Der Narr
Sam ihr zuvor: »Ich schwör es Ihnen, meine Verlobte trinkt nichts. Wir arbeiten gerade an einem Kind. Dass Letzte, was ich will, ist Vater eines Rauschkindes zu sein. Nicht, dass der Bengel dann auch noch in die Politik geht oder Beamter wird.«
Es herrschte eine kurze Stille, dann lachten die Polizisten. Kurz darauf sahen sie sich an und dachten scheinbar nach. Etwas grimmig gab der Polizeibeamte die Ausweise zurück und forderte Nimue auf, weiterzufahren.
»Der Polterabend war eine exzellente Idee von dir«, sagte Sam, als sie ein paar Meter gefahren waren. »Und ich dachte schon, du wolltest mich ausliefern.«
Nimue reagierte anfangs nicht. Sie starrte nur gerade aus auf die Straße.
»Du bist also in den Raunächten geboren, am 1. Januar?«, fragte sie schließlich zögerlich.
»Ja, das mit dem Neujahrsbaby fragen Sie mich bei jeder Ausweiskontrolle. Ist das für dich von Belang?«
»Ja«, antwortete sie und drückte wieder aufs Gas. »Du bist Steinbock. Ich bin Skorpion. Erde und Wasser passen gut zusammen.«
*
»Was meinen Sie mit Mitschuld ? Haben Sie Alice Heisenstein etwa umgebracht oder dem Täter die Waffe gegeben?«
Remmel stellte sich vor Schremser und sah Zwentner fragend an.
»Nein, aber nach Kassaschluss war ich für die Sicherheit verantwortlich!«
»Kassaschluss?«, murmelte Schremser. »Neben den Gästen, die gezahlt haben, könnten sich auch welche auf das Fest geschlichen haben?«
»Schremser, jetzt seien’s einmal stad!«, grummelte Remmel. Der kleine Kollege blickte ihn verdutzt an, hielt sich aber zurück. Der Chefinspektor wandte sich an Zwentner und bat ihn fortzufahren.
»Ich versuche bereits seit einer geschlagenen Stunde, Ihrem Kollegen zu erklären, dass ich helfen kann, den Verdächtigenkreis einzugrenzen. Meine Aufgabe nach Kassaschluss war es, sicherzustellen, dass niemand nach Einbruch der Dunkelheit die Burg betritt. Das Fest sollte ausschließlich im Burghof stattfinden. Wir wollten vermeiden, dass irgendein Betrunkener die Stiege herunterfällt. Das soll bei Burgfesten schon vorgekommen sein. Ich habe sogar den Schleichweg abgeriegelt, der sich von unten heraufschlängelt und direkt vor dem Burgeingang endet. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen etwas!«
Zwentner wirkte zwar müde, aber der Alkoholtest, der bei allen Anwesenden sofort durchgeführt worden war, hatte bestätigt, dass er am Vortag nüchtern gewesen war.
Der Hüne führte sie an der Kasse vorbei in den Innenhof. Es waren weitere Zelte zu sehen, die nach und nach abgebaut wurden. Niemand unter den Anwesenden sah für Remmel wie ein Mörder aus. Ein paar wirkten ein wenig übernächtigt, aber man sah allen an, dass sie wegen dieses Vorfalls wirklich betroffen waren.
»Meine Schmiede ist neben der ›HexenKuchl‹, der letzte Stand vor dem Aufgang zur Burg. Jemand, der ins Burginnere wollte, hätte an mir vorbeikommen müssen. Es war ausgemacht, dass ich mich jedem entgegenstelle.«
Ein funkelnder Blick zu den beiden Kollegen reichte aus, um sicherzustellen, dass sie sich eigene Fragen verbissen. Besonders Schremser zappelte wie ein Kind, das dringend aufs Klo musste – vermutlich, weil er unbedingt etwas sagen wollte.
Schon als sie den Vorhof betreten hatten, hatte Remmel seinen Blick auf den Burgaufgang gerichtet, der von zwei uniformierten Kollegen blockiert wurde. Zwischen Zwentners Stand und dem Aufgang war noch eine ungenutzte Fläche. Dem hölzernen Riesenbottich, der links neben den Aufgang stand und bei dem er glaubte, dass es sich um einen Wassertrog handelte, maß er noch wenig Bedeutung zu.
»Und wie ist es dann möglich, dass oben auf der Burgruine ein Mord passiert?«, wandte er sich wieder an Zwentner. »Sie hätten den Mörder und das Opfer doch sehen müssen!«
»Als meine Wache begonnen hatte, waren noch Leute oben. Hildisvini veranstaltete im Rittersaal eine kleine Privatfeier. Grundkurs ›Über das Wesen der rasenden Wildsau‹. Ich war mir sicher, dass alle auf der Burg bald herunterkommen würden. Niemand hält Hildis Predigten lange aus.«
»Wissen Sie, wer alles auf dieser privaten Feier zum Schwein werden wollte?«
»Natürlich kannte ich ein paar der Leute, die nach und nach von der Burg heruntergekommen sind. Falls Sie aber wissen wollen, wer zum Schluss noch oben war, dann sprechen Sie am besten mit Hildi. Er war der Letzte, der bei mir vorbeimarschiert ist. Zu diesem Zeitpunkt war das Opfer noch am Leben.«
»Wie können Sie da so sicher sein?«
»Er hat mir eine
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