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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Schusswaffentraining gespritzt zu haben? Er wäre schon aus dem Auto gesprungen und hätte sich in Deckung gebracht, wenn er gewusst hätte, dass dieses Vorgehen richtig gewesen wäre. Doch er hatte keine Ahnung, was zu tun war. Sein Hirn war leer. Er fühlte sich so hilflos wie eine Schildkröte, die man auf den Rücken gedreht hatte. Wenn es wenigstens irgendetwas gäbe, in das er hineinbeißen könnte, um sich so wenigstens ein bisschen zu beruhigen. Seine Kollegin riss die Tür auf und rannte mit erhobener Waffe auf die junge Frau zu. Remmel versuchte, es ihr gleichzutun, aber seine Hände versagten ihre Dienste schon bei der Türschnalle. Er begann, sich zu schämen. Und dann war da auch noch dieser Druck in seiner Blase. Lange würde er es nicht mehr halten können.
    Er hörte das Schluchzen der jungen Frau: »Ein Mann, ein Mann!«
    Hanni deutete der jungen Frau, sich auf den Boden zu legen. Sie selbst näherte sich der Pyramide. Immer wieder nahm sie dabei hinter einem Baum Deckung und sprintete dann zum nächsten weiter. Wie eine Gazelle!
    Dieser furchtbare Druck in der Blase. Ob er aussteigen sollte, um rasch hinter einem Baum auszutreten? Die Kollegen hätten etwas zu lachen, wenn er dann von hinten erschossen werden würde. Vor seinem geistigen Auge sah er schon die Schlagzeile vor sich: ›Polizist beim Urinieren erschossen!‹ – vielleicht sogar mit seinem Bild! Sein nackter, fetter Hintern auf der Titelseite der Boulevardblätter! Diesen Spaß wollte er den Kollegen nicht gönnen, doch er musste dringend etwas unternehmen.
    Es gab nur eine Möglichkeit. Er streckte sich mit aller Gewalt und öffnete den Hosenlatz. Was würde der alte Hawlicek, sein Vorgänger und Mentor, zu ihm sagen, wenn er ihn so sehen würde: »Super Remmel! Während deine Kollegin sich in Lebensgefahr begibt, ludelst du ihr in den Dienstwagen! Willst vielleicht auch noch rein kacken?« Remmel seufzte. Sein Blick fiel auf Hannis heilige, mit Blumen bemalte, rosa Thermoskanne.
    Was in einem Dienstwagen geschah, blieb normalerweise im Dienstwagen. Trotz aller Vorsicht roch es nach Urin, vielleicht war auch ein klein wenig danebengegangen. Doch er war zu dick, um sich vorzubeugen und den Boden zu kontrollieren. Langsam näherten sich die jungen Menschen dem Auto. Falls es Schicksalsgötter geben sollte, so hatten sie es an diesem Tag ganz besonders auf Remmel abgesehen. Hanni befahl ihnen, zum Dienstwagen zu gehen. Auch sie selbst eilte zum Auto und gab ihrem Kollegen ein Zeichen, das Fenster herunterzulassen.
    »Es gibt einen Toten. Der Angreifer ist einer kleinen Gruppe nach, die von der Pyramide weg ist. Remmi, was riecht da so komisch?«
    Hätte Hanni doch wenigstens einen Polizeihund mitgenommen! Dann hätte Remmel wenigstens die Schuld von sich weisen können! Er wusste noch immer nicht so recht, wie er die letzten fünf Minuten erklären sollte.

    *

    »Qu'vatlh!«, fluchte Sam auf Klingonisch und trat mit seinem Fuß gegen Nimues Auto. »Verfickte Scheiße!« Er war den Tränen nahe, konnte es nicht glauben! Fast hätten sie es geschafft. Nur noch in Nimues Auto und dann nichts wie weg! Und diese dumme Kuh hatte das Licht brennen lassen!
    »Ich renn jetzt los«, hörte Sam Phil wimmern. Der Schönling war so bleich, dass er in einem Vampirfilm hätte mitspielen können. »Da vorne gibt es sicher einen Bauern. Bei dem verstecke ich mich im Stall bis die Polizei kommt.«
    »Ich kann helfen«, rief plötzlich jemand mit russischem Akzent. Alle drehten sich um und sahen einen älteren Herrn mit grauem Pferdeschwanz auf sie zukommen. Sam stach sofort seine altmodische Kleidung ins Auge. Der Mann lächelte sie an.
    »Ist er das?«, fragte Phil entsetzt.
    »Wer?«
    »Der Killer! Der Psycho! Der, der auf uns geschossen hat.«
    Sam schüttelte den Kopf.
    Ruhig, als gäbe es nichts zu befürchten, sprach der Mann besonnen weiter: »Ich fahre euch gerne wohin. In meinem Auto ist noch Platz für vier! Es steht dort hinten.«
    »Wir sind aber zu fünft!«, rief Nimue, die immer noch versuchte, den Wagen zu starten. Marion begann zu kreischen: »Ich will hier weg! Ich will endlich hier weg!«
    »Scheint so, als müsste ich euch mein Auto borgen«, grinste der Mann und winkte Sam zu sich. Er fixierte ihn mit seinen Augen, doch dann lächelte er ihn an: »Rufen Sie mich an, wenn Sie das Auto nicht mehr benötigen.«
    Der mysteriöse Fremde drückte Sam seine Autoschlüssel und eine Visitenkarte in die Hand. Es blieb keine Zeit, länger über

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