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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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so großen Gewinnspannen, dass sie einen der gestohlenen Wagen sogar hergaben, um eines ihrer Opfer damit im Kanal
     zu versenken.
    Warum sie das getan hatten, blieb ein Rätsel. Leider konnte man Fallin und Selenskij nicht mehr befragen. Zörgiebel wäre das
     egal: Wer brauchte ein Motiv? Hauptsache, die Morde waren aufgeklärt!
    Allerdings sah es so aus, als habe jemand bei den beiden Unfällen kräftig nachgeholfen. Ein elektrischer Haartrockner fiel
     nicht von alleine in die Badewanne. Und das Geländer in der Yorckstraße war auch präpariert gewesen.
    Reinhold hatte ganz kleine Brötchen gebacken, weil er die Frau hatte laufen lassen, die den Russen wahrscheinlich in die tödliche
     Falle gelockt hatte. Nicht einmal richtig beschreiben konnte er sie, weil er sie in dem dämmrigen Treppenhaus nur kurz gesehen
     hatte, und die meiste Zeit davon gegen das Licht. Um seinen Fehler auszubügeln, war er in der Burg geblieben, bis Gennat ihn
     fast schon hinauswerfen musste. Ganz im Gegensatz zu Gereon Rath, von dem keiner wusste, wo er sich wieder rumtrieb. Der Mann
     nahm sich Freiheiten heraus, die auch dem Buddha langsam gegen den Strich gingen, obwohl er seine Leute gern an der langen
     Leine laufen ließ.
    Aber mal eben einen Leichenfund melden, sich noch ein bisschen am Tatort rumtreiben und dann die anderen die Drecksarbeit
     machen lassen, das war nicht gerade die Art, wie man sich beiGennat beliebt machen konnte. Und auch bei Böhm nicht. Aber der hatte Gereon Rath ohnehin gefressen.
    Es klopfte an die Badezimmertür. Greta steckte ihren roten Schopf durch den Türspalt.
    »Wie sieht’s aus, Charly? Bist du gesellschaftsfähig?«
    »Fast. Warum?«
    »Besuch für dich.«
    »Wer denn?«
    »Einer aus dem Präsidium.«
    Sie begutachtete ihr Gesicht kurz im Spiegel. Für einen aus der Burg reichte es. Wollte sich Reinhold bei ihr ausheulen? Der
     Kriminalassistent war manchmal etwas zartbesaitet. Vor allem, wenn er Fehler machte.
    Sie kam aus dem Bad und sah in der Diele den Mann stehen, den sie am allerwenigsten erwartet hätte. Den, der heute im Präsidium
     vermisst worden war.
    Gereon Rath.
    Er sah aus wie ein Schatten seiner selbst. Erbarmungswürdig. Tiefe Ringe unter den Augen, als habe er nächtelang nicht geschlafen,
     eingefallene Wangen, als habe er seit Tagen nichts gegessen. Was war nur los mit ihm? Er hatte doch heute endlich den letzten
     seiner Mörder gefunden. Wenn auch als Leiche.
    Er lächelte sie verlegen an, als er sie erblickte, fast entschuldigend.
    »Guten Abend, Herr Kommissar«, sagte sie kalt, und das Lächeln in seinem Gesicht erstarb.
    »Ich habe ganz vergessen, dass wir uns siezen«, sagte er. »Ich habe auch, ehrlich gesagt, keine Lust auf diese Spielchen.«
    »Wer sagt denn, dass das Spielchen sind?«
    Greta räusperte sich. »H-mmh! Charlotte, falls du meine Hilfe brauchst – ich bin in meinem Zimmer.«
    Jetzt waren sie allein.
    Was wollte er? Wenigstens hatte er keine Blumen dabei, die hätte sie ihm gleich um die Ohren gehauen.
    »Sollen wir uns irgendwo hinsetzen? Ich muss mit dir reden.«
    »Ich wüsste nicht, dass wir noch etwas zu bereden hätten, Herr Kommissar! Ich darf Sie bitten, meine Wohnung zu verlassen.«
    »Und wenn ich das nicht möchte?«
    »Dann werde ich gehen. Und die Polizei holen. Der Tatbestand des Hausfriedensbruchs dürfte Ihnen wohl bekannt sein.«
    Sie griff wahllos einen Mantel von der Garderobe und stürmte an ihm vorbei nach draußen. Dieser blöde Sturkopf!
    Sie war schon unten an der Haustür, als sie seine Schritte auf der Treppe hörte. Wollte er eine Verfolgungsjagd? Konnte er
     haben!
    Dass es kein leichter Gang werden würde, hatte er gewusst. Aber dass sie ihm tatsächlich weglaufen würde, hätte er nicht gedacht.
     Einen kurzen Moment glaubte er, sie mache nur einen dummen Witz und komme gleich zurück. Oder etwas später, und dann wirklich
     mit ein paar Schupos im Schlepptau! Das nächste Polizeirevier lag gleich um die Ecke in der Paulstraße. Rath stieß einen leisen
     Fluch aus, als er aus der Wohnung stürzte, um ihr nachzulaufen. Als er unten aus dem Haus trat, schaute er sich suchend um.
     An einem Ende der Spenerstraße erhob sich das Untersuchungsgefängnis Moabit, am anderen die Stadtbahnbögen. Von Charly war
     nichts mehr zu sehen.
    Rath lief zur nächsten Straßenecke. Die Melanchthonstraße. Die Querverbindung zur Paulstraße, gleich an der Ecke lag das 28.
     Revier. Doch in diese Richtung war sie nicht gelaufen. Er drehte

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