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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sah, mit dem Wind in deinem Haar – du wirktest so nervös, und ich erinnere mich noch genau an die Farbe deines Kostüms ...“
    „Da dachtest du: Meine Güte, die will ich heiraten, und sie soll für immer mir gehören?“
    „Da habe ich gedacht: Der will ich an die Wäsche ...“
    Ich kicherte, und aus dem Dunkel tauchte Martins Hand auf und streichelte mir die Wange.
    „Gute Nacht“, sagte er, schon halb eingeschlafen. „Du hast mich nie enttäuscht.“
    „Gute Nacht“, antwortete ich leise und ließ den Tag los.

    Mein Reiseweckerchen auf dem Nachttisch sagte, es sei halb acht. Das Heulen im Nebenzimmer teilte mir mit, dass Hayden eine neue Runde einläutete.
    Noch ehe ich völlig wach war, schoss ich aus dem Bett. Der kalte Fußboden versetzte mir einen hässlichen Schock – unser Haus in Lawrenceton hatte auch Hartholzfußböden, aber die fühlten sich nie so kalt an. Rasch schlüpfte ich in meine Hausschuhe und ging mit leise klappernden Sohlen hinüber ins „Kinderzimmer“. Das Haus wirkte sehr still, bis auf Hayden natürlich, der weinte und dessen Gesicht rot angelaufen war, als ich sein Bettchen erreichte.
    Er hatte die ganze Nacht durchgeschlafen.
    „Mama ist ja da.“ Meine Stimme klang noch heiser vom Schlaf. „Nicht weinen, mein Baby!“ Nachdem ich das Seitengitter des Bettchens heruntergeklappt hatte, holte ich Hayden heraus. Ich wusste nur, dass man bei Kinderbetten das Seitengitter herunterklappen konnte, weil ich einmal gesehen hatte, wie meine Freundin Lizanne es am Bett ihres Babys tat. Für kleine Mütter wie mich waren Bettchen mit herunterklappbarem Seitengitter eine absolute Notwendigkeit. Nicht, dass ich jetzt Mutter gewesen wäre. Ich verwarnte mich selbst, als ich den Fehler erkannte.
    „Kannst du bitte ein Fläschchen warm machen, Martin?“, rief ich die Treppe hinunter, während ich Hayden auf unserem Bett wickelte. Die kalte Luft an seinem nassen Po missfiel ihm sichtlich, woraus ich ihm keinen Vorwurf machen konnte. Er hätte dringend zumindest ein Schwammbad gebraucht, aber das wollte ich ihm so früh am Morgen in diesem eiskalten Haus nicht zumuten.
    Als wir die Treppe hinuntergingen, beschwerte Hayden sich immer noch, allerdings nicht mehr so heftig.
    Die Küche war leer. Auf mich wartete kein Kaffee, auf Hayden kein Fläschchen. Alles sah auf ziemlich langweilige Art noch aus wie am Abend zuvor.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, die zur hinteren Veranda führte, und Martin kam herein. Er trat sich die Füße ab und stellte sich auf den kleinen Teppich bei der Tür, um die Schuhe auszuziehen. Die Küche betrat er in Strümpfen.
    „Schau mal aus dem Fenster!“ Erst jetzt bemerkte ich das breite Grinsen auf Martins Gesicht. Er sah aus wie ein Zwölfjähriger.
    Bisher war ich noch nicht dazu gekommen, nach draußen zu sehen. Als ich es jetzt tat, wurde mir klar, warum mir das Haus so ruhig erschienen war. Die umliegenden Felder und die Auffahrt waren schneebedeckt.
    „Mein Gott!“ Überwältigt starrte ich auf die schwere, weiße Decke, die sich über die Landschaft gebreitet hatte. „Oh. Wahnsinn!“ Von einem Horizont zum anderen nichts als Schnee. „So viel Schnee habe ich in meinem Leben noch nie gesehen.“
    „Ich wünschte, wir hätten einen Schlitten“, sagte Martin.
    „Ich wünschte, ich hätte eine Tasse Kaffee“, konterte ich.
    „Kommt sofort!“ Martin schien verdammt glücklich zu sein. Wer hätte ahnen können, dass Schnee eine solche Wirkung auf ihn hatte? Noch im Halbschlaf setzte ich mich mit dem schreienden Hayden auf einen Küchenstuhl, während Martin Haydens Fläschchen wärmte, Kaffee kochte und Toast in einen hübschen Toaster steckte, der höchstwahrscheinlich ein Hochzeitsgeschenk Craigs und Reginas gewesen war.
    Mein Mann summte bei der Arbeit sogar vor sich hin, dabei gehörte er nicht zu den Summern.
    Er nahm mir Hayden ab, um dem Kleinen die Flasche zu geben. „Sieh nur, kleiner Mann, überall Schnee! Wenn du größer bist, kannst du dich warm anziehen, rausgehen, Schneeengel machen, in den Schnee pinkeln und Schneemänner bauen ...“
    Das Schneethema schien endlos.
    Bis Martin sich halbwegs beruhigt hatte, hatte ich Zeit gefunden, zwei Tassen Kaffee zu trinken und meinen Toast zu essen.
    „Kommen wir hier weg?“, fragte ich. Ich hatte die dritte Tasse Kaffee mit ans Fenster genommen. „Schafft es dein Wagen die Auffahrt runter?“
    Das verdarb Martin jäh die gute Laune. Er liebte den Mercedes.
    „Ich rufe Karl

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