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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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schön hart.«
    »Das Leben ist hart, Herr Kommissar.«
    »Siehst du alles so fatalistisch? Auch das, was zwischen uns war? Gilt da auch: geschehen ist geschehen?«
    Sie zögerte einen Moment, bevor sie antwortete.
    »Ich habe, seit ich siebzehn war, nicht mehr wegen einem Mann geheult«, sagte sie. »Und ich habe mir damals geschworen, dass
     mir das nie wieder passiert.« Sie schaute ihn an mit jenem kalten Blick, den er so an ihr fürchtete. »Mein Schwur hat nicht
     gehalten, Gereon. Wegen dir Scheißkerl hab ich geheult! Meinst du, das will ich mir noch einmal antun?«
    Er musste sich Gennat gegenüber nicht erklären, was er gestern noch so getrieben hatte. Der Buddha hatte Wichtigeres zu tun,
     in der Burg herrschte helle Aufregung.
    Sie hatten das Grab gefunden.
    Nicht nur das, in dem Alexej Kardakow ein paar Wochen gelegen hatte, bevor man ihn wieder ausbuddelte. Mitten im Stadtforst
     Spandau waren sie gleich auf einen ganzen Friedhof gestoßen. Unter einem Teppich vergilbter Fichtennadeln hatten die Schupos
     noch einen vermissten sowjetischen Botschaftsangestellten namens Vadim Troschin ausgegraben und zwei deutsche Rotfrontkämpfer,
     von denen die Polizei bislang angenommen hatte, sie seien nach dem Verbot des RFB in den politischen Untergrund abgetaucht.
    Untergrund stimmte ja irgendwie auch, scherzte Henning, der sich mit den Akten der beiden Männer beschäftigte. Bei den Maiunruhen
     waren sie noch im Polizeigewahrsam gelandet. Nach ihrer Freilassung hatten sie sich offensichtlich mit den Falschen angelegt.
    Dass Selenskij und Fallin die Gräber geschaufelt hatten, stand so gut wie fest: Die Reifenspuren, die der ED im Stadtforst
     Spandau gesichert hatte, passten zu einem gestohlenen DKW, den sie tags zuvor in Fallins Güterschuppen sichergestellt hatten.
     In dessen Reifenprofil fanden Kronbergs Leute sogar noch vereinzelte Fichtennadeln. Rath hätte jede Wette abgeschlossen, dass
     derselbe DKW vor drei Tagen auch eine Zeit lang in der Greifswalder Straße vor dem Friedhof gestanden hatte.
    Nach und nach verdichtete sich das Bild. Zörgiebel würde zufrieden sein. Sie hatten die Mörder. Und Gereon Rath hatte seinenTeil dazu beigetragen, sie zu kriegen. Sie hatten die meisten Fragen geklärt. Nur eine nicht: warum die beiden Mörder selbst
     eines unnatürlichen Todes sterben mussten.
    Rath hatte sich die Protokolle der Spurensicherung gegriffen und in sein Büro zurückgezogen, um Parallelen in den beiden Fällen
     Fallin und Selenskij herauszuarbeiten. So hatte er es Gennat wenigstens gesagt.
    Aber eigentlich hatte er den Kopf nicht frei, um sich darüber ernsthaft Gedanken zu machen. Ihm war es im Moment auch gleichgültig,
     wer die beiden Mörder auf dem Gewissen hatte. Es hatte in jedem Fall die Richtigen getroffen. Auch dem Polizeipräsidenten
     würde das, was sie hatten, fürs Erste reichen. Und den Zeitungslesern sowieso: Zwei brutale Halunken hatten ihre verdiente
     Strafe erhalten.
    Warum also nicht die ganze Sache mit Wolter vergessen und nach dem verkorksten Start endlich in den normalen Alltag der Inspektion
     A einsteigen, auf seine Chancen warten und Karriere machen? Warum nicht?
    Weil er nicht konnte.
    Charlys Worte gingen ihm durch den Kopf. Wenn du wieder in den Spiegel schauen möchtest …
    Und das wollte er. Sie hatte Recht.
    Rath griff zum Telefon.
    Doch an den Polizeipräsidenten war nicht ranzukommen, weder im Büro noch privat. Der Mann wurde gut abgeschirmt. Dörrzwiebel
     packte schon die Koffer für Magdeburg. Die Familie Zörgiebel bewohnte eine geräumige Dienstwohnung im ersten Stockwerk der
     Burg, doch die nutzte der Polizeipräsident mehr für offizielle Zwecke, wenn er etwa prominente Besucher empfing. Meist hielt
     er sich in seiner Villa in Zehlendorf auf. Rath beschloss, selbst rauszufahren. Der Opel stand noch unten im Hof, so wie er
     ihn geparkt hatte.
    Er brauchte fast eine halbe Stunde. Vor dem schmiedeeisernen Tor der Villa stand ein Blauer Wache. Ein gutes Zeichen: Zörgiebel
     war zu Hause. Rath stieg aus dem Wagen. Der Schuposchaute ihm misstrauisch entgegen. Seit den Maiunruhen waren die Wachen des Polizeipräsidenten nervös, die Kommunisten hatten
     ganz schön Stimmung gemacht gegen den Mann, der hier wohnte. Rath zückte seinen Dienstausweis, um klarzustellen, dass er kein
     Roter war.
    »Was wollen Sie denn hier draußen, Herr Kommissar?«
    »Ich habe eine wichtige Nachricht für den Herrn Polizeipräsidenten.«
    »Die können Sie mir

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