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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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du mir empfehlen könntest, wo und wann ich nach dir suchen sollte, sähe das sicherlich anders aus …« Ich verstummte, verwandelte es so in eine Frage. »Vielleicht morgen?«
    Denna sah mich lächelnd von der Seite an. »Du bist immer so vorsichtig«, sagte sie. »Ich habe noch nie einen Mann gekannt, der so vorsichtig ist.« Sie sah mir ins Gesicht, als wäre es ein zu lösendes Rätsel. »Morgen Mittag um zwölf wäre ein günstiger Zeitpunkt. Im Eolian .«
    Bei dem Gedanken, mit ihr verabredet zu sein, wurde mir warm ums Herz. »Ich frage mich, was du hier machst«, wiederholte ich nachdenklich und erinnerte mich an unser damaliges Gespräch. »Und anschließend hast du mich einen Lügner genannt.«
    Sie beugte sich vor und berührte mit einer beschwichtigenden Geste meine Hand. Sie duftete nach Erdbeeren, und ihre Lippen waren selbst im Mondschein gefährlich rot. »Wie gut ich dich damals schon kannte.«
    Dann unterhielten wir uns den ganzen Abend lang. Ich sprach nur in vagen Andeutungen davon, was ich für sie empfand, und wollte mir keine Freiheiten erlauben. Ich nahm an, dass sie das Gleiche tat, aber sicher war ich mir nicht. Es war, als ob wir einen jener kunstvollen modeganischen Hoftänze aufführten, bei denen dieTanzpartner ganz nah beieinander stehen, sich aber – wenn sie gut sind – nie berühren.
    So war auch unser Gespräch. Bloß dass wir einander nicht nur nicht berührten, sondern auch auf eine seltsame Weise taub waren. Und so tanzten wir sehr vorsichtig und wussten nicht, welcher Musik der andere lauschte, wussten vielleicht nicht einmal, ob er überhaupt mittanzte.

    Deoch stand wie immer am Eingang des Eolian . Er winkte, als er mich sah. »Ich fürchte, deine Freunde hast du verpasst, Meister Kvothe.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Wann sind sie denn gegangen?«
    »Etwa vor einer Stunde.« Er streckte die Arme, ließ sie dann mit einem müden Seufzer wieder sinken.
    »Wirkten sie sauer, dass ich sie allein gelassen habe?«
    Er grinste. »Nicht sonderlich. Sie haben sich selber zwei Mädels gesucht. Die aber natürlich längst nicht so hübsch waren wie deines.« Dann sah er mich traurig an und sprach langsam, als würde er die Worte mit Bedacht wählen. »Schau mal, Kvothe … Ich weiß, es ist nicht an mir, und ich hoffe, du verstehst es nicht falsch.« Er sah sich um und spuckte aus. »Mist, ich kann so was einfach nicht.«
    Er machte eine vage Handbewegung. »Verstehst du, Frauen sind wie Feuer, wie Flammen. Manche Frauen sind wie Kerzen, hell und freundlich. Andere sind wie einzelne Funken oder wie ein Glühwürmchen, dem man an einem Sommerabend nachjagt. Manche sind wie ein Lagerfeuer – Licht und Wärme für eine Nacht, und es stört sie nicht, wenn man sie am nächsten Tag zurücklässt. Manche Frauen gleichen auch einem Herdfeuer – sie sehen nach nichts aus, brennen aber tagaus tagein.
    Dianne aber … Dianne ist wie ein Funkenregen, der sich von einer scharfen Eisenkante ergießt, die Gott an einen Schleifstein hält. Ein faszinierender Anblick. Vielleicht berührt man die Funken sogar eine Sekunde lang. Aber man kann sie nicht festhalten. – Sie wird dir das Herz brechen …«
    Der Abend war mir noch in so frischer Erinnerung, dass ich Deochs Warnung einfach in den Wind schlug. Ich lächelte. »Deoch, mein Herz ist nicht aus Glas. Wenn sie versuchen sollte, es zu brechen, wird sie feststellen, dass es so stark und fest ist wie in Eisen gefasstes Messing oder wie eine Mischung aus Gold und Adamant. Glaube bitte nicht, dass ich ihr ausgeliefert bin. Sie ist es vielmehr, die sich vorsehen sollte, denn wenn sie versuchen sollte, mir das Herz zu brechen, und zum Schlag ausholt, wird mein Herz bei diesem Schlag einen so betörenden Klang von sich geben, dass sie nicht anders kann, als mir zu Füßen zu liegen.«
    Deoch lachte verwirrt auf. »Du bist wirklich mutig«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Und jung. Ich wünschte, ich wäre so mutig und jung wie du.« Immer noch mit einem Lächeln machte er kehrt, um hineinzugehen. »Na dann gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Deoch wünschte so zu sein wie ich? Das war das größte Kompliment, das ich je gehört hatte.
    Doch besser noch war der Umstand, dass die Tage der vergeblichen Suche nach Denna ein Ende hatten. Morgen Mittag im Eolian . »Mittagessen und anschließend ein Spaziergang«, hatte sie gesagt. Bei dem Gedanken wurde mir geradezu schwindelig vor Aufregung.
    Wie jung ich doch war. Und wie töricht. Und

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