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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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überstanden als du.«
    »Und wie geht es den anderen im Handwerkszentrum?«
    »In Anbetracht der Umstände erstaunlich gut. Ein paar Verbrennungen und Verätzungen. Ein Fall von Metallvergiftung, aber nur ein leichter. Der Rauch richtet bei so einem Brand meist den größten Schaden an, aber in diesem Fall hat das, was da brannte, offenbar keinen Rauch erzeugt.«
    »Es entstand eine Art Ammoniak-Dunst.« Ich atmete probehalber ein paar Mal tief ein. »Aber meine Lunge scheint davon nichts abbekommen zu haben«, sagte ich erleichtert. »Und ich habe auch nur etwa drei Atemzüge getan, bevor ich das Bewusstsein verlor.«
    Jemand klopfte an die Tür. Sim spähte herein. »Du bist doch nicht nackt, oder?«
    »Größtenteils schon, aber die verfänglichen Stellen sind bedeckt.«
    Wilem kam ebenfalls herein. Er sah sehr beklommen aus. »Du bist schon längst nicht mehr so rot im Gesicht wie vorhin«, sagte er. »Ich nehme an, das ist ein gutes Zeichen.«
    »Die Beine werden ihm eine Zeitlang weh tun, aber er wird keine bleibenden Schäden zurückbehalten«, sagte Mola.
    »Ich habe dir frische Kleider mitgebracht«, sagte Sim. »Das, was du anhattest, war nicht mehr zu retten.«
    »Ich hoffe, du hast aus meiner umfangreichen Garderobe etwas Passendes ausgesucht«, bemerkte ich, um meine Verlegenheit zu überspielen.
    Sim zuckte nur die Achseln. »Du wurdest ohne Schuhe eingeliefert. Aber ich konnte auf deinem Zimmer kein zweites Paar Schuhe finden.«
    »Ich habe kein zweites Paar«, sagte ich und nahm die Kleider entgegen. »Das geht schon. Ich bin auch früher schon barfuß gelaufen.«

    Ich hatte dieses Abenteuer ohne bleibende Schäden überstanden. Allerdings taten mir sämtliche Glieder weh. Ich hatte Verbrennungen auf den Handrücken und am Hals und leichte Verätzungen an den Unterschenkeln.
    Trotzdem humpelte ich die drei Meilen nach Imre, weil ich verzweifelt hoffte, dass Denna auf mich gewartet hatte. Deoch beäugte mich, als ich über den Hof zum Eolian kam. Er musterte mich von oben bis unten. »Junge, was ist denn mit dir geschehen? Du siehst ja aus, als wärst du vom Pferd gefallen. Wo sind denn deine Schuhe?«
    »Ich wünsche dir auch einen guten Morgen«, gab ich sarkastisch zurück.
    »Eher doch einen guten Tag«, berichtigte er mich und sah nach dem Stand der Sonne. Ich wollte mich an ihm vorbei schieben, aber er hob eine Hand und hielt mich auf. »Sie ist leider nicht mehr da.«
    »Verdammter Mist«, sagte ich und sackte in mir zusammen, zu erschöpft, um mein Pech in aller Ausführlichkeit zu verfluchen.
    Deoch lächelte mich mitfühlend an. »Sie hat nach dir gefragt«, sagte er. »Und sie hat lange gewartet, fast eine Stunde lang. So lange habe ich sie noch nie still sitzen sehen.«
    »Ist sie mit jemandem gegangen?«
    Deoch sah auf seine Hände. Er ließ eine Kupfermünze über seine Fingerknöchel laufen. »Sie ist nicht gerade der Typ Frau, der lange allein bleibt …« Er sah mich mitfühlend an. »Sie hat ein paar abgewiesen, aber dann ist sie schließlich mit einem gegangen. Ich glaube nicht, dass sie wirklich mit ihm zusammen ist, wenn du verstehst, was ich meine. Sie sucht einen reichen Gönner, und der Mann sah danach aus. Weiße Haare, wohlhabend, du kennst ja den Typ.«
    Ich seufzte. »Wenn du sie siehst, könntest du ihr ausrichten, dass …« Ich hielt inne und überlegte, wie ich umschreiben sollte, was geschehen war. »Könntest du ›Aus dringendem Grunde verhindert‹ ein wenig romantischer klingen lassen?«
    »Ja, das kriege ich schon hin. Ich werde ihr auch schildern, wie zerknirscht du geguckt hast und dass du keine Schuhe anhattest. Das magst du als Grundlage benutzen, damit du dann gepflegt vor ihr zu Kreuze kriechen kannst.«
    Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. »Danke.«
    »Darf ich dich zu einem Gläschen einladen?«, fragte er. »Für mich ist es eigentlich noch ein wenig früh, aber für einen guten Freund mache ich gern mal eine Ausnahme.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich muss wieder zurück. Ich habe viel zu tun.«

    Ich humpelte den Weg zurück zum Anker’s . Im Schankraum unterhielt man sich angeregt über den Brand im Handwerkszentrum. Weil ich keine Fragen beantworten wollte, schlich ich mich zu einem Tisch in einer dunklen Ecke und ließ mir von einer Kellnerin einen Teller Suppe und etwas Brot bringen.
    Während ich aß, schnappte ich einige Gesprächsfetzen auf. Und erst als ich andere Leute davon erzählen hörte, wurde mir klar, was ich getan

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