube, ich habe Meister Lorren gekränkt. Er wirkte so …«
    »Kühl?«, fragte Simmon. »Distanziert?« Er lachte. »Lorren ist immer so. Elxa Dal hat angeblich einen Preis von zehn Goldmark ausgesetzt für den Fall, dass es jemand schafft, ihn auch nur ein einziges Mal zum Lachen zu bringen.«
    »Oh. Na, da bin ich aber beruhigt. Er ist der Letzte, mit dem ich es mir verderben möchte. Ich freue mich schon darauf, viel Zeit in der Bibliothek zu verbringen.«
    »Geh nur sorgsam mit den Büchern um, dann wirst du gut mit ihm auskommen. Er lässt sich normalerweise durch nichts erschüttern, aber seine Bücher hütet er wie eine Bärenmutter ihre Jungen. Ja, ich würde lieber mit einer Bärenmutter aneinander geraten, als von Lorren dabei ertappt werden, wie ich einen Knick in eine Seite mache.«
    Simmon kickte ein Steinchen übers Kopfsteinpflaster. »Also gut. Im Mews hast du die Wahl. Für ein Talent bekommst du ein Etagenbett im Schlafsaal und einen Essensgutschein fürs Trimester.« Er zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes, aber immerhin ein Dach über dem Kopf. Für zwei Talente bekommst du ein Bett im Doppelzimmer, für drei Talente ein Zimmer ganz für dich allein. Essen gibt’s dreimal täglich drüben in der Mensa.« Er zeigte auf ein lang gestrecktes, flaches Gebäude jenseits einer Rasenfläche. »Das Essen ist gar nicht so schlecht, solange man nicht anfängt, darüber nachzudenken, woher es wohl stammt.«
    Ich überlegte. Ein Talent für zwei Monate Verpflegung und außerdem einen Schlafplatz im Trockenen – auf ein besseres Geschäft brauchte ich nicht zu hoffen. Ich lächelte Simmon an. »Das klingt doch genau richtig.«
    Simmon nickte und öffnete die Tür. »Also dann Schlafsaal. Komm, lass uns einen Kämmerer suchen, und dann schreibst du dich ein.«

    Der Schlafsaal für die nicht dem Arkanum angehörenden Studenten befand sich im dritten Stock des Ostflügels, am weitesten von den Badeeinrichtungen im Erdgeschoss entfernt. Die Unterkunft war, wie Sim es geschildert hatte – ganz schlicht. Aber die schmalen Betten waren immerhin frisch bezogen, und zu ihnen gehörte je eine verschließbare Truhe, in der ich meine Habseligkeiten unterbringen konnte.
    Die unteren Etagenbetten waren bereits alle belegt, und so suchte ich mir am hinteren Saalende ein oberes Bett aus. Der Blick von dort oben durch eines der schmalen Fenster hinaus erinnerte mich an mein Versteck auf den Dächern von Tarbean, und das wirkte auf seltsame Weise tröstlich auf mich.
    Zum Mittagessen gab es einen Teller Kartoffelsuppe, dazu Bohnen, Speck und frisches Schwarzbrot. Die langen Tafeln im Saal, an denen gut zweihundert Studenten Platz fanden, waren etwa zur Hälfte besetzt. Der Raum war erfüllt vom Gemurmel der Gespräche,von

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