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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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hineingeraten. Auf dieselbe Weise ist auch
     Beton in den Schädel eingedrungen, durch dieses Loch hier.« Er zeigte auf die leere Augenhöhle, die Wilczeks geöffnetem Kopf
     einen noch unheimlicheren Gesichtsausdruck gab.
    Rath atmete auf. Dr. Schwartz hatte nicht nur ein wenig vorgearbeitet, er hatte die Leiche offensichtlich schon gründlich
     untersucht. Der Mediziner hatte dem Neuen in der Inspektion A wohl nur ein wenig Angst einjagen wollen.
    »Können Sie schon etwas Genaueres zur Todesursache sagen?«, fragte Rath. Er spulte die Routinefragen ab, die ein Mordermittler
     dem Rechtsmediziner stellt, um seine Nervosität zu überdecken.
    »Betonvergiftung war’s nicht, auch wenn’s danach aussieht«, meinte Schwartz. Er öffnete eine Blechdose und zeigte Rath ein
     blutverschmiertes Projektil. »Das hier hat er ins Auge bekommen, und das ist ihm nicht bekommen.«
    Rath nickte abwesend und fühlte, wie ihm heiß wurde. Die verfluchte Kugel! Er hatte es kommen sehen. Natürlich hatte sie noch
     im Kopf gesteckt. Und der Doktor hatte sie gefunden.
    »Ist ein bisschen deformiert, könnte ein Querschläger sein. Also wahrscheinlich eher ein Unfall als ein gezielter Schuss«,
     meinte Schwartz und ließ die Kugel zurück in die Blechdose fallen. Das Pling klang wegen der Blut- und Hirnschmiere etwas gedämpft. »Arbeit für Ihre Kollegen von der Ballistik«, sagte der Mediziner,
     schraubte die Dose wieder zu und reichte sie dem Kommissar.
    »Sind Sie hundertprozentig sicher, was die Todesursache angeht?«, fragte Rath und nahm die unscheinbare Blechdose entgegen.
    Schwartz zuckte mit den Schultern. »Ich habe noch keinen gesehen, der so ein Stückchen Metall in seinem Gehirn überlebt hätte.
     Und eine andere Todesursache sehe ich auch nicht. Den Beton hat der arme Kerl später abbekommen. Als man ihn da beerdigt hat,
     war er schon tot. Nichts deutet auf Ersticken hin, und andere Verletzungen, die möglicherweise todbringend waren, habe ich
     auch nicht finden können. Nur einen schlechtverheilten Nasenbeinbruch. Aber an so was stirbt man nicht, außerdem ist der schon ein paar Jährchen alt.«
    »Können Sie denn alle anderen möglichen Todesarten ausschließen? Eine Vergiftung zum Beispiel?«
    »Junger Freund, wenn Sie unbedingt darauf bestehen, kann ich den Magen öffnen. Aber glauben Sie mir, das riecht nicht sehr
     gut.«
    »Ich weiß«, sagte Rath. »Aber das ist wohl unumgänglich.«
    Schwartz lachte. »Sie gefallen mir! Sie schrecken ja wirklich vor nichts zurück! Na, ich kann Sie beruhigen, Kommissar. Auch
     das habe ich bereits erledigt.« Der Rechtsmediziner zog das Laken bis unter den Bauchnabel zurück. Frische Schnitte auf Brust
     und Bauch des Toten wurden sichtbar, notdürftig wieder zugenäht. »Den Zustand der lebenswichtigen Organe habe ich untersucht,
     auch den Mageninhalt. Nichts Ungewöhnliches. Reste von Bratwurst und Bier.« Er zog das Laken wieder hoch. »Aber eine andere
     Sache dürfte Sie interessieren!« Schwartz hob Wilczeks rechtes Handgelenk hoch und drehte es etwas. »Unser Freund hier hat
     vor seinem plötzlichen Tod wahrscheinlich auch selber geschossen. Schmauchspuren. Deutet eventuell auf eine Schießerei hin.
     Aber versteifen Sie sich nicht darauf, ist nur eine Möglichkeit.«
    »Und wann ist unser Mann gestorben?«, fragte Rath. Er leierte seine Routinefragen hinunter wie früher das Vaterunser in der
     Kirche. Automatisch – ohne auf die eigenen Worte zu hören. Und schon gar nicht auf die von Dr. Schwartz. Raths Gedanken waren
     mit anderen Dingen beschäftigt.
    Die Kugel.
    Das Stückchen Metall in der Blechdose, die er in der Hand hielt, war bislang die heißeste Spur in diesem Fall. Selbst wenn
     er sich nicht zu sehr ins Zeug legte, war es nur eine Frage der Zeit, bis herauskam, dass die Kugel, die Dr. Schwartz aus
     Wilczeks Gehirn geholt hatte, aus der Dienstwaffe des Kriminalkommissars Gereon Rath stammte.
    »Ich hoffe, das reicht, Herr Kommissar.«
    »Wie?«
    Die Worte des Gerichtsmediziners holten ihn mit einem Schlag zurück in die Gegenwart. Schwartz schaute ihn über den Rand seiner
     Brille hinweg an.
    »Natürlich bekommen Sie den Obduktionsbefund auch noch schriftlich, mein Lieber, aber ich erwarte schon, dass Sie zuhören!
     Schließlich spreche ich mit einem Kriminalkommissar und nicht mit einem Medizinstudenten. Oder sollte ich mich da irren?«
    »Entschuldigung, Doktor.« Rath räusperte sich. »Ich war nicht ganz bei der Sache. Würden Sie Ihre

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