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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Du bist doch die Meisterin der Deutung. Könnte das eine Erinnerung sein?«
    »Woher willst du wissen, dass du nicht von der Zukunft geträumt hast?«
    »Wenn du mir jetzt sagen könntest, wer Alice umgebracht hat …«
    »Zu Beltaine erfährst du alles, versprochen! Bis dahin passe ich gut auf dich auf. Ich lasse nicht zu, dass meinem Novizen was passiert.«
    Warum bei Kahless war ihr dieses verdammte Ritual zu Beltaine so wichtig?
    Das Lager erwachte. Ein jüngeres Clanmitglied kam zu Nimue und fragte sie, ob sie ihn mit dem Auto nach Linz mitnehmen konnte.
    »Nein«, antwortete sie entschieden. »Ich muss mit meinem Novizen noch ein paar Kultplätze abfahren. Er hat noch viel zu lernen.«
    Sam holte tief Luft. Wie kam sie dazu, über ihn zu bestimmen. Sein Blick wanderte zu Phil. Warum sollte ausgerechnet sie mehr über die Nacht auf der Burg wissen als der Schönling? Doch der Macho würde ihn auch weiterhin ignorieren, solange er wie Nimues Schoßhündchen wirkte. Es war an der Zeit, Profil zu zeigen. Sam richtete sich auf, als Phil in der Nähe war und blickte die Hexe an, die jedoch den Braten zu riechen schien. Sie robbte auf den Knien hinter ihn und begann seinen Nacken zu massieren: »In der Walpurgisnacht wird alles gut werden.«
    »Warum sagst du mir nicht, was du weißt?«, fuhr Sam sie mit einer bissigen Stimme an.
    »Ich traue keinem Mann mehr«, gab sie schroff zurück.
    Sam wartete bis Phil hersah, dann fing er an zu toben: »Ich bin Techniker. Mir geht es um Fakten. Alles, was man sich so schnell einmal einbildet und unüberlegt von sich gibt, weil man sonst nichts zu sagen hat, ist pure Scheiße!« Nimues entsetzter Blick bereitete ihm Freude und er setzte zum nächsten Schlag an: »Ich werde später einmal in einem echten Unternehmen arbeiten. Ich werde mit Freunden am Abend ein Bier trinken gehen, um übers Programmieren und Frauen zu sprechen. Ich werde die Karre aus ›Supernatural‹ fahren und klebe mir einen fetten ›Star Trek‹-Aufkleber auf die Heckscheibe. Urlaub heißt für mich, den Rechner hochfahren und Zerg abballern. Und wie die Aura von Zerglingen aussieht, ist mir ehrlich gesagt scheißegal!«
    Endlich stand Nimue auf. »Es gibt Dinge, die du nicht verstehen kannst, und doch müssen sie passieren«, zischte sie und ballte drohend die Faust. »Du bist auserkoren.«
    »Du ziehst eine Rune und glaubst über alles bescheid zu wissen?«, lachte Sam. Er atmete durch und machte sich bereit, etwaige Schläge und Tritte abzuwehren, als er sie nachäffte: »Ich bin eine Zauberin! Ich mach das schon seit zwanzig Jahren. Mir braucht niemand was erzählen. Eher geht die Welt unter, als dass ich mich irre.«
    Er hatte mit Schlägen gerechnet, doch Nimue trat nur dicht vor ihn hin. Leise raunte sie ihm etwas ins Ohr. Sam zuckte zusammen, als er ihre Worte hörte: »Du stehst zur Walpurgisnacht deinen Mann! Haben wir uns verstanden? Und jetzt bring die Trommeln und den Met zu meinem Auto!«
    Sam wusste, er hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen.

    *

    Heisenstein starrte an die Decke seines Schlafzimmers. Tausende Gedanken schossen durch seinen Kopf. Auf seiner Brust ruhte noch immer der Kopf von Estrella, dem Star unter den Prostituierten.
    Sie war geblieben, die Stechuhr hatte sie abgestellt. Die Ausnahmeerscheinung, die sonst jede Minute penibel genau berechnete, gab Heisenstein die Ehre ihrer freien Gesellschaft. So mancher würde vor Neid erblassen, wenn er das erfuhr.
    Es war ein hartes Business und sie wurde auch nicht jünger. In nur ein paar Jahren würde auch sie um hohe Stundensätze kämpfen müssen. Ihr Trost war so für Heisenstein ein verständliches Investment. Es kam vor, dass einflussreiche Männer sich von einer wie ihr hatten einfangen lassen.
    Welche abstrusen Gedanken und Ideen in einer schlaflosen Nacht entstanden! Ihr Business war anders als das seine und doch spielte sie wie er in der Oberliga mit. Die bildhübsche Argentinierin mit einem exzellenten Körper war auch intelligent, vielseitig und charismatisch. Sie konnte Menschen begeistern und mit ihrer Leidenschaft mitreißen. Sie würde – solange man nichts von ihrem Vorleben wüsste – in der Öffentlichkeit, eine exzellente Figur machen.
    Was hatte sie mit ihm gemacht, dass er bereit wäre, sich ihr auch weiterhin anzuvertrauen? War es ihre Jugend oder lag es daran, dass er ihr eine ganze Stunde lang anvertraut hatte, wie es tief in seinem Inneren wirklich aussah? Selten hatte er sich bei einer Frau so wohl

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