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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Nächstes esse ich dann direkt vom Tranchierbrett und werfe die Knochen hinter mich – für die Hunde.«
    »Die Etikette gebietet dabei einen Wurf über die linke Schulter, Euer Hoheit«, sagte Manet, den Mund voller Brot, und grinste.
    Sovoy blitzte ihn wütend an, doch ehe er etwas sagen konnte, ergriff Simmon das Wort. »Was ist denn geschehen?«
    »Meine Studiengebühren wurden auf achtundsechzig Strehlaum festgesetzt«, erwiderte Sovoy empört.
    Simmon blickte verwirrt. »Ist das viel?«
    »Allerdings«, erwiderte Sovoy. »Und das gänzlich ohne Grund. Ich habe alle Fragen beantwortet. Die haben was gegen mich, das ist es. Mandrag vor allem. Und Hemme auch. Und außerdem weiß ja jeder, dass sie den Adel auspressen, wie sie es bei euch nie wagen würden.«
    »Simmon ist adlig«, entgegnete Manet und wies mit einem Löffel auf ihn. »Und der scheint da keine Schwierigkeiten zu haben.«
    Sovoy schnaubte verächtlich. »Simmons Vater ist ein Papp-Herzog, der sich in Atur vor einem Blech-König verneigt. In den Stallungen meines Vater haben sie einen längeren Stammbaum als die meisten aturischen Adligen.«
    Simmon versteifte sich ein wenig, sah aber nicht von seinem Essen auf.
    Nun wandte sich Wilem Sovoy zu, und seine dunklen Augen funkelten. Doch ehe er etwas sagen konnte, sank Sovoy ein wenig in sich zusammen und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. »Tut mir leid, Sim, nimm’s mir bitte nicht krumm. Es ist nur … es sollte dieses Trimester doch alles besser werden, aber statt dessen ist es jetzt noch schlimmer. Meine Apanage deckt nicht einmal mehr die Studiengebühren, und ich bekomme nirgends mehr Kredit. Weißt du, wie erniedrigend das ist? Ich musste meine Gemächer im Goldenen Pony aufgeben. Ich logiere jetzt im zweiten Stock des Mews. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte mir ein Zimmer mit jemandem teilen müssen. Was würde mein Vater sagen, wenn er das wüsste?«
    Simmon, der den Mund voll hatte, zuckte die Achseln und machte mit seinem Löffel eine Geste, die wohl besagen sollte, dass er Sovoy nichts übel nahm.
    »Vielleicht würde es günstiger für dich laufen, wenn du nicht so herausgeputzt da hineingehen würdest«, sagte Manet. »Lass einfach die seidenen Gewänder weg, wenn du zur Zulassungsprüfung gehst.«
    »Ach ja?«, entgegnete Sovoy, und seine Wut flammte wieder auf. »Ich soll mich erniedrigen? Mir Asche aufs Haupt streuen? Mir die Kleider zerreißen? Nein. Die sind alle nichts Besseres als ich. Ich muss mich ihnen nicht beugen.«
    Am Tisch herrschte einen Moment lang beklommenes Schweigen, und ich sah, dass Studenten von den anderen Tischen aus die ganze Szene verfolgten.
    »Hylta tiam«, fuhr Sovoy fort. »Es gibt hier nichts, was mir nicht zuwider wäre. Euer Wetter ist abscheulich, eure Religion barbarisch und prüde. Eure Huren sind unerträglich dumm und haben keinerlei Manieren. Eure Sprache vermag kaum auszudrücken, wie erbärmlich es hier ist …«
    Sovoys Stimme wurde leiser, bis er fast nur noch zu sich selbst zu sprechen schien. »Mein Blut reicht fünfzig Generationen zurück. Und jetzt schau sich einer an, wo ich hier gelandet bin.« Er nahm den Kopf in beide Hände und blickte auf sein Tablett hinab. »Gerstenbrot. Bei allen Göttern, einem Manne ist es doch wohl bestimmt, Weizenbrot zu essen.«
    Ich sah ihn unverwandt an und kaute dabei einen Bissen von dem frischen Graubrot. Es schmeckte köstlich.
    »Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe«, sagte Sovoy mit einem Mal und erhob sich. »Das ist einfach nichts für mich.« Er stürmte davon und ließ sein Tablett auf dem Tisch stehen.
    »Das ist Sovoy«, sagte Manet beiläufig zu mir. »Kein übler Kerl. Normalerweise ist er längst nicht so betrunken.«
    »Ist er Modeganer?«
    Simmon lachte. »Noch modeganer geht’s nicht.«
    »Du solltest ihn nicht triezen«, sagte Wilem zu Manet. Sein starker Akzent erschwerte es mir herauszuhören, ob er den älteren Kommilitonen tadelte, aber sein dunkles Kealdengesicht blickte eindeutig vorwurfsvoll. Als Ausländer hatte er offensichtlich Verständnis für Sovoys Schwierigkeiten, sich an die Sprache und die Kultur des Commonwealth zu gewöhnen.
    »Er macht wirklich schwere Zeiten durch«, räumte Simmon ein. »Könnt ihr euch daran erinnern, wie er seinen Diener entlassen musste?«
    Manet, mit vollem Mund, tat mit beiden Händen so, als würde er auf einer imaginären Geige spielen. Er verdrehte die Augen und zeigte keinerlei Mitgefühl.
    »Diesmal musste

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