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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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nicht!«
    »Warum?«
    »Ich trage Mitschuld, dass die junge Dame verstorben ist.«

    *

    Vor Jahren schon war Sam aus der Kirche ausgetreten. Mittlerweile war er aber bereit, seine Seele an den Meistbietenden zu verkaufen, wenn der ihm dafür aus der Patsche helfen würde.
    »Dreh um, schnell!«
    »Warum?«
    »Polizei, dort vorne!«
    »Eine stinknormale Fahrzeugkontrolle. Die Leute in der Schlange vor uns fahren doch nach einem kurzen Check der Papiere weiter.«
    »Bitte dreh um, Nimue!«
    Sie starrte ihn entsetzt an und trat auf die Bremse. Obwohl das Auto bereits dabei war, auszurollen, wurde Sam unsanft in den Gurt gedrückt.
    »Hast du etwas verbrochen?«
    Es folgte eine unangenehme Stille. Nimue funkelte ihn finster an, bis sie ihn schließlich anschrie: »Sag mir sofort, warum du Angst vor der Polizei hast!«
    »Ich war betrunken«, knirschte er, »kann mich an nichts erinnern.«
    »Weiß ich schon. Aber was hat das mit der Polizei zu tun?«
    Sam sprach es leise aus: Ein Mord auf der Burg. Er hatte Angst, etwas damit zu tun zu haben.
    »Ein Mord? Meine Göttin! Wenn die Bullen mich mit dir erwischen, bin ich auch dran!«
    »Wenn die mich jetzt verhaften, kann ich nichts mehr tun, um die Wahrheit selbst herauszufinden.«
    Nimue musterte ihn wieder mit ihren hypnotischen Blicken. Sein Schicksal war in der Hand einer unberechenbaren Person.
    »Bleib ruhig«, sagte sie langsam und eindringlich. »Wenn wir jetzt umdrehen, fällt es auf.«
    Wieder ein Auto weniger. Sam konnte schon die Gesichter der beiden Polizisten sehen, die von dem Fahrer vor ihnen die Papiere verlangten.
    »Ich rede, du hältst den Mund, verstanden?«
    Nimue wagte es nicht mehr, ihn anzusehen, ihre Stimme zitterte. Für einen Sprung aus dem Wagen war es jetzt zu spät. Wie ein Vieh auf dem Weg zum Fleischer konnte er nur noch auf die Schlachtbank warten. Es war vorbei.
    »Führerschein, Ausweis, Papiere bitte! Was haben wir denn da? Kommen Sie von einem Faschingsgschnas? Da sind Sie aber zwei Monate zu spät dran.«
    »Herr Inspektor, ich muss Ihnen etwas sagen ...«
    »Sind Sie die Freundin von diesem Kasperl?«, brummte der vollbärtige Polizist. »Norbert, schau dir einmal diesen Herrn hier an! Darf ich gleich mal auch von Ihnen einen Ausweis sehen?«
    Zitternd hielt Sam seinen Führerschein hin.
    »Herr Inspektor, es gibt da etwas, das Sie wissen sollten. Es geht um gestern Abend«, bohrte Nimue nach.
    Es war fix. Sie hatte die Anschuldigung auf den Lippen, ihre Hand auf dem Türgriff, den Motor abgestellt. Sie würde aus dem Auto springen, den Rest würden die Polizisten erledigen. Es gab nichts, was er noch tun konnte, außer seine letzten Sekunden in Freiheit zu genießen.
    »Da haben wir aber den Eltern bei der Geburt sicher keine lustige Silvester-Feier beschert, oder Herr Kellermann? Waren Sie wenigstens der Erste?«
    Sam wagte es nicht, den Beamten anzusehen. Er würde sofort zu stottern beginnen.
    »Eine halbe Stunde zu spät fürs Neujahrsbaby.«
    »So ein Pech!«
    Sam wartete darauf, dass die Handschellen klickten, doch Nimue blieb stumm. Sie sah ihn kurz an und schien nachzudenken.
    »Was wollten Sie zuerst wegen gestern Abend sagen, Frau Weiß?«
    »Gestern Abend, Herr Inspektor?« Sie atmete drei Mal tief durch, bevor sie weitersprach: »Schauen Sie sich meinen Freund einmal an! Der war ordentlich feiern und natürlich hackedicht. Wieso sage ich eigentlich immer noch Freund, Samuel? Ich kann doch mit der Wahrheit rausrücken, oder?«
    Sam hätte sie am Liebsten dafür erwürgt, dass sie ihn auch noch demütigte, doch dann folgte die große Überraschung.
    »Mein Verlobter! Wir heiraten in zwei Wochen. Samuel war gestern mit den Jungs poltern. Diese Bastarde haben ihn tatsächlich in ein Narrenkostüm gesteckt. Als er mit den Fetzen bei der Tür reingekommen ist, habe ich ihm gleich gesagt, dass er den Fummel anlassen kann. Ich will meinen Eltern den Schreck ihres Lebens verpassen.«
    »Ein Polterabend?«, grinste der andere Polizist. »Hätte ich mir eigentlich gleich denken können. Fritz, in einem Monat ist doch der Hubsi dran. Den könnten wir doch auch in so ein Narrenkostüm stecken. Was meinst du?«
    »Der wird uns dafür hassen«, gab sein Kollege grinsend zurück. Er musterte Nimue, dann kratze er sich am Kopf. »Waren Sie gestern eigentlich nüchtern? Ihre Freundinnen haben Sie da ja auch in furchtbare Fetzen gesteckt.«
    Nimues Gesicht verfinsterte sich. Doch bevor sie auch nur ein kleines Wort entgegnen konnte, kam

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