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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Umgebung überhaupt möglich war, »gut,
     dass Sie da sind!« Er schickte sie gleich weiter zu Kronberg, der hinten an der Mauer mit Böhm debattierte. »Nehmen Sie erst
     mal die Erkenntnisse der Spurensicherung auf. Wenn Dr. Schwartz seine Arbeit gemacht hat, dann wenden wir uns unserem Freund
     hier zu.«
    Charly ging weiter, Rath schaute ihr nach.
    Ob Gennat die Spannung zwischen ihnen gespürt hatte? Der Buddha ließ sich nichts anmerken und schaute nachdenklich auf die
     Leiche.
    »Der ist mindestens schon vier Wochen tot, wenn Sie mich fragen.«
    Dr. Schwartz, der kurz darauf endlich eintraf, bestätigte Gennats Schätzung. Immer wieder schüttelte der Mediziner den Kopf,
     als er Kardakows Leiche untersuchte. Schwartz schien der Einzige zu sein, dem der Verwesungsgeruch nichts ausmachte. Nicht
     einmal, wenn er unten direkt neben der Leiche im Grab seiner Arbeit nachging.
    »Sieht aus wie schon mal ein- und wieder ausgebuddelt«, sagte er, als er wieder oben neben den Kriminalbeamten stand. »Aber
     das wird Ihnen die Spurensicherung wahrscheinlich genauer sagen.«
    »Die Todesart?«, fragte Gennat.
    »Das kann ich jetzt noch nicht sagen.« Schwartz zuckte die Achseln. »Parallelen zu einer anderen von mir untersuchten Leiche
     drängen sich geradezu auf. Aber es scheint auch ein paar eklatante Unterschiede zu geben.«
    Gennat nickte. »Sie meinen den Fall, den der Kollege Böhm bearbeitet hat, nicht wahr?« Er pfiff einmal laut auf dem Finger
     und winkte den Oberkommissar herbei. Böhm stand immer noch bei Kronberg und Charly an der Friedhofsmauer. Jetzt konnte er
     Raths Nähe nicht mehr vermeiden, der Chef hatte gerufen. Böhm kam zuGennat und würdigte Rath keines Blickes. Was das anging, schien er sich mit Charly abgesprochen zu haben.
    »Herr Kriminalrat?«, bellte Böhm.
    »Sie sollten hören, was Dr. Schwartz zu sagen hat«, meinte Gennat, »schließlich geht es da um Ihren Fall.«
    »Ich glaube nicht, dass es meine Idee war, nach dem Mann zu fahnden, der da unten vor sich hin schimmelt!«
    »Sie wissen, dass ich Konkurrenz in meiner Inspektion durchaus schätze, lieber Böhm, aber sie sollte nicht das Betriebsklima
     vergiften. Wir kommen nur weiter, wenn wir zusammenarbeiten.«
    Beim letzten Satz hatte Gennat nicht mehr Böhm, sondern Rath angesehen.
    »Ich würde es für angebracht halten, wenn Sie beide sich mal die Hand geben«, fuhr der Buddha fort. »Sie haben sich heute
     doch noch gar nicht guten Tag gesagt.«
    »Ach? Wirklich nicht?« Böhm streckte seine Pranke aus, Rath ergriff sie. Wenn es denn sein musste. Eine Versöhnung mit Charly
     wäre ihm lieber gewesen. Er schaute zu ihr hinüber, während Dr. Schwartz mit seinen Erläuterungen fortfuhr.
    Eine halbe Stunde später hatte Rath seine erste Chance, sich mit Charly zu versöhnen, bereits versiebt. Gennat hatte sie nicht
     nur zum Händeschütteln genötigt, er hatte sie auch gleich zusammen losgeschickt. Rund zwanzig Beamte hatte der Inspektionsleiter
     zur Befragung der Anwohner in der Heinrich-Roller-Straße abkommandiert, die direkt an den Friedhof grenzte, und für die Hausnummer
     17 hatte er ausgerechnet Gereon Rath und Charlotte Ritter eingeteilt. Wenn das eine friedensstiftende Maßnahme hatte sein
     sollen, dann war sie gründlich danebengegangen.
    Dabei hatte Raths Herz zunächst einen Hüpfer gemacht, als Gennat sie ihm zuteilte, ob vor Freude oder nur vor Aufregung, konnte
     er nicht genau sagen. Schon ihre Nähe hatte ihn euphorisch gemacht, erst recht ihre Berührung.
    Ihr Verhalten hatte ihn dann wieder ernüchtert.
    Kalt und unpersönlich. Wie eine Fremde war sie neben ihm hergelaufen. Sie sprach kaum ein Wort, und wenn, dann siezte sie ihn konsequent. Und das nicht nur, um den Schein zu wahren,
     das sagten ihm ihre Augen. Wie hart die blicken konnten. Nein, sie hatte ihm noch nicht verziehen.
    »Was schlagen Sie vor, Herr Kommissar?«, fragte sie, als sie auf der anderen Seite der Friedhofsmauer vor dem fünfstöckigen
     Mietshaus standen. Die Kollegen waren längst in den Nachbarhäusern verschwunden.
    »Wir können uns ruhig duzen, niemand hört uns«, meinte er. War einen Versuch wert.
    »Ich habe nicht die Absicht, mir berufliche Nachteile einzuhandeln, weil ich zu vertraulich mit einem Kommissar umgehe. Noch
     dazu mit einem, der es nicht verdient hat.«
    Sie war Juristin. Und offensichtlich keine schlechte.
    »Genau darüber möchte ich ja mit dir reden. Willst du mich nicht wenigstens …«
    Sie unterbrach

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