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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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gefahren haben soll, meinst du nicht?«
    »Nicht, wenn der Wagen vor einem Baum landet und der Fahrer ohnehin Matsche ist. Vielleicht war das der ursprüngliche Plan,
     und dann ist die Lenkung am Bordstein plötzlich umgeschlagen und alles schiefgelaufen. Aber da war das Kind auch schon in
     den Brunnen gefallen. Oder besser: in den Kanal.«
    Rath dachte daran, wie der Wagen die Baumrinde abrasiert hatte.
    »Und warum haben Sie Kardakows Leiche wieder ausgebuddelt?«, fragte er. »War das etwa auch eine missglückte Desinformationskampagne?«
    »Wieso missglückt? Sie haben die Polizei damit doch ganz schön vorgeführt. Vor allem den neuen Helden der Inspektion A. Den
     haben sie zu einer Witzfigur gemacht.«
    »Mag sein. Ich frage mich nur, was für ein Interesse sie daran haben sollten. Denn die Inspektion A hatte die Russen überhaupt
     nicht auf ihrem Zettel, im Gegenteil, sie wurden vor einer Woche wieder auf freien Fuß gesetzt. Warum also sollten sie ein
     Interesse daran gehabt haben, die Polizei vorzuführen?«
    »Was weiß ich? Ich bin Sittenbulle, kein Mordermittler.«
    »Du weißt es ganz genau: Es war ihr Auftraggeber, der in Schwierigkeiten war. Ein Polizist, der seinen Kollegen ermordet hatte,
     und der merkte, dass ihm ein alter Freund immer dichter auf die Pelle rückte. Außerdem machte ihm ein Ringverein Probleme.
     Und so wollte dieser Polizist nicht nur den Ringverein anderweitig beschäftigen und in Schwierigkeiten bringen, sondern auch
     die Polizei – und vor allem den neuen Helden der Inspektion A, wie du ihn genannt hast.«
    »Sagen wir lieber Witzfigur, das gefällt mir besser …«
    »Dumm nur, dass diese Witzfigur einfach nicht lockerlässt, was? Sie möchte unbedingt einen Kriminalbeamten des Mordes an einem
     Kollegen überführen.«
    »Jeder blamiert sich, so gut er kann. Wie gesagt: Ich würde dir empfehlen, ein bisschen Urlaub zu nehmen. Begnüge dich mit
     dem, was du hast. Ich habe dir doch eben erzählt, was du dem Polizeipräsidenten Schönes vortragen kannst.«
    »Würdest du das auch vor Gericht aussagen?«
    »Warum sollte ich? Alles nur Mutmaßungen. Ein erfahrener Kriminalbeamter gibt dem Nachwuchs einen Tipp. Die Beweise dafür
     musst du schon selbst ranschaffen. Du bist der Mordermittler, ich arbeite in der Inspektion E.«
    »Ich könnte die Aussagen gegen dich verwenden. Als Beweis dafür, dass du mit den Russen unter einer Decke steckst. Und mit
     Josef Wilczek. Dass du hinter dem Sorokin-Gold her bist, dass du davon Waffen kaufen willst für den Stahlhelm, dass du schon
     seit Jahren zusammen mit Rudi Scheer Waffen aus Polizeibeständenverschiebst an eure Freizeitarmee, an die SA und weiß der Teufel wen sonst noch.«
    »Und dann auch noch an die Rotfront, was?« Wolter lachte laut. Er nahm den Hut ab und wischte sich die schweißnasse Stirn
     mit einem Taschentuch ab. »Für einen kokssüchtigen Bullen reißt du dein Maul ziemlich weit auf«, sagte er.
    »Ich will dir nur klarmachen, dass du am Ende bist«, erwiderte Rath. »Du hast Jänicke umsonst kaltgemacht. Nur weil es bei
     Thies funktioniert hat, muss es nicht ein zweites Mal klappen.«
    » Ich am Ende?« Bruno grinste, doch er sah aus, als hätte er am liebsten zugeschlagen. »Hast du heute schon in den Spiegel geschaut,
     Gereon? Meinst du, das Gericht glaubt einem koksenden Bullen, der jemanden erschossen hat und stümperhaft versucht, das zu
     vertuschen?«
    »Ich habe niemanden erschossen.«
    »Du hast in Köln jemanden erschossen, schon vergessen? Und du hast Josef Wilczek umgebracht. Warum sonst hättest du eine falsche
     Kugel zur Ballistik geben sollen? Das kannst doch nur du gewesen sein.«
    »Was du mir da gerade gesagt hast, das war ein Mordgeständnis. Das Geständnis, dass du Jänicke erschossen hast!«
    »Ach, hör doch endlich auf mit dem Blödsinn!«
    »Du weißt, dass Jänicke mit der Lignose von Krajewski ermordet wurde. Weil du selbst abgedrückt hast!«
    »In meinem Besitz befindet sich diese Pistole jedenfalls nicht, Herr Kommissar! Sie sollten aufpassen, dass Sie sich da nicht
     in etwas hineinreiten, aus dem Sie nicht wieder herauskommen.«
    »Weißt du überhaupt noch, warum du Polizist geworden bist?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem ich es immer noch bin. Um Sicherheit und Ordnung aufrechtzuerhalten, um die zu bekämpfen,
     die all das zerstören wollen. Und du? Warum bist du Polizist geworden? Weil Papa es dir gesagt hat?«
    Rath ignorierte die Stichelei. »Ich habe einen ganz

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