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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Laden – als wäre er an allen Orten gleichzeitig. Plötzlich merkte Sam, dass er verkehrt herum an einem Baum hing. So sehr er sich bemühte, seine Füße waren irgendwo im Baum verankert und er konnte sie nicht befreien. Gerade wollte er aufschreien, da baute sich die Pyramide vor ihm auf.
    Von seiner Position betrachtete er sich, wie er ein Holzscheit studierte. Plötzlich sah sein Gegenüber auf und schien ihn zu erkennen. Gerade als Sam »Hallo« sagen wollte, verschwamm das Bild vor ihm erneut. Er sah sich und die Tuathas unterhalb der Pyramide schlafen. Sam sah vom Baum, wie sich sein vergangenes Ich im Schlaf hin und her wälzte: »Ich erinnere mich. Der Alptraum. So einen Scheiß musst auch einmal träumen. Striptease in der Ritterrüstung.«
    »Was geht in diesem Sam vor, der da unten liegt?«, rief die Katze zu ihm auf seinem Baum hinauf. Immer noch konnte er sich nicht befreien.
    »Er hat Angst! Er will die Kontrolle über sein Leben nicht verlieren.«
    »Und?«
    »Ich frage mich gerade, warum? So aus diesem Blickwinkel ist alles irgendwie anders. Ich hätte dem Alptraum einfach ein Ende bereiten können.«
    »Was hättest du machen müssen?«
    »Ich hätte zur Polizei gehen können. Ich wünschte, ich könnte ihm das sagen …«
    Kaum hatte er das gesagt, gab der Ast, an dem er hing, nach. Er merkte, wie er mehr und mehr in die Figur gezogen wurde, die unter ihm vor der Pyramide lag. Er vermischte sich mit ihr. Plötzlich war er Teil eines vergangenen Traums. Er sah sich in seinen eigenen Armen liegen. Er wollte sich selbst sagen, dass er sich nicht fürchten sollte, doch scheinbar konnte sein Ich ihn nicht hören.
    »Ich will ja zur Polizei gehen und mit offenen Karten spielen. Dann ist wenigstens diese Ungewissheit weg. Dann weiß ich wenigstens, wo ich stehe«, murmelte Sam zu sich.
    Eine Katzenpfote packte ihn und zog ihn wieder aus dem Traum. »Warum tust du es dann nicht?«, fragte Muschka.
    Sam war immer noch mit sich selbst beschäftigt: »Ich hab mich in die Scheiße geritten, eben weil ich nichts gemacht habe. Wäre ich doch gleich zur Polizei gegangen! Viel Ärger wäre mir und den anderen erspart geblieben.«
    »Wieso bist du nicht zur Polizei gegangen?«, hakte die Katze nach.
    »Das sagte ich doch schon. Die könnten mich einbuchten.«
    »Aber warum?«
    »Wenn ich das wüsste …«
    Kaum hatte Sam das gesagt, sprang er weit in seine Kindheit zurück. Er sah sich als kleines Kind. Er weinte. Um ihn herum war alles schwarz.
    »Was ist in dieser Phase deines Lebens passiert?«, fragte Muschka.
    »Lass mich mit dem Scheiß in Ruhe! Ich habe damals eine Strafe aufgebrummt bekommen für etwas, das ich nicht getan habe. Das ist eine Ewigkeit her. Ich weiß gar nicht mehr so richtig, was ich damals verbrochen haben soll. Ich kann mich nur mehr an die Strafe erinnern – daran dafür aber heftig. Dieses Arschloch hat mich wirklich in den Keller gesperrt. Es war dunkel, eng, nass und kalt … Heute wirkt es lächerlich, aber ich hatte eine Wahnsinnsangst in diesem Loch. Ich … an diesem Tag habe ich beschlossen, künftig ... Moment, meinst du wirklich …«
    Plötzlich begann sich das Bild vor ihm zu verändern. Licht durchbrach das Schwarz. Alles wurde hell. Er sah das ›Arschloch‹, das ihn damals ungerechtfertigt bestraft hatte, doch er sah in ihm nur noch einen unbeholfenen Menschen, der keine Ahnung hatte, was er anrichtete. Er durchlebte die Situation erneut und merkte, dass es nichts gab, wovor er sich fürchten musste. Es gelang ihm sogar, seinem Peiniger zu verzeihen.
    Sam kehrte in die Gegenwart zurück. Er hatte wieder die erdrückenden Wände vor den Augen. Er schnippte einmal mit den Fingern und war wieder da, wo er sein sollte.

    *

    Das Handy piepste und Heisenstein las: ›Will endlich Entscheidung. 3 Millionen, sonst Polizei!‹
    Er ignorierte die Drohung per SMS. Ihm war schon schlimmer gedroht worden.

    *

    »Ist gestern noch irgendwas passiert, woran ich mich erinnern sollte?«, fragte Sam gähnend. Er war wohl irgendwann im Gesellschaftszimmer eingenickt. Mit unsicheren Beinen erhob er sich.
    Minsk hielt ihm grinsend eine Tasse dampfenden Kaffee unter die Nase: »Du hattest wohl ein nettes, kleines Gespräch mit Muschka. Du bist nicht der Erste in diesem Haus, dem das passiert ist.«
    »Ich hab sie Flohbeutel genannt«, meinte Sam entschuldigend.
    »Sie wird es verkraften, sie musste schon ärgere Namen über sich ergehen lassen«, meinte der Professor.
    »Ich weiß jetzt,

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