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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Absichten, ob nun vorgetäuscht oder nicht, interessieren mich nicht, E’lir Kvothe. Mich interessieren einzig und allein deine Taten. Du hattest eine offene Flamme in der Hand. Also trägst du die Verantwortung dafür. Das ist etwas, das man lernen muss, wenn man ein Erwachsener sein will.«
    Ich blickte zu Boden, überlegte verzweifelt, was ich sagen sollte, welchen Beweis ich vorbringen konnte. Doch mir fiel so schnell nichts ein, und Lorren verließ den Raum.
    »Ich verstehe nicht, warum ich für seine Dummheit bestraft werden soll«, wandte sich Ambrose zeternd an die anderen Bibliothekare. Ich ging wie benommen zum Ausgang. Dann beging ich den Fehler, mich noch einmal zu Ambrose umzusehen. Seine Miene war ernst und gefasst.
    Doch in seinem Blick lag große Belustigung. »Also ehrlich, Junge«, sagte er zu mir. »Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast. Man sollte doch meinen, dass ein Mitglied des Arkanums über ein wenig mehr Verstand verfügt.«

    Ich ging zurück zur Mensa. An der Essensausgabe nahm ich mir ein Blechtablett, zeigte meinen Ausweis vor und ließ mir eine Portion gedämpften Pudding geben, dazu ein Würstchen und einen Klacks Bohnen. Ich sah mich im Saal um, bis ich Simmon und Manet erblickte, die an ihrem Stammplatz in der Nordostecke saßen.
    Ich zog einiges an Aufmerksamkeit auf mich, als ich zu ihrem Tisch ging. Das war nur verständlich, denn es war kaum zwei Stunden her, dass man mich öffentlich ausgepeitscht hatte. Ich hörte jemanden flüstern: »… er hat nicht geblutet, als er ausgepeitscht wurde. Ich war dabei. Kein einziger Tropfen Blut.«
    Das hatte natürlich die Nahlwurz bewirkt. Ich hatte es für eine gute Idee gehalten. Jetzt fand ich es nur noch töricht. Es wäre Ambrose nie gelungen, mich so leicht hinters Licht zu führen, wenn mein natürlicher Argwohn nicht betäubt gewesen wäre. Und wenn ich meine fünf Sinne beisammen gehabt hätte, hätte ich auch eine Möglichkeit gefunden, es Lorren zu erklären.
    Während ich durch den Saal schritt, wurde mir klar, was ich getan hatte. Ich hatte meinen Zutritt zur Bibliothek eingetauscht gegen ein klein wenig Ruhm.
    Nun blieb mir nur noch, das Beste daraus zu machen. Wenn ein gewisser Ruf alles war, was ich nach diesem Debakel vorzuweisen hatte, war es am klügsten, darauf aufzubauen. Ich hielt mich aufrecht, als ich zu Simmon und Manet ging und dann mein Tablett bei ihnen abstellte.
    »Es gibt doch keine Magazingebühr, oder?«, fragte ich leise, ließ mich auf der Sitzbank nieder und gab mir große Mühe, wegen der Schmerzen auf meinem Rücken nicht das Gesicht zu verziehen.
    Sim sah mich verdutzt an. »Magazingebühr?«
    Manet gluckste. »Das habe ich ja seit Jahren nicht mehr gehört. Damals, als ich noch in der Bibliothek gearbeitet habe, haben wir den Studienanfängern immer einen Penny abgeknöpft, wenn sie Bücher bestellen wollten. Das nannten wir Magazingebühr.«
    Sim schenkte ihm einen missbilligenden Blick. »Das ist aber gemein.«
    Manet hob abwehrend die Hände. »Nur ein kleiner harmloser Scherz.« Er sah zu mir herüber. »Machst du deshalb so ein langes Gesicht? Hat dir jemand ein Kupferstück abgeknöpft?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht öffentlich eingestehen, dass Ambrose mir ein ganzes Talent abgeluchst hatte. »Ratet mal, wem man in der Bibliothek gerade Hausverbot erteilt hat«, sagte ich in ernstem Ton, riss ein Stück Brot ab und tunkte es in meine Bohnen.
    Sie blickten mich verblüfft an. Dann sagte Simmon: »Äh … dir?«
    Ich nickte und begann zu essen. Ich hatte eigentlich keinen Appetit, hoffte aber, wenn ich etwas in den Magen bekam, würde das gegen die durch die Nahlwurz verursachte Trägheit anwirken. Und außerdem war es einfach nicht meine Art, die Gelegenheit zu einer Mahlzeit verstreichen zu lassen.
    »Du hast bereits an deinem ersten Tag Hausverbot bekommen?«, sagte Simmon. »Das wird es nicht einfacher machen, die Chandrian zu studieren.«
    Ich seufzte. »Wohl wahr.«
    »Wie lange gilt denn das Hausverbot?«
    »Er sagte nur Hausverbot «, erwiderte ich. »Von einer Frist war keine Rede.«
    »Was?« Manet sah mich an. »Er hat seit mindestens zehn Jahren kein unbefristetes Hausverbot mehr erteilt. Was hast du denn getan? Auf ein Buch gepinkelt?«
    »Sie haben mich im Magazin mit einer Kerze erwischt.«
    »Grundgütiger.« Manet legte die Gabel nieder, und zum ersten Mal sah ich ihn ernst. »Da war der alte Lorren aber sicher stinksauer.«
    »Stinksauer trifft es

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