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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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diese seltsame Freigiebigkeit nachzudenken. Ceallach packte Sam beim Arm: »Komm schon!«, zischte er. »Oder willst du etwa hierbleiben, bis du erschossen wirst?«

    *

    Während der Chefinspektor vor dem Dienstwagen seine Befragungen durchführte, drängten sich drinnen am Rücksitz drei junge Männer zusammen. Immer noch fürchteten sie, der Fremde könnte zurückkehren. Im Dienstwagen fühlten sie sich sicher.
    »Wo sind die anderen nach den Schüssen hin?«, fragte der Chefinspektor einen jungen Mann, der im Gegensatz zu allen anderen Beteiligten gefasst wirkte.
    »Querfeldein zum Parkplatz«, antwortete er knapp.
    Fünf Personen waren weg. Remmel war sofort klar, dass die drei Tatverdächtigen und Nimue fehlten. Bald erfuhr der Chefinspektor auch, dass Phils Lebensgefährtin die fünfte Person war. Er hatte jedoch nicht mit dem gerechnet, was er noch erfuhr. Die unscheinbare Marion Müller, die so unauffällig wie ihr Name war, hatte sich während der Schießerei die ›Schuld für alles‹ gegeben.
    Wie konnte ein vernünftiger Mensch mit leerem Magen und ohne Kaffee anständig nachdenken? Doch dass ein Auftragskiller Fotos der Verdächtigen auf seinem Handy gehabt haben soll, beunruhigte ihn noch mehr als Marions Selbstvorwürfe.
    »Irgendwer hat dem Angreifer also das Handy entwenden können. Wo ist das Gerät jetzt?«, bohrte Remmel nach.
    »Sam hatte es zuletzt«, antwortete einer aus der Gruppe.
    Remmel fluchte. Um ihn herum war mehr Aufregung, als in all seinen Dienstjahren zusammengerechnet. Und dann war all der Stress vielleicht auch noch umsonst! Der Chefinspektor hatte immer noch keinen Anhaltspunkt. Wie gerne hätte er deswegen jemanden ›angeraunzt‹. Wie gerne wäre er mit Hanni ins nächste Wirtshaus gegangen, um über diese gesamte, beschissene Situation mal so richtig zu ›sudern‹. Doch ihre finsteren Blicke verrieten, dass sie ihm eine gelangt hätte, wenn er diesen Wunsch auch nur aussprechen würde. Allmählich wurde ihr klar, was mit ihrer geliebten rosa Thermoskanne während ihrer Abwesenheit geschehen war.
    Remmel merkte, wie die Entzugserscheinungen und sein niedriger Blutzucker seine Gedanken wirr machten. Bald war es 24 Stunden her, dass er das ›Zentrum der kultivierten Welt‹, sein heiliges Wien, verlassen hatte.
    Hanni war die Heldin gewesen, nicht er. Ob man vielleicht nicht doch im abschließenden Polizeibericht ein klein wenig mehr Aktion von ihm erwähnen könnte? Man könnte doch zumindest beiläufig anführen, dass er seine Kollegin irgendwie unterstützt hatte, als sie zum Tatort gestürmt war. Doch selbst mit größter Phantasie fiel ihm nichts ein, was glaubhaft wirken könnte. Nein, es wäre schon genug, zu verhindern, dass jemand von seiner ›Pinkelaffäre‹ erfuhr. Bis zu seiner Pension würden sie darüber spotten, wenn das die Kollegen im Amt erführen.
    Wie gerne hätte er sich einfach vom Tatort geschlichen! Der Chefinspektor blickte wieder auf die Gruppe. Sogar die Lebensgefährtin des Verstorbenen versuchte, den anderen Mut zuzusprechen. Der alte Hawlicek würde sich für ihn schämen. Nein, es sollte das letzte Mal gewesen sein, so eine Schmach erleben zu müssen! Trotz seines Hungers schaffte er es, seine Gedanken zu ordnen. Die erste Frage, die es zu klären galt, war: »Wie in aller Welt kamen die Fotos der drei Verdächtigen auf das Handy eines Auftragskillers?«

    *

    »Sachte, sachte«, mahnte Sam. »Fahr das Auto nicht zu Schrott!«
    In Ceallachs Augen stand die Panik. Er raste, als wäre ihnen der Killer dicht auf den Fersen. Er schnitt die Kurven der einspurigen Landstraßen. Mehrmals wären sie dabei fast von der Straße abgekommen.
    »Verdammt, ich möchte nach Hause, die Tür zusperren und alles vergessen«, winselte Ceallach, als ihn jemand auf der Gegenfahrbahn anhupte. Sein Kontingent an Mut schien ausgeschöpft zu sein.
    Phil fing am Rücksitz an, laut zu lachen. Jeder blickte ihn verwirrt an. Je mehr er angestarrt wurde, desto lauter lachte er nur: »Der große keltische Krieger«, lästerte er, »unser Held, der in früheren Leben bei den Schlachten an vorderster Front mitgekämpft hat, will nach Hause.« Jeder im Auto wartete darauf, dass Phil sich wieder beruhigte, doch er spottete weiter: »Du solltest dir eine neue Göttin suchen! Vielleicht die, die kleinen Kindern Schlaflieder vorsingt, du Füchterix.«
    »Halt doch deinen Mund, Phil«, zischte Nimue. »Wärst du nicht aufgesprungen, würde Willi vielleicht noch leben.«
    Phil

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