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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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hatte.
    Ich war es gewöhnt, dass die Leute über mich sprachen. Wie gesagt, feilte ich schon seit einiger Zeit an meinem Ruf. Doch das hier war etwas anderes. Das hier war real. Die Leute hatten zwar bereits begonnen, die Einzelheiten auszuschmücken und einige Dinge durcheinander zu bringen, aber die Geschichte blieb im Kern dennoch wahr. Ich hatte Fela das Leben gerettet. Ich war ins Feuer gelaufen und hatte sie auf meinen Armen in Sicherheit gebracht, genau wie ein Märchenprinz.
    Ich erlebte zum ersten Mal, wie es war, ein Held zu sein. Und es war durchaus nach meinem Geschmack.

Kapitel 67
    Eine Frage der Hände

    N ach dem Mittagessen im Anker’s beschloss ich, zurück zum Handswerkszentrum zu gehen und mir anzusehen, wie groß die Schäden waren. So weit ich es mitbekommen hatte, war das Feuer recht schnell unter Kontrolle gebracht worden. Wenn das stimmte, konnte ich vielleicht sogar die Arbeit an meinen blauen Emittern abschließen. Und wenn nicht, konnte ich wenigstens nach meinem Umhang suchen.
    Erstaunlicherweise hatte ein Großteil des Gebäudes den Brand ohne größere Schäden überstanden. Die Nordostecke jedoch war praktisch völlig zerstört. Von diesem Teil des Gebäudes waren nur noch Steine, Glassplitter und Asche übrig. Auf den Tischplatten und dem Fußboden sah man hier und da kupfer- und silberfarbene Flecken, wo Metalle in der Hitze des Feuers geschmolzen waren.
    Doch beunruhigender als die Schäden war der Umstand, dass die Werkstatt vollkommen menschenleer war. Verwaist hatte ich dieses Gebäude nie gesehen. Ich klopfte an Kilvins Bürotür und spähte hinein. Niemand da. Jetzt verstand ich. Wenn Kilvin nicht da war, gab es hier niemanden, der die Aufräumarbeiten leiten konnte.
    Die Emitter fertig zu stellen, dauerte Stunden länger, als ich erwartet hatte. Meine Verletzungen lenkten mich ab, und mein bandagierter Daumen war mir im Weg. Diese Arbeit erforderte zwei geschickte Hände. Selbst die kleinste Behinderung durch einen Verband störte da sehr.
    Dennoch schloss ich die Arbeiten ohne weitere Zwischenfälle ab und wollte eben damit anfangen, die Emitter zu testen, als ich Kilvin auf dem Korridor auf Siaru fluchen hörte. Ich drehte mich um undsah ihn in sein Büro stampfen, gefolgt von einem von Meister Arwyls Gillern.
    Ich sperrte die Abzughaube zu, ging ebenfalls zu Kilvins Büro und passte dabei genau auf, wohin ich meine nackten Füße setzte. Durch das Bürofenster sah ich Kilvin mit den Armen fuchteln wie einen Bauern, der Krähen aus einem Feld scheucht. Beide Hände und Unterarme waren dick bandagiert. »Es reicht«, sagte er. »Ich kümmere mich jetzt selber drum.«
    Der Giller ergriff einen von Kilvins Armen und richtete den Verband. Kilvin riss sich los und hielt die Hände hoch in die Luft, außerhalb der Reichweite des anderen Mannes. » Lhinsatva . Genug ist genug.« Der andere erwiderte etwas, aber so leise, dass ich es nicht verstand, doch Kilvin schüttelte weiter den Kopf. »Nein. Und auch keine Drogen mehr. Ich habe jetzt lange genug geschlafen.«
    Kilvin winkte mich herein. »E’lir Kvothe. Ich muss mit dir sprechen.«
    Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte, und trat in sein Büro. Kilvin blickte mich finster an. »Siehst du, was ich gefunden habe, nachdem das Feuer gelöscht war?«, fragte er und zeigte auf einen dunklen Stoffhaufen auf seiner Werkbank. Als er eine Ecke vorsichtig mit seiner bandagierten Hand anhob, erkannte ich, was es war: die Überreste meines verkohlten Umhangs. Kilvin rüttelte daran, und meine Lampe rutschte heraus und kullerte ein Stück weit über den Tisch.
    »Es ist keine zwei Tage her, dass wir beide über deine Diebeslampe gesprochen haben. Und dennoch liegt sie heute hier herum, wo die fragwürdigsten Gestalten sie an sich nehmen könnten.« »Was hast du dazu zu sagen?«
    Ich war perplex. »Meister Kilvin, es tut mir Leid. Ich war … Man hat mich weggebracht …«
    Immer noch ärgerlich sah er auf meine Füße. »Und wieso trägst du keine Schuhe? Selbst ein E’lir sollte doch wohl wissen, dass man an einem Ort wie dem hier nicht barfuß herumläuft. Du verhältst dich in letzter Zeit wirklich fahrlässig. Ich bin entsetzt.«
    Während ich Erklärungen zu stammeln anfing, zeigte sich mit einem Mal ein breites Lächeln auf Kilvins Gesicht. »Das war natürlich nur ein Scherz«, sagte er freundlich. »Ich schulde dir großen Dankdafür, dass du Re’lar Fela heute aus dem Feuer gerettet hast.« Er klopfte mir auf die

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