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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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und wehte mir ihr Haar ins Gesicht. Erst als plötzlich Stille die Lichtung erfüllte, bemerkte ich, dass ich minutenlang vor mich hin geplappert hatte. Ich wurde rot und sah mich um und wusste mit einem Mal wieder, wo ich war.
    »Du hattest gerade einen ganz wirren Blick«, sagte Denna liebevoll. »Ich glaube, so entrückt habe ich dich noch nie gesehen.«
    Ich atmete noch einmal tief durch. »Ich bin meistens nicht ganz bei mir«, sagte ich. »Ich lasse es mir bloß nicht anmerken.«
    »Soso.« Sie trat einen Schritt zurück und ließ die Hand langsam meinen Arm hinab gleiten, bis sie sich löste. »Und was jetzt?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich und sah mich ratlos um.
    »Das klingt gar nicht nach dir«, erwiderte sie.
    »Ich will einen Schluck Wasser«, sagte ich und lächelte verlegen, weil das so kindlich klang.
    Sie erwiderte mein Lächeln. »Das wäre doch immerhin mal ein Anfang«, sagte sie. »Und dann?«
    »Würde ich gerne erfahren, warum die Chandrian diese Hochzeitsgesellschaft überfallen haben.«
    »Was treibt, was treibt sie wohl an?« Sie blickte ernst. »Irgendwas dazwischen gibt es bei dir wohl nicht? Du willst einen Schluck Wasser und anschließend willst du ein Rätsel lösen, das die Menschen seit … seit Urzeiten beschäftigt.«
    »Was glaubst du denn, was hier geschehen ist?«, fragte ich. »Wer, glaubst du, hat diese Leute umgebracht?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Es könnten doch alle möglichen …« Sie verstummte und kaute sich auf der Unterlippe herum. »Nein, das wäre gelogen«, fügte sie schließlich hinzu. »Es klingt komisch, wenn ich das sage, aber ich glaube, sie waren es. Es klingt wie etwas aus irgend einer Geschichte, und deshalb sträube ich mich dagegen, es zu glauben. Aber ich glaube es dennoch.« Sie sah mich nervös an.
    »Jetzt geht es mir besser«, sagte ich und stand auf. »Ich dachte schon, ich wäre ein wenig verrückt geworden.«
    »Das ist damit nicht gesagt«, sagte sie. »Ich bin kein guter Prüfstein für deine geistige Gesundheit.«
    »Kommst du dir verrückt vor?«
    Sie schüttelte den Kopf, und ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Nein. Und du?«
    »Nicht sonderlich.«
    »Das kann etwas Gutes oder etwas Schlechtes bedeuten, je nachdem«, sagte sie. »Wie sollen wir denn nun dieses uralte Rätsel lösen?«
    »Darüber muss ich erst noch ein wenig nachdenken«, erwiderte ich. »Lass uns doch in der Zwischenzeit Lord Esche suchen. Ich würde ihn sehr gerne fragen, was er auf der Mauthen-Farm gesehen hat.«
    Denna nickte. »Ich dachte, ich gehe zurück zu der Stelle, an der er mich stehen ließ, hinter diesem Hang, und dann suche ich das Gelände von dort bis zur Farm ab.« Sie zuckte die Achseln. »Es ist kein besonders origineller Plan, aber …«
    »Damit wissen wir immerhin, wo wir mit der Suche beginnen sollten«, sagte ich. »Wenn er dorthin zurückgekommen ist und dich nicht mehr angetroffen hat, hat er vielleicht eine Spur hinterlassen, die wir verfolgen könnten.«
    Denna führte mich durch den Wald. Hier war es wärmer. Die Bäume hielten den Wind ab, und da die meisten Wipfel schon kahl waren, drang die Sonne bis auf den Waldboden. Nur die alten Eichen standen noch in vollem Laub.
    Während wir so gingen, dachte ich darüber nach, welches Motiv die Chandrian gehabt haben mochten, diese Leute zu ermorden. Gab es irgendwelche Gemeinsamkeiten zwischen dieser Hochzeitsgesellschaft und meiner Truppe?
    Die Eltern von irgendwem haben die falschen Lieder gesungen  …
    »Was hast du denn gestern Abend gesungen?«, fragte ich. »Auf der Hochzeit?«
    »Das Übliche«, sagte Denna und stapfte durchs Laub. »Fröhliche Lieder. Die Blechflöte , Wir waschen uns im Fluss , Der Kupferkessel .« Sie kicherte. »Tante Emmes Badewanne.«
    »Ist nicht wahr«, sagte ich. »Auf einer Hochzeit ?«
    »Ein betrunkener Großvater hat es sich gewünscht«, sagte sie miteinem Achselzucken und zwängte sich durch ein Gestrüpp. »Es hat ein wenig Stirnrunzeln hervorgerufen, aber nicht viel. Die Leute hier sind derben Humor gewöhnt.«
    Wir trotteten schweigend weiter. Der Wind ächzte in den Baumwipfeln, aber dort, wo wir gingen, war er nur ein Flüstern. »Ich glaube, Wir waschen uns im Fluss kenne ich überhaupt nicht …«
    »Das wundert mich aber.« Denna sah sich zu mir um. »Willst du mich dazu bringen, dass ich es für dich singe?«
    »Natürlich.«
    Sie wandte sich zu mir um und lächelte, und das Haar fiel

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