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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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ließen uns auf einer Bank unter einer Weide nieder, wechselten dann aber doch lieber gleich auf den Rasen. Das Brot war dunkel und ein wenig hart, und etwas davon abzureißen, nahm unsere Hände in Anspruch. Der Wein war leicht und süß, und nachdem Denna sich damit die Lippen benetzt hatte, blieben sie sehr lange feucht.
    Es fühlte sich ganz so an, als wäre es der letzte warme Abend des Sommers. Wir sprachen über alles Mögliche, und die ganze Zeit nahm es mir beinahe den Atem, dass sie mir so nah war, und wie sich bewegte, und wie ihre Stimme in der Herbstluft klang.
    »Du hast gerade so abwesend geguckt«, sagte sie. »Woran hast du gedacht?«
    Ich zuckte die Achseln und erkaufte mir so einen Moment zum Nachdenken. Ich konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Mir war klar, dass alle Männer ihr Komplimente machten, sie mit Schmeicheleien überhäuften, und ihr das noch mehr zuwider sein musste als Rosen. Ich versuchte geschickter vorzugehen. »Einer der Meister an der Universität hat mir einmal gesagt, es gäbe sieben Worte, die eine Frau unweigerlich dazu bringen, einen zu lieben.« Ich zuckte betont beiläufig die Achseln. »Und ich habe mich gerade gefragt, wie diese Worte wohl lauten.«
    »Redest du deshalb so viel? Weil du hoffst, dabei zufällig auch diese Wort auszusprechen?«
    Ich hatte schon den Mund geöffnet, um etwas zu entgegnen, doch als ich ihre Augen irrlichtern sah, schloss ich ihn wieder und gab mir Mühe, mir die Verlegenheit nicht anmerken zu lassen und nicht rot zu werden. Sie legte mir eine Hand auf den Arm. »Bitte nicht meinetwegen verstummen«, sagte sie freundlich. »Ich würde den Klang deiner Stimme vermissen.«
    Sie trank einen Schluck Wein. »Und außerdem musst du dich dasgar nicht mehr fragen. Du hast sie ausgesprochen, als wir uns damals kennen lernten. Du hast gesagt: Ich frage mich, was du hier machst .« Sie zuckte leicht mit den Schultern. »Von diesem Augenblick an war ich dein.«
    Ich dachte an die Zeit mit Roents Karawane zurück. Ich war erstaunt. »Ich hätte nicht gedacht, dass du dich noch daran erinnerst.«
    Sie riss sich ein Stück Brot ab und sah mich fragend an. »Woran?«
    »An mich. Dass wir uns auf dieser Karawane begegnet sind.«
    »Also bitte«, sagte sie neckisch. »Wie hätte ich denn den rothaarigen Jungen vergessen sollen, der mich um der Universität willen verlassen hat?«
    Ich war zu verblüfft, um einzuwenden, dass ich sie nicht verlassen hatte. »Du hast es nie erwähnt.«
    »Du auch nicht«, konterte sie. »Vielleicht dachte ich ja, du hättest mich vergessen.«
    »Dich vergessen? Wie hätte ich dich vergessen sollen?«
    Da musste sie lächeln und sah dabei auf ihre Hände. »Du würdest dich wundern, was Männer so alles vergessen«, sagte sie und fügte dann in weniger ernstem Ton hinzu: »Aber vielleicht auch nicht. Du hast ja sicher selber schon viel vergessen, da du ja auch ein Mann bist.«
    »Ich erinnere mich an deinen Namen – Denna.« Es war ein schönes Gefühl, ihn auszusprechen. »Warum hast du einen neuen Namen angenommen? Oder war Denna nur der Name, den du auf der Straße nach Anilin getragen hast?«
    »Denna«, sagte sie leise. »Ich habe sie schon fast vergessen. Sie war ein dummes Mädchen.«
    »Sie war eine knospende Blüte.«
    »Ich bin schon seit Jahren nicht mehr Denna, scheint es mir.« Sie rieb sich die nackten Arme und sah sich um, so als würde sie sich mit einem Mal Sorgen machen, dass uns jemand hier finden könnte.
    »Soll ich dich statt dessen Dianne nennen? Wär dir das lieber?«  
    Der Wind zauste die herabhängenden Weidenzweige. Denna sah mich mit zur Seite geneigtem Kopf an, und ihr Haar regte sich mitden Zweigen. »Du bist lieb. Ich glaube, von dir werde ich lieber Denna genannt. Es klingt anders, wenn du es sagst. Sanft.«
    »Dann also Denna«, erwiderte ich. »Was ist in Anilin denn eigentlich geschehen?«
    Ein Blatt landete auf ihrem Haar, und sie strich es fort. »Nichts Angenehmes«, sagte sie und wich meinem Blick aus. »Aber auch nichts Unerwartetes.«
    Ich streckte die Hand aus, und sie gab mir das Brot. »Nun, es freut mich jedenfalls, dass du zurückgekommen bist«, sagte ich. »Meine Aloine.«
    Sie schnaubte wenig damenhaft. »Also bitte. Wenn einer von uns beiden Savien ist, dann ja wohl ich. Ich habe nach dir gesucht. Und zwar gleich zweimal.«
    »Ich habe auch nach dir gesucht«, widersprach ich. »Ich bin bloß offenbar nicht in der Lage, dich zu finden.«
    Sie verdrehte die Augen.
    »Doch wenn

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