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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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konnte an Hannis Gesichtszügen ablesen, dass sie an dem mutmaßlichen wilden Leben des Gottfried Maria Remmel zweifelte oder schlichtweg nicht an Details interessiert war.
    Es gab ohnehin Wichtigeres, denn Hanni war an diesem Morgen an der Reihe, für das gemeinsame Frühstück aufzukommen. Ein ordentliches Buffet mit allem, was als Kombination von Natur und Chemie in den letzten Jahrzehnten zum Gaumenkitzler geworden war: Baked Beans, Eier, Champignons, Schinken und jede Menge Aufstrich. Endlich wieder einmal eine ordentliche Streichwurst vom Land! So richtig dick musste sie aufgetragen werden, dass die Semmel kleben bleiben würde, wenn man sie mit der bestrichenen Seite auf den Tisch legte. Und natürlich gehörte auch eine Extraschicht Butter darunter. Den Scheibenkäse würde er sich gleich direkt in den Rachen schieben. Dazu jede Menge Kaffee, Orangensaft und Haselnusscreme mit dem Löffel. Und diese kleinen Pizzastückchen dürften natürlich auch nicht fehlen!
    Hanni sah ihn angewidert an, als er ihr sein optimales Morgenmahl beschrieb. »In den letzten Jahren habe ich auch das orientalische Frühstück lieb gewonnen«, fügte er hinzu. »So ein zweiter Gang mit Schafskäse, Honig und diesem köstlichen in Fladenbrot eingewickelten Käse, warum eigentlich nicht? Die Fruchtjoghurts und ein paar Waffeln dann zum Schluss. Den Obstsalat, Hanni, den kannst du haben! Apferl und so, das ist nicht meins. Da bläht’s mich nachher immer.«
    Remmel fiel es trotzdem schwer, den Morgengrant zu überspielen. »Wennst di amal dran gwohnt hast, dass nachm Aufstehn amal für zwa Stund alles Arsch is, kannst net von heut auf morg’n a fröhliches Springkinkerl in da Früh sein«, hatte er mal zum alten Hawlicek gesagt, nachdem der ihn auf seine Launen angesprochen hatte.
    »Hast du Frau Loidl schon erreichen können?«, gähnte Remmel, der allmählich seinen Grant immer stärker werden spürte.
    »Nein! Dieser Akku ist schon wieder leer. Ich habe ihr aber eine Nachricht auf der Sprachbox hinterlassen. Ich möchte endlich über Alice Heisensteins sexuelle Ausrichtung Bescheid wissen.«
    Vielleicht lag es daran, dass er einmal mehr eine Nacht neben einer Frau verbracht hatte, ohne sie berühren zu dürfen. Er hatte nicht nur einen grantigen, sondern auch einen sensiblen Tag. Der perfekte Zeitpunkt für ein klärendes Gespräch unter Kollegen. Ihm lagen da einige Dinge auf dem Herzen, die er Hanni schon längst hätte sagen sollen: Dass sie die Einzige vom Amt war, die er wirklich mochte. Streng genommen sogar die einzige Frau überhaupt, wenn man von seiner polnischen Putzfrau absah, die immer so herzlich über seine trockenen Witze lachen konnte, obwohl sie kein Wort davon verstand.
    Es war der Moment gekommen, an dem er ihr endlich gestehen würde, dass es Tage gab, an denen er es verfluchte, so ›blad‹ geworden zu sein. Immerhin … wenn er nicht so … dann wäre ja durchaus … Remmel setzte an, ein Kompliment über ihr Haar zu machen. Er kratze sich am Kopf und suchte nach Worten. Der Akku des Smartphone war zwar leer, aber das Tablet hatte noch ein bisschen Saft. Hanni sah nicht mal auf, als Remmel vor sich hin stammelte und keinen zusammenhängenden Satz hervorbrachte.
    »Jetzt beruhig’ dich Remmel«, seufzte seine Kollegin, die sein Anliegen offenbar gänzlich falsch verstanden hatte. »Kriegst ja bald dein Happi. Aber ich muss mich jetzt konzentrieren.«
    »Da kann man halt nichts machen«, beendete er sein Gestammel seufzend. »Soll halt nicht sein.«
    »Aber natürlich können wir etwas tun!«
    »Was meinst du damit?«, fragte Remmel verwirrt.
    »Die Kollegen sind in einer halben Stunde bis Stunde hier«, rief sie begeistert. »Wimmer hat uns ein E-Mail mit dem Foto des dritten Verdächtigen geschickt. Schau her! Das ist Samuel Kellermann. Gestern drangen die Beamten in seine Wohnung ein. Du wirst nicht glauben, was sie gefunden haben … Remmel? Was ist los? Wieso starrst du mich so an? Habe ich einen Fleck auf meiner Jacke?«
    Remmel seufzte und schüttelte den Kopf. Er richtete seinen Blick auf das Gesicht des Verdächtigen am Tablet. Ohne Kaffee war es noch ein wenig schwer, aber langsam konnte er die essentiellen Details erkennen. Langsam vervollständigte sich das Bild von dem dritten Verdächtigen im Kopf des Chefinspektors.
    Klassisches Partybild von einer Studentenfeier. Ein Sombrero, ein ›Spock‹-T-Shirt und eine Flasche Tequila in der Hand, die Augen weit aufgerissen und die Zunge weit

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