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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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konnte sich nicht fortbewegen. Mit ihrer blutverschmierten Hand griff sie nach ihm und …
    Sam schrak schweißgebadet hoch. Um ihn herum lagen alle, mit denen er Met getrunken hatte. Der Rauch des Lagerfeuers lag in seiner Nase. Er musste bald erfahren, was wirklich an diesem Tag auf der Burgruine geschehen war, sonst würde er wahnsinnig werden.

Epeiso dion
    »Dionysos, richte deinen Blick auf den Jüngling! Du willst doch nicht behaupten, er habe seine Lektion gelernt?«
    »Was beschwerst du dich, Athene? Der Met gab ihm den Mut, ein paar Angelegenheiten anzusprechen. Ohne den Nektar der Götter hätte er ängstlich am Rande des Geschehens gesessen.«
    »Das wäre wohl nicht die schlechteste Wahl gewesen. Oder glaubst du wirklich, er ist stolz auf seine Taten?«
    »Ich habe schon so manchen trunkenen Jüngling und auch so manche berauschte Maid mit einem weitaus schlimmeren Wesen im Arm gesehen.«
    »Sei‘s drum! Wie geht es nun weiter?«
    »Er hat seine Lektion noch nicht gelernt, doch gib nicht allzu schnell auf! Du wirst sehen, der Wahnsinn des Rausches wird sich noch als sein Segen erweisen.«
    »Und was, wenn nicht?«
    »Dann wird er mit ›berauschender Fahne‹ untergehen.«
    »Dann wollen wir mal hoffen, er besteht diese Probe. Allzu viel Vertrauen in ihn habe ich ja nicht.«

Magnum
    »Ihr braucht seinen Ausweis nicht zu sehen. … Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht. … Er kann passieren.«
    ― Obi Wan Kenobi

    Nachdem Sam von seinem Alptraum hochgeschreckt war, fiel es ihm schwer, erneut einzuschlafen. War er wirklich noch während seines Rausches eingeschlafen oder hatte er vielleicht noch etwas unternommen? Erst in den frühen Morgenstunden döste er wieder ein und hatte einen weiteren Alptraum: Er war an einem unbekannten Ort gewesen und hatte keine Ahnung, wie er dort hingekommen war. In seinen Armen lag eine Person. So sehr er es auch anstrengte, er konnte sich nicht mehr an ihre Identität erinnern, obwohl er wusste, dass er sie kannte. Wer immer es auch war, versuchte, ihm etwas mitzuteilen. Sam konnte die Botschaft nicht verstehen.
    Er hatte am Vortag wertvolle Informationen erhalten. Gisi hatte Phil mit Alice im Zuber gesehen. Wollte der Schönling vielleicht seine finsteren Gelüste ausleben? Womöglich hatte Sam sogar versucht, Alice zu retten. Wieso musste sie überhaupt sterben? Hatte sie vielleicht den Clan beleidigt und dafür die Rache des ›Keltaliban‹ zu spüren bekommen?
    Der Gedanke an eine weitere Alternative begann Sam allmählich mehr und mehr zu quälen. Etwas, worüber er bislang noch nicht ernsthaft nachgedacht hatte: Was wäre, wenn es wirklich eine dunkle Seite in seiner Seele gab?
    Nimue war in der Nacht zurückgekehrt und hatte ihren Schlafsack direkt neben Sam ausgebreitet. Die Hexe hatte ihren Arm um ihn herum geschlungen und grunzte im Schlaf. Ewiger Junggeselle und dann Nimue als Freundin? Wie sollte er das bloß den Kumpels erklären? »Du bist ein größenwahnsinniger Nerd«, hatte ihm ein Freund einmal eingebläut. Der schlimme Liebeskummer und eine Flasche Wodka schufen damals kein Ambiente, das dazu einlud, das eigene, komplizierte Seelenleben zu durchschauen. Zwei Jahre später hatte allerdings auch Sam kapiert, was der Kumpel gemeint hatte: »Während sich andere im Fitnesscenter rumplagen, um den perfekten Körper zu formen, spielst du ›StarCraft‹ oder bastelst an deinem Rechner rum. Andere machen eine Low-Carb-Diät, du bittest um extra Käse auf der Pizza. Auch wenn du dadurch nicht fett wirst, kriegst du davon Pickel und eine fettige Haut. Andere Männer investieren Unsummen in ihre Garderobe, dir reicht es, wenn du was zum Überwerfen hast, das nicht schon stinkt. Aber dann kommen die Ansprüche! Großer Busen, schlanker Bauch und natürlich lange blonde Haare. Jede Kleinigkeit muss perfekt sein. Fällt dir nichts auf? Kommt dir wirklich gar nichts komisch vor?«
    »Charakter geht vor Aussehen.« – Das war damals seine Antwort gewesen. Später musste er schmerzlich lernen, dass auch seine Meinung zu seiner angeblichen Charakterstärke zu überdenken war. Danach änderte er seine Strategie grundlegend und bezirzte jede Frau, die ihn nicht für einen vollkommenen Trottel hielt. Konnte es sein, dass er tief im Unterbewusstsein Frauen so sehr hasste, dass …
    Die Hexe öffnete zaghaft die Augen. »Na, schon auf?«, murmelte sie. An ihrem Blick konnte er sehen, dass sie kein Morgenmensch war.
    »Ich träumte, dass jemand in meinen Armen starb.

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