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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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wich Schritt für Schritt zurück und starrte in den Lauf eines Trommelrevolvers. »Nimm’s net persönlich, Hofnarr!«

    *

    »Das gibt es doch nicht!«
    Remmel klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Immer noch erfüllte sein hohes Lachen den Dienstwagen. Es war ein Gegacker, das Hanni an einen Hühnerstall erinnerte.
    »Du hast es jetzt schon drei Mal gesehen. Der Akku ist fast leer«, gab sie genervt zurück. Sie war ohnehin schon gereizt, da ihr Yogi-Tee aus war. Remmels Verhalten war so nur noch schwieriger zu ertragen.
    »Egal, spiel es noch mal ab! Ich muss es einfach noch mal sehen.«
    Seufzend drückte sie auf ›play‹ und verschwommen wurde das Bild einer Handykamera wiedergegeben: »Special Forces, Commander Schremser«, hörte man jemanden flüstern. »Wir stehen vor der Tür eines Verdächtigen.« Kurz darauf wurde der kleine Kollege eingeblendet. Er hatte sich das Oberteil seiner Uniform auszogen und spannte seine spärlich vorhandenen Muskeln an. Obwohl es sichtlich dunkel war, trug er eine Sonnenbrille. »Bereithalten für Zugriff«, flüsterte Schremser. »Drei, zwo, eins. Banzai!« Jemand filmte, wie der kleine Kollege Anlauf nahm und sich schreiend gegen die Tür warf. Doch nach dieser ›filmreifen Actioneinlage‹ stand es eins zu null für die Tür. Schremser wand sich stöhnend am Boden. »Wimmer, des muasst lösch’n!«, meinte Schremser. »Jo sicher! Ist doch klar!«, gab der Kollege zurück. »Aber sicher. Versprich ma des«, vergewisserte sich der kleine Polizist noch einmal.
    Das war Remmels Lieblingsstelle. Er gackerte wieder laut auf, als er Wimmer sagen hörte, er sei doch kein Trottel und wüsste schon, wo der ›Deliet-Batt’n‹ zum Löschen war. Der Rest des Videos war für Remmel unwichtig. Es zeigte nur die Wohnung des Verdächtigen, den der Chefinspektor, seiner Ansicht nach, auch so bereits gut einordnen konnte, wie er glaubte.
    »Und dann ist der auch noch so blöd und stellt das Video versehentlich auf den Server, ohne zu merken, dass der Anfang auch drauf ist«, grinste Remmel.
    »Was machst du?«, fragte Hanni.
    »Ich schick den Link weiter! Sag, wo finde ich die Verteilerliste von ihrem Beschwerdemail? Alle sollen wissen, welchen Deppen sie die Verantwortung übertragen haben.«

    *

    Die Panik lähmte Sam. Der Fremde starrte ihn finster an und wiederholte seine Frage: »Wenn du meinen Dialekt nicht verstehst, dann eben wieder auf hochdeutsch«, zischte er. »Wie viele Leute sind bei der Pyramide?«
    Die verzerrten Züge im Gesicht seines Gegenübers sprachen Bände. Sam hätte liebend gerne geantwortet, nur er konnte nicht. Er wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort hervor.
    Der Mann warf ihm das Smartphone zu. Reflexartig fing er es auf. Zumindest bewegen konnte er sich noch. Aber weglaufen? Das würde er im Leben nicht schaffen!
    »Schau dir die Fotos an! Finde ich die beiden Vögel bei der Pyramide?«
    Sam sah Bilder von Phil und Ceallach am Handy. Er holte tief Luft und schloss die Augen. Er würde nichts sagen. Er war im Leben nie ein besonderer Held gewesen, aber wenigstens würde er als der Mensch sterben, den seine Charaktere in den Computerspielen verkörperten. Für Sto-Vo-Kor, der klingonischen Nachwelt, würde es nicht reichen, aber wenigstens konnte er mit reinem Gewissen seinem Schöpfer gegenübertreten.
    Ein ohrenbetäubender Knall. Sams Herz stockte. Er presste Luft in seine Lunge und wieder heraus. Seine Wange und sein Ohr brannten. Ein Streifschuss. Panik! Er würde alles sagen, alles! Nur kein zweiter Schuss!
    Der Fremde zielte noch einmal auf seinen Schädel. Wenn er ihn doch nur zu Wort kommen ließe! Er würde alles sagen, was er wusste, und auf Knien wie ein Ferengi würde er um Gnade flehen.
    »Los jetzt! Wo finde ich deine Freunde? Der nächste Schuss geht ins Knie, ich versprech’s dir!«
    Sam war längst bereit, alles zu erzählen, was er wusste – vom Mädchennamen seiner Mutter bis zur Hauptstadt von Ecuador. Alles, nur um am Leben zu bleiben. Er war zu jung, um zu sterben.
    »Waffe fallen lassen, Psycho!«
    Ceallach trat mit einem gespannten Bogen hervor und zielte auf den Fremden.
    »Pfeil und Bogen?«, grinste der Fremde. »Und davor soll ich mich fürchten?«
    Sam seufzte. Während er sich fast in die Hose machte, behielt ausgerechnet der Sensibelste der Túatha Dé Danann die Nerven. Er wirkte fast majestätisch, als er den Bogen gespannt hielt.
    »Das ist ein englischer Langbogen, im Mittelalter die stärkste

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