Der Narr und der Tod
an!“ Mit diesen Worten war er verschwunden.
Ich versuchte, mich an diesen Karl zu erinnern, der Martins Aussage zufolge bei unserer Hochzeit gewesen war. Aber so sehr ich mich auch bemühte, mir wollte kein Gesicht zu diesem Namen einfallen. Allerdings war ich an jenem Tag auch sehr zappelig gewesen – es wundert mich heute noch, dass ich die Fragen des Priesters richtig beantwortet hatte.
Ich stapelte Handtücher neben der Spüle, um Hayden doch noch sein Schwammbad zukommen zu lassen. Er hasste die Prozedur wie beim letzten Mal, als ich sie mit ihm durchgemacht hatte. Vielleicht fielen seine Proteste diesmal noch lebhafter aus, denn es war immer noch ziemlich kalt in der Küche. Amina hatte mir versichert, diese Schwammbäder seien absolut unverzichtbar; ein Ritual, über das ich bereits pechschwarze Gedanken hegte. Wie schmutzig konnte Hayden denn werden? Ich säuberte schließlich jedes Mal beim Windelwechseln sein Hinterteil.
Aber ich seifte dennoch pflichtschuldig Hände ein, die Essen nie berührten, und Füße, die nie einen Schritt machten. Zur Aufheiterung versprach ich mir, dass Hayden gewiss prima schlafen würde, nachdem er sich so ausdauernd hatte beschweren müssen.
„Karl kommt“, sagte Martin.
„Fabelhaft. Erklärst du mir nochmal, wer Karl ist?“
„Karl Bagosian. Seine Familie kommt aus Armenien, sie ist seit einigen Generationen hier. Wir besuchten dieselbe Schule, allerdings nicht dieselbe Klasse. Er ist älter und war ein paar Klassen über mir.“
„Was macht er jetzt?“
„Er verkauft Autos, ihm gehört das Jeep-Autohaus.“
Ich nickte. So langsam wurde die Sache etwas klarer.
„Ihr wart auf der Schule Freunde?“
Martin zuckte die Achseln. „Ja. Außerdem waren wir zusammen im Footballteam und sind zusammen auf die Jagd gegangen. Eine Zeit lang war er mit Barby zusammen. Wir sind gemeinsam zur Armee.“
„Apropos Schulfreunde: Was war mit dir und Dennis Stinson?“
„Den Kerl habe ich immer gehasst“, sagte Martin ohne großen Wechsel der Tonlage.
„Mir kam er recht nett vor.“ Ich versuchte, unschuldig auszusehen. „Nur weil er bei deiner Exfrau landen konnte ...“
„Roe! Cindy und ich sind jetzt schon so lange geschieden, ich glaube nicht, dass ... oder möglicherweise doch. Aber nicht sehr! Außerdem versuchte er damals, in Geometrie von mir abzuschreiben.“ Da konnte ich nicht anders, ich musste lachen. Martin hatte genügend Anstand, um betreten zu schauen. „Dennis ist einfach ...“, fuhr er fort. „Dennis. Es wäre mir egal, wenn Cindy sich mit Karl eingelassen hätte, aber Karl hat ein Mädchen geheiratet, das gerade mit dem College fertig war. Ungefähr zu der Zeit, als wir geheiratet haben. Ich glaube, er hat Kinder, die älter sind als seine Frau.“
Wenn dieser erstaunliche Karl uns demnächst einen Jeep vorbeibrachte, sollte ich mich vermutlich anziehen. Jeans, Pulli und Stiefel schienen mir die angemessene Uniform für den Tag, wenn man nach Martin ging, der mir schon seit Tagen nicht mehr so entspannt erschienen war wie an diesem Morgen. Er legte sogar Hayden auf unserem Bett ab, um mein Haar zu bürsten – eine sehr angenehme Beschäftigung für uns beide. Wir hatten sie uns in letzter Zeit zu selten gegönnt.
Hayden schien weiterhin mit der Welt zufrieden zu sein, also rief ich meine Mutter an, die aber weder zu Hause noch in der Klinik erreichbar war. Daheim hinterließ ich ihr eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, im Krankenhaus sprach ich mit Johns ältestem Sohn. Er erklärte, sein Vater sei auf dem Wege der Besserung und sie hofften, ihn am nächsten Tag mit nach Hause nehmen zu können. Details würde mir meine Mutter bestimmt lieber selbst erzählen, fügte er hinzu, die sich im Übrigen sehr tapfer hielt, wie er betonte. Daran hatte ich allerdings nie gezweifelt.
Anschließend rief ich Angel und Shelby an, wo ich erfuhr, dass die kleine Joan in jeder Hinsicht vollkommen war und Angel sich in Rekordgeschwindigkeit von der Geburt erholte.
Bestimmt musste sich Martin mit seinen Angestellten bei Pan Am-Agra in Verbindung setzen, also gab ich das Telefon an ihn weiter. Aber Martin hatte schon am Morgen mit seinem Stellvertreter telefoniert. Beim Blick auf die Uhr zuckte ich zusammen. Für mich war es noch immer früh am Morgen, aber wer mit Martin arbeitete, musste anscheinend wach und fit sein, sobald er aus den Federn kroch.
Schließlich ließ sich mein Mann doch noch das Telefon geben, weil ihm einfiel, dass er kurz mit
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