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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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der wahre Grund war Denna.
    Kilvin verkaufte auch meine übrigen Emitter, und meine Stimmung besserte sich, als schließlich die Brandwunden heilten. Ich konnte Geld für Luxusartikel wie Seife und ein neues Zweithemd erübrigen. An diesem Tag nun war ich nach Imre gegangen, um ein paar Bassalfeilspäne zu besorgen, die ich für mein neuestes Projekt benötigte: eine große Sympathielampe aus zwei Emittern, die ich für eigene Zwecke behalten hatte. Ich hoffte, damit einen schönen Gewinn erzielen zu können.
    Es mag merkwürdig erscheinen, dass ich auf der anderen Seite des Flusses Materialien für meine Handwerksprojekte einkaufte, aber die Händler in Universitätsnähe beuteten die Faulheit der Studenten gern aus und verlangten übertrieben hohe Preise. Und wenn ich ein paar Pennys sparen konnte, lohnte sich der Weg.
    Als ich die Einkäufe erledigt hatte, ging ich zum Eolian . Deoch lehnte wie üblich am Eingang. »Ich habe Ausschau nach deinem Mädchen gehalten«, sagte er.
    Gereizt darüber, wie leicht ich offenbar zu durchschauen war, murmelte ich: »Sie ist nicht mein Mädchen.«
    Deoch verdrehte die Augen. »Dann eben nach dem Mädchen. Denna, Dianne, Dyanae … Wie auch immer sie sich gerade nennt.Und ich habe sie nicht gesehen. Ich habe mich sogar ein wenig umgehört, und seit einer ganzen Spanne hat niemand sie mehr gesehen. Das bedeutet, dass sie wahrscheinlich die Stadt verlassen hat. Das ist so ihre Art. Sie verschwindet immer mal wieder Hals über Kopf.«
    Ich versuchte, mir meine Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. »Du hättest dir nicht so viel Mühe machen müssen«, sagte ich. »Aber trotzdem danke.«
    »Ich habe mich nicht nur deinetwegen umgehört«, gestand Deoch. »Ich hege auch eine gewisse Zuneigung zu ihr.«
    »Tust du das«, sagte ich, so ausdruckslos, wie ich nur konnte.
    »Guck mich nicht so an. Ich bin keine Konkurrenz für dich.« Er lächelte schief. »Jedenfalls nicht mehr. Ich bin zwar keiner von euch Universitätstypen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich nicht klug genug bin, meine Hand nicht zwei Mal in das gleiche Feuer zu stecken.«
    Ich kämpfte damit, meinen Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ich lasse mir nicht gerne ansehen, was ich empfinde. »Also du und Denna …«
    »Stanchion geht mir immer noch damit auf die Nerven, dass ich mal hinter einem Mädchen her war, das halb so alt war wie ich.« Er zuckte verlegen die Achseln. »Aber ich habe sie immer noch gern. Aber heute erinnert sie mich eher an meine jüngste Schwester.«
    »Wie lange kennst du sie denn schon?«, fragte ich neugierig.
    »Ich würde nicht sagen, dass ich sie wirklich kenne . Aber das erste Mal begegnet bin ich ihr vor – zwei Jahren? Nein, so lange ist das noch nicht her. Vielleicht anderthalb …« Deoch fuhr sich mit den Händen durch sein blondes Haar und streckte sich, und seine Armmuskeln spannten sich unter seinem Hemd. Dann seufzte er und schaute hinaus auf den fast leeren Hof. »Hier wird erst in einer Stunde was los sein. Kommst du mit einem alten Mann ein Gläschen trinken?« Er wies mit einer Kopfbewegung auf den Tresen.
    Ich sah ihn an. Er war groß, muskulös, gebräunt. »Alter Mann? Du hast noch alle Haare und alle Zähne, oder? Wie alt bist du? Dreißig?«
    »Nie fühlt ein Mann sich älter als neben einer jungen Frau.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Komm, trink was mit mir.« Wir gingen hinein, an den langen Mahagonitresen, und er ließ den Blicküber die Flaschen schweifen und murmelte: »Bier trübt die Erinnerung, Schnaps lässt sie auflodern, aber Wein ist genau das Richtige für die Sehnsucht eines wunden Herzens.« Er hielt inne und sah sich zu mir um. »Der Rest fällt mir nicht mehr ein. Dir?«
    »Das habe ich noch nie gehört«, sagte ich. »Aber Teccam zufolge eignet sich von allen Getränken nur Wein, wenn man in Erinnerungen schwelgen will. Ein guter Wein, schreibt er, ermögliche Klarheit und Konzentration, rücke die Erinnerungen aber gleichzeitig in ein angenehm gefärbtes Licht.«
    »Einverstanden«, sagte Deoch, zog eine Flasche hervor, hielt sie ans Licht und spähte hindurch. »Dann schlage ich vor, dass wir sie in rosarotem Licht betrachten.« Er nahm zwei Gläser und führte mich zu einer Privatnische hinten im Saal.
    »Dann kennst du Denna also schon eine ganze Weile«, sagte ich, als er uns den Rosé einschenkte.
    Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. »Ich sah sie früher ab und zu. Aber genau

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