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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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raus und die Sache ist erledigt. Alle einverstanden?«
    Sam packte Phil beim Kragen. »Arschloch …«, stotterte er. »Wieso nicht du, du …?«
    »Niemand wird hier geopfert«, fuhr Willi dazwischen. Im selben Moment packte Phil Sam an seiner empfindlichsten Stelle und schrie ihn hysterisch an: »Nur weil du einmal bei uns übernachtet hast, brauchst du nicht glauben, zu uns zu gehören. Wir schulden dir gar nichts! Clanmitglieder müssen einander schützen und du gehörst nicht dazu.«
    »Hört auf, alle beide!«, schrie Willi.
    »Ich hab ihn gesehen«, brüllte Phil. Er stieß Sam weg.
    »Wieso bist du dann nicht eingeschritten?«, fragte Willi entsetzt.
    »Ich war nicht dabei. Aber dass dieser verdammte Nerd mit einem blutverschmierten T-Shirt und dem Dolch daneben in der Schenke gelegen war, reicht mir.«
    Es war nun das eingetreten, vor dem Sam sich die ganze Zeit gefürchtet hatte. Jeder starrte ihn an. Er kannte die vorwurfsvollen Blicke, er wusste, was jeder sich fragte. Am liebsten wäre er aufgestanden und weggelaufen, aber er musste sachlich bleiben. Panik hatte noch nie jemandem geholfen.
    »Hört mir zu!«, rief er, bemüht, die Angst in seiner Stimme zu unterdrücken. »Ich bin gestern in meiner Wohnung aufgewacht. Auf meinem T-Shirt war Blut. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Das ist die Wahrheit! Aber überlegt doch bitte! Ich konnte doch nicht einmal mehr gehen. Wie soll ich dann noch in der Lage gewesen sein, jemanden umzubringen?«
    »Nicht gehen?«, protestierte Phil. »Bist du etwa mit dem Auto nach Hause gefahren, weil du nicht mehr gehen konntest?« Kurz war es still und niemand sagte etwas. Jeder blickte schließlich auf Willi. »Wir haben keine Zeit zum Streiten«, zischte er. »Phil! Wieso hast du uns vorher nichts gesagt?« Phil zuckte mit den Schultern. Aus seinem Gesicht war jede Farbe gewichen.
    »Du hast mit ihr geflirtet. Erzähl uns doch, was zwischen euch los war! Lief wohl nicht so gut«, forderte Sam nun scharf.
    »Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig«, presste Phil zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und sprang auf.
    »Bist du verrückt?«, Willi sprang hoch, um Phil wieder zu Boden zu reißen. Sam schrie auf, doch es war zu spät. Wieder ein ohrenbetäubender Knall. Ein zweites Mal. Einmal mehr surrte der Schuss knapp an Sam vorbei, doch der Zweite traf sein Ziel.
    Sam fing den Getroffenen auf. Wieder zog ein Schuss knapp an ihnen vorbei, ein weiterer verfehlte Ceallach am Hochstand nur knapp. Sam sah in die Augen eines sterbenden Mannes. Er versuchte noch etwas zu sagen, aber er konnte ihn nicht verstehen. Es war zu spät, er hatte seine Reise in die andere Welt angetreten.

    *

    Hanni raste los.
    »Schießen die wirklich?«, rief Remmel entsetzt.
    »So ein Mist! Überall Schlaglöcher und Mulden! Ich komme nicht schnell genug vorwärts«, fluchte Hanni. »Remmel, du bleibst im Auto. Nicht einmal ein Blinder würde dich verfehlen, wenn du da draußen frei herumläufst.«
    Remmel schwieg. Es war allgemein bekannt, dass er sich vor Schusswaffentrainings drückte. Dem Chefinspektor fiel es auf einmal schwer, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Alles ging so schnell! Würde er hinter dem Steuer sitzen, er hätte das erste Mal in seinem Leben die vorgegebene Straßengeschwindigkeit mit eingelegtem Rückwärtsgang überschritten.
    »Wann hast du das letzte Mal mit einer Waffe geschossen?«, fragte Hanni, als Remmel fragend den Lauf von ihrer Waffe in seiner Hand anstarrte. Ihr Kollege hob die Schultern. Schnell riss sie ihm die Pistole wieder aus der Hand, bevor er sich noch verletzte. Der Weg nahm eine scharfe Biegung nach rechts. Die Pyramide kam in Sicht.
    Im Schritttempo näherten sie sich dem Ort der Schüsse. Anders als befürchtet wurden sie aber nicht mit Kugeln empfangen. Es hagelte Steine. Auch der eine oder andere Pfeil prallte von der Windschutzscheibe ab. Als Remmels Kollegin laut »Polizei!« schrie und einen Warnschuss abgab, beruhigte sich die Lage allmählich. Hanni hielt den Wagen an. Für kurze Zeit geschah gar nichts. Langsam näherte sich eine junge Frau mit erhobenen Händen. Sie hatte Tränen in den Augen. »Ein Mann«, stotterte sie. »Ein fremder Mann hat Willi erschossen!«
    Remmel sah Hanni schweigend an. Wäre der alte Hawlicek in diesem Moment da gewesen, er hätte Remmel sicher eine geschmiert! Wie kann ein Polizist bloß mit den Worten »Wird schon nichts passieren!« zum Wirten marschieren und auch noch stolz drauf sein, das

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