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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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gefühlt.
    Geschlagene zwei Stunden war Heisenstein nach ihrem Gespräch in der Nacht die verschiedenen Alternativen gedanklich durchgegangen. Es gab Möglichkeiten, ihre Vergangenheit zu verschleiern. In der Stunde des Wolfes, in der Zeit, in der sonst meist nur noch die wachten, die von schweren Gedanken geplagt wurden, war er sogar geneigt gewesen, Joe zurückzupfeifen und vieles in seinem Leben grundlegend zu ändern.
    Doch jede Nacht hatte ihr Ende, so auch die Stunde des Wolfes. Als es zu dämmern begann und er bereits verschiedene Alternativen für ihre gemeinsame Zukunft durchdacht hatte, wurde ihm die Lächerlichkeit des Vorhabens wieder bewusst. Das war nicht ›Pretty Woman‹, sie war nicht Julia Roberts und er war nicht Richard Gere. Der alte Heisenstein kehrte zurück: Der Aristokrat hat sich nicht mit dem einfachen Volk abzugeben.
    »Steh auf!«, rüttelte er sie unsanft wach. »Zieh dich an und verschwinde!«
    Estrella sah ihn verwundert an.
    Heisenstein seufzte. Es würde verdammt schwer werden, einen gleichwertigen Ersatz zu finden. Doch die Welt war voll von Frauen. Er war reich, mächtig und attraktiv. Bald würde die Nächste versuchen, den großen Fisch zu fangen.
    Mehrmals nannte Estrella ihn ›boludo‹ und warf dann die Tür hinter sich zu, nachdem sie sich angezogen hatte. Doch Heisenstein richtete seine Aufmerksamkeit mittlerweile auf etwas Wichtigeres. Erste Unvorsichtigkeiten schlichen sich ein. Falls Journalisten ihre Augen offen gehalten hätten, hätten sie vielleicht gemerkt, dass Heisenstein die Nacht nicht alleine gewesen war.
    Normalerweise würde um exakt diese Zeit Joe mit dem Wagen vor seiner Haustür warten. Es war an der Zeit, wieder einmal seine Ziele zu visualisieren. Er stellte sich vor, wie sich sein Pitbull den Opfern näherte …

    *

    Sam und Nimue packten ihre Schlafsäcke zusammen, als Willi zu ihnen stapfte.
    »Dieser Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn«, zischte er. Mehrmals wischte er sich den Schweiß von seiner hochroten Stirn und schnaufte tief.
    »Was ist jetzt schon wieder mit Phil los?«, fragte Nimue. Ihre Stimme klang müde und gereizt.
    »Du kennst ihn doch«, zischte der Clanführer zurück.
    »Willi, was hat er angestellt?«, bohrte Nimue nach.
    »Marion soll uns mit zusammengebundenen Händen nachtrotten. ›Authentisches Keltentum‹ nennt er das, weil die Kelten ja auch Sklaven gehalten haben.«
    »Lass die beiden doch«, sagte Nimue ungerührt. »Sie will doch seine Sklavin sein. Ich hoffe, Phil hat endlich gelernt, wie man einen anständigen Bondage-Knoten macht.«
    »Es ist jedes Mal das gleiche mit ihm«, fluchte Willi. »Kaum gibt es Zoff, wird er grob zu seinen Frauen. Weißt du eigentlich, wie oft ich schon gefragt wurde, warum seine Liebschaften nach einer Weile so viele blaue Flecken haben?«
    »Hast du eine Idee, was ihn so belasten könnte?«, fragte Sam dazwischen.
    »Keine Ahnung! Doch dieses Mal muss er massiv in der Scheiße stecken.«
    Sam blickte auf Nimue. Phil hatte sie doch gestern tief gedemütigt. Wieso nutzte sie jetzt nicht die Chance, ihre Stimme gegen ihn zu erheben?
    »Leider wird es immer wieder Frauen geben, die auf Phil reinfallen«, seufzte Sam. Willi starrte ihn an. Er setzte an, etwas zu darauf zu antworten, doch sagte dann nichts.
    »Gibt es da noch was?«
    »Das mit der Freiwilligkeit ist so ein Thema.«
    »Er vergewaltigt sie? Phil zwingt Frauen, Sex mit ihm zu haben?«, fuhr Sam entsetzt hoch.
    »Vergewaltigung würde ich es nicht direkt nennen«, seufzte Willi, »aber du kennst sein Spezialrezept nicht.«
    »Was meinst du damit?«
    »Hab schon mehr gesagt, als ich sagen sollte.«
    Als Nimue sich kurz weggedreht hatte, um ihren Schlafsack aufzuheben, deutete Willi auf sie. Klarer konnte er nicht werden, dass er vor ihr nichts sagen wollte.
    »Weißt du, was er meinte?«, fragte Sam Nimue, nachdem Willi weitergegangen war.
    »Es kommt vor, dass Frauen, die sich geschworen hatten, nicht mit Phil ins Bett zu steigen, es ein paar Stunden darauf dann doch getan haben.«
    »Hat er irgendeinen Zauber von dir gelernt?«
    »Lass das jetzt und trag die Sachen zum Auto. Ich möchte fahren!«
    Sam seufzte. Er musste mit Willi alleine reden. Es gab noch viel, was er über Phil erfahren musste.

    *

    »Endlich!«, stöhnte Remmel und streckte sich, nachdem er aus dem Auto gestiegen war. »Das war hoffentlich die letzte Nacht im ›Hotel Auto‹ in meinem Leben. Die wilden Zeiten sind für mich vorbei.«
    Der Chefinspektor

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