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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Sam.
    »Nein. Aber es könnte auch sein, dass die zukünftigen Realitäten sich nicht einigen konnten, wer jetzt mit mir Kontakt aufnehmen soll. Ist sicher nicht leicht, da einen gemeinsamen Nenner zu finden.«
    Sam hielt inne. Wenn er in der Lage wäre, mit der Vergangenheit Kontakt aufzunehmen, könnte er vielleicht auch … einen Versuch war es wert.
    Sam küsste Meridwen noch einmal und ließ ihren Zauber auf sich wirken. Bedächtig schloss er die Augen und genoss das Gefühl, das sie in ihm hervorrief. Er sah sich in einem fiktiven Spiegel. Mit jedem Kuss wurde das Bild im Spiegel klarer. Je reiner die Figur wurde, desto mehr verschmolz Sam mit ihr.
    Die Musik in seinem Kopf wurde immer lauter. ›One Pill makes you larger, and one makes you small.‹ Das Schlagzeug von Jefferson Airplane wurde lauter. Immer lauter, bis es ein Donnern war. Die kräftige Stimme von Grace Slick dröhnte in seinem Kopf.
    Er versuchte, aufzustehen, aber er konnte sich nicht mehr bewegen. Er konnte nur mehr geradeaus in das Feuer starren. Doch das war auch in Ordnung so. In diesem Moment fühlte er sich mit dem Universum verbunden. Es war, als wäre er eins mit seiner Umgebung. Das Holzscheit neben ihm, der Wind, der durch das Rascheln der Bäume sprach und natürlich das Feuer vor ihm. Es gab auf alle Fragen eine Antwort und alles war miteinander verbunden. Und dennoch war es ihm, als gab es noch keine Worte, die beschreiben könnten, was er erlebte, als gäbe es noch eine geheime Sprache, die nicht aus Worten bestand, um etwas zu beschreiben.
    Es wurde ihm zu viel. Es dröhnte nur noch ein einziger Satz durch seinen Kopf: ›Remember what the dormouse said: Feed your head!‹ – Wieder verschwand das Bild vor seinem Gesicht, als hätte ihm jemand ein Holzscheit auf den Kopf geknallt.

    *

    Er fand sich in Nebel und unbeschreiblichem Getöse wieder. In dem Wirrwarr wurden immer wieder die Rufe einzelner Leute laut. Sam sah auf eine tobende Menge hinab. Rote Scheinwerfer blendeten ihn. Die Rauchschwaden um ihn herum lichteten sich.
    »Ausziehen! Ausziehen! Ausziehen!«
    Sam trug ein Kettenhemd, das bei jedem Schritt klimperte. Eine schwere Lederhose und Reitstiefel erschwerten jede seiner Bewegungen. Seine Brust war mit einem weißen Leinentuch bedeckt, auf dessen Mitte ein großes rotes Kreuz markiert war, auf dem Kopf trug er einen schweren Topfhelm.
    Die Rufe der Menge wurden lauter.
    »Ausziehen! Ausziehen! Ausziehen!«
    In diesem Moment wurde das ohrenbetäubende Getöse durch Musik übertönt. Eine rauchige Stimme sang: ›Baby take off your coat real slow. Take off your shoes I’ll take off your shoes.‹
    Lauter wunderhübsche Frauen, die ihn begehrten und Blumen nach ihm warfen. Es war wie im Himmel.
    ›And take off your shoes, I'll take off your shoes‹
    Er glitt galant zu einer Stange, die mitten auf der Bühne platziert war. Er versuchte sich möglichst rhythmisch zur Musik zu bewegen. Die Damen kreischten, als er seine Kniebeugen machte und sich mit einer bislang ungeahnten Dehnung in den Beinen graziös um die Stange schlängelte. Er war auf einmal biegsam wie eine Ballerina. Er wusste, was die Menge wollte. In der Menge war auch Nimue, die ihn finster anblickte.
    ›Baby take off your dress, yes, yes, yes‹
    Sam konnte sich dem Geschrei der Menge nicht erwehren. Er riss sich das Kettenhemd vom Leib und warf es in die tosende Menge. Dass dabei irgendjemand zu Boden ging, war ihm egal. Er spürte den Rhythmus. Sein Leinentuch wickelte er um Nimues Nacken und wackelte dabei galant mit seinem nackten Oberkörper.
    ›You can leave your hat on‹ - Dadatadam.
    Er gab ihnen die Reitstiefel. Die Menge wollte mehr. Es folgten die modischen, langen Ritterunterhosen. Die Menge wollte mehr. In kurzen Unterhosen und Topfhelm vollzog er während der zweiten Strophe wahre Akrobatik an der Stange. Er machte einen Spagat, ging auf den Zehenspitzen und präsentierte sogar einen Salto. Nichts half, die Menge wollte mehr.
    »Ausziehen! Ausziehen! Ausziehen!«
    Auf einmal Riesengelächter. Die Menge brüllte und kreischte laut. Das Visier seines Topfhelmes gab nicht viel Sicht frei, doch er sah Nimue plötzlich neben sich stehen. Sie winkte mit irgendetwas in ihrer Hand. Als er mit seinen Händen nach unten tastete, nahm er das Dilemma wahr: Er hatte nur noch den Topf an.
    Mit einem Schlag veränderte sich die Umgebung. Jemand starrte ihn an. Alice Heisenstein! Sie war mindestens drei Meter groß. Er wollte von ihr weglaufen, doch er

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