Der Name Des Windes
wollte eben über diese Lücke springen, als der dunkle Rauch nun auch aus dem Gully drang. Sie kreischte erschrocken und wich zurück. Der Nebel entzündete sich auch dort und versperrte ihr den Ausweg.
Ich ließ endlich die letzte Werkbank hinter mir. Ohne abzubremsen, hielt ich den Atem an, schloss die Augen und sprang über den Nebel, um zu vermeiden, dass diese ätzende Substanz meine Beine berührte. Kurz spürte ich die Hitze auf meinen Händen und im Gesicht, aber meine nassen Kleider verhinderten, dass ich mich verbrannte oder Feuer fing.
Mit geschlossenen Augen landete ich etwas ungeschickt und stieß mir an einer steinernen Tischkante die Hüfte. Ich achtete nicht darauf und lief zu Fela.
Sie war vor dem Feuer zur Außenmauer der Werkstatt zurückgewichen, doch nun starrte sie mich an und hob halbwegs abwehrend die Hände. »Nimm die Arme runter!«, schrie ich, lief zu ihr und breitete mit beiden Händen meinen tropfnassen Umhang aus. Ich weiß nicht, ob Fela mich im Getöse der Flammen überhaupt hörte, aber sie verstand. Sie ließ die Hände sinken und bewegte sich zu mir.
Kurz bevor ich bei ihr war, blickte ich mich noch einmal um und sah, dass sich das Feuer noch schneller ausbreitete, als ich erwartet hatte. Der Nebel waberte kniehoch und pechschwarz über den Boden. Die Flammen loderten so hoch, dass ich nicht mehr auf die andere Seite sehen und auch nicht mehr einschätzen konnte, wie tief die Flammenwand mittlerweile war.
Dann schlüpfte Fela zu mir unter den Umhang, und ich zog ihn ihr über den Kopf. »Ich werde dich tragen!«, schrie ich. »Du würdest dir sonst die Beine verbrennen.« Sie erwiderte etwas, das ich aber durch den nassen Stoff hindurch nicht verstand.
Ich hob sie empor, aber nicht wie ein Märchenprinz vor der Brust. Nein, ich warf sie mir wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter. Dann lief ich auf das Feuer zu. Die Hitze schlug mir vor den Leib, und ich riss den freien Arm hoch, um mein Gesicht abzuschirmen, und betete, dass meine durchnässte Hose den ätzenden Nebel abhalten würde.
Kurz bevor ich durchs Feuer lief, atmete ich noch einmal tief ein, aber die Luft schmeckte stechend. Ich musste husten und bekam giftige Gase in die Lunge. Dann lief ich in die Flammenwand hinein. Ich spürte die Kälte des Nebels an den Unterschenkeln, und rings um mich her war nur noch Feuer, und ich hustete und atmete noch mehr von den Gasen ein. Mir wurde schwindelig, und ich hatte Ammoniakgeschmack im Mund. Und in einem hinteren Winkel meines Geistes meldete sich der Gedanke: Natürlich, damit hält man es flüchtig .
Dann verlor ich das Bewusstsein.
Als ich wieder zu mir kam, war mein erster Gedanke nicht der, den man vielleicht erwartet hätte.
»Wie spät ist es?«, fragte ich hektisch.
»Ein Uhr«, sagte eine Frauenstimme. »Versuch nicht, aufzustehen.«
Ich ließ mich in das Bett sacken. Ich war vor einer Stunde mit Denna im Eolian verabredet gewesen.
Tief unglücklich und mit zusammengeschnürtem Magen sah ich mich um. Der antiseptische Geruch, der in der Luft lag, verriet mir, dass ich mich in der Mediho befand. Das war auch an dem Bett zu erkennen: Bequem genug, um darin zu schlafen, aber nicht so bequem, dass man darin lange herumliegen wollte.
Ich wandte den Kopf und erkannte zwei leuchtend grüne Augen, gerahmt von kurzem, blondem Haar. »Oh«, sagte ich und ließ den Kopf wieder auf das Kissen sinken. »Hallo, Mola.«
Mola stand neben einem Schrank an der Wand. Die dunkle Arbeitskleidung der Mediho betonte ihren blassen Teint. »Hallo, Kvothe«, sagte sie und schrieb weiter an ihrem ärztlichen Bericht.
»Ich habe gehört, dass du endlich zum El’the befördert wurdest. Herzlichen Glückwunsch. Das hattest du schon lange verdient. Alle sagen das.«
Sie hob den Blick und lächelte. »Die Hitze hat deiner Zunge offenbar nichts anhaben können.« Sie legte ihre Feder beiseite. »Und wie geht es dem Rest von dir?«
»In den Beinen habe ich keine Schmerzen, aber sie fühlen sich taub an, also nehme ich mal an, dass ich mir Verbrennungen zugezogen habe, die du schon versorgt hast.« Ich hob die Bettdecke, blickte darunter und ließ sie schnell wieder sinken. »Ich habe ja überhaupt nichts an«, sagte ich. Dann kam mir ein panischer Gedanke. »Geht es Fela gut?«
Mola nickte ernst und kam zu mir ans Bett. »Sie hat ein paar blaue Flecken abbekommen, weil du sie fallen gelassen hast, und leichte Verbrennungen an den Fußknöcheln. Aber insgesamt hat sie es besser
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