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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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einem Wirtshaus. Ihr hört mich singen und Laute spielen. Ihr lacht, ihr weint, ihr bewundert mein Können, aber im Gegensatz zu einem reichen Kaufmann oder einem Adligen verfügt ihr nicht über das nötige Kleingeld, um mir ein schönes Geldgeschenk zu machen. Also bietet ihr an, mir ein Glas zu spendieren. Ich jedoch habe bereits etwas getrunken. Oder ich möchte vielleicht einen klaren Kopf bewahren. Schlage ich deshalb euer Angebot aus? Natürlich nicht. Das wäre eine vertane Gelegenheit, und ihr würdet es wahrscheinlich als Brüskierung empfinden. Nein, vielmehr nehme ich dankbar an und bitte den Barmann um ein Greysdale-Met. Oder einen Sounten. Oder irgend einen bestimmten Weißwein. Der Name des Getränks ist nicht so wichtig, wichtig ist, dass es das genannte Getränk gar nicht gibt. Der Barmann schenkt mir Wasser ein.
    Ihr bezahlt das Getränk, ich bedanke mich herzlich, und alle gehen frohgemut ihrer Wege. Und später teilen der Barmann, der Wirt und der Musiker das Geld durch drei.
    In manchen kultivierteren Lokalen läuft es sogar noch angenehmer. Dort werden diese Getränke für den künftigen Verzehr notiert. Und das Eolian war so ein Lokal.
    Und so gelang es mir trotz meiner notorischen Geldknappheit, eine ganze Flasche Scutten an den Tisch mitzubringen, an dem Wil und Sim auf mich warteten. Wil beäugte sie anerkennend, als ich mich setzte. »Was gibt es denn zu feiern?«
    »Kilvin hat meine Sympathielampe als Gesellenstück akzeptiert. Ihr seht den neuesten Handwerksgesellen des Arkanums vor euch«, sagte ich ein wenig selbstgefällig. Die meisten Studenten brauchten drei oder vier Trimester, bis sie diese Lehre abschlossen. Dass die Lampe mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden war, behielt ich für mich.
    »Das wurde aber auch Zeit«, sagte Wil. »Wie lange hast dafür gebraucht? Drei Monate? Die Leute fingen schon an, an dir zu zweifeln.«
    «Ich dachte, ihr freut euch«, sagte ich und schälte den Wachspropf von der Flasche. »Meine Zeiten als armer Mann sind wahrscheinlich bald vorbei.«
    Sim schnaubte abschätzig. »Runden zu schmeißen hast du doch immer noch hingekriegt«, sagte er.
    »Ich trinke auf deinen Erfolg als Handwerker«, sagte Wil und schob mir seinen Becher hin. »Da ich ja weiß, dass dabei weitere Runden rausspringen werden.«
    »Und außerdem«, sagte ich und löste das restliche Wachs von der Flasche, »besteht ja, wenn ich dir nur genug einschenke, immer noch die Möglichkeit, dass du eines schönen Tages, wenn du Dienst am Empfang hast, mich in die Bibliothek lässt.« Ich sagte das ganz jovial und hob dann den Blick, um zu sehen, wie er reagierte.
    Wil trank einen Schluck und sah nicht zu mir her. »Das kann ich nicht machen.«
    Ich machte eine wegwerfende Geste, so als könnte ich nicht glauben, dass er diesen Scherz ernst genommen hatte. »Oh, ich weiß –«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, unterbrach mich Wilem. »Da ich ja weiß, dass du diese Strafe nicht verdient hast, und da ich sehe, wie es dich plagt.« Er trank einen Schluck. »Lorren schmeißt schon mal Studenten raus. Für ein paar Tage, wenn sie sich im Lesesaal zu laut unterhalten. Oder auch für ein paar Spannen, wenn sie mit einem Buch nicht achtsam umgehen. Aber ein Hausverbot – das hat es seit Jahren nicht gegeben. Und das weiß auch jeder. Wenn jemand dich sähe …« Er schüttelte den Kopf. »Ich würde meine Stelle verlieren. Und wir beide würden der Universität verwiesen.«
    »Jetzt mach dir doch keine Vorwürfe«, sagte ich. »Allein schon, dass du darüber nachgedacht hast, bedeutet, dass …«
    »Jetzt werden wir aber gefühlsduselig«, schnitt Sim mir das Wort ab und klopfte mit seinem Glas auf den Tisch. »Mach endlich die Flasche auf. Dann trinken wir darauf, dass Kilvin so beeindruckt von dir sein wird, dass er mit Lorren spricht und dein Hausverbot aufheben lässt.«
    Lächelnd schraubte ich den Korkenzieher in die Flasche. »Ich habe eine bessere Idee«, sagte ich. »Trinken wir auf die immerwährende Genervtheit eines gewissen Ambrose Jakis.«
    »Darauf können wir uns einigen«, sagte Wil und hob sein Glas.
    »Gütiger Gott«, sagte Sim in gedämpftem Ton. »Schaut mal, was Deoch da hat.«
    »Was denn?«, fragte ich und konzentrierte mich darauf, den Korken in einem Stück herauszubekommen.
    »Er hat wieder mal die schönste Frau des Abends rumgekriegt«, brummte Sim ungewöhnlich mürrisch. »Für so etwas muss man den Mann einfach hassen.«
    »Sim, dein Frauengeschmack

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