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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Das hell erleuchtete Lokal lag etwas ab vom Schuss, ideal, um sich ein kühles Bier zu genehmigen, ohne dass jemand sie melden oder ihnen sonst irgendwie Ärger machen würde.
    »Von denen haben wir erst mal nichts zu befürchten«, sagte Liz und kurbelte erleichtert das Fenster nach unten.
    Simon stieg wortlos aus, holte die Taschenlampe aus seiner Tasche im Kofferraum, kroch unter den rechten Kotflügel und fand da, wo der Radfahrer gestürzt war, ein kleines GPS-Gerät.
    Er rutschte unter dem Auto hervor und zeigte Liz mit verärgerter Miene das Ding. »Recht gehabt.«
    Sie nickte. »Lass uns hier verschwinden.«
    »Noch nicht gleich.«
    »Simon«, warnte sie.
    Aber er entfernte sich bereits in Richtung des Polizeiautos. Nachdem er gewartet hatte, bis zwei Händchen haltende Frauen an ihm vorbei waren, bückte er sich, um am Aufschlag seiner Hose herumzunesteln. Dann blickte er auf, vergewisserte sich, dass niemand ihn beobachtete, und befestigte das GPS unter dem Polizeiauto.
    Grinsend kam er wieder zurückgetrabt und setzte sich ans Steuer.
    Liz lachte. »Dass ich darauf nicht selbst gekommen bin!«
    »Danke.« Ebenfalls lachend startete er den Wagen, wendete und fuhr ins Zentrum von Paris zurück.
    Liz schmiegte sich, die Wange an der Rückenlehne, in ihren Sitz und beobachtete Simon beim Fahren. Hinter der Fassade jugendlicher Unbekümmertheit entpuppte er sich als ein tüchtiger, einfallsreicher Agent.
    »Erzähl mir mehr über den Überfall auf dich und über Sarahs Entführung«, forderte er Liz auf. »Irgendwie werde ich nicht schlau aus dem Ganzen. Wie es aussieht, haben beide beteiligte Gruppen zum selben Zeitpunkt losgeschlagen, obwohl sie allem Anschein nach nicht in Verbindung miteinander standen.«
    »So ist es. Aber irgendeine Verbindung muss zwischen ihnen bestanden haben. Der Auslöser scheint die Ankündigung meiner Attentäter-Serie gewesen zu sein, zumal auch bekannt war, dass sich eine Sendung speziell mit dem Carnivore befassen würde. Natürlich wollten sowohl die Entführer als auch der Erpresser mit allen Mitteln verhindern, dass ich enthüllte, der Carnivore könnte sich Aufzeichnungen gemacht haben. Zugleich hätte jemand, der die Aufzeichnungen in seinen Besitz bringen wollte, zu der Auffassung gelangen können, dass ich sie bereits hatte oder bald ausfindig machen würde.«
    »Und das dürfte zu Sarahs Entführung und der damit verbundenen Forderung geführt haben.« Simon sah Liz kurz stirnrunzelnd an, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. »Aber wie hat der Erpresser herausgefunden, dass die Entführer Sarah und Asher in dem Lagerhaus gefangen hielten? Woher wusste er, dass er seine Leute dorthin schicken musste?«
    »Damit hast du gerade ein Problem der Gegenseite genannt. Unter den Leuten, die die Aufzeichnungen in ihren Besitz bringen wollen, gibt es einen Verräter.«
    Simon runzelte die Stirn. »Ich höre.«
    »Nur so lässt sich meiner Meinung nach erklären, wie mir der Erpresser fast ständig einen Schritt voraus sein konnte. Oder wie er seine Killer nach Santa Barbara schicken konnte, um mich ermorden zu lassen und so den Plan der Entführer in Paris zu durchkreuzen, bevor sie ihn richtig in die Tat umsetzen konnten. Oder warum der Killer in London Tish foltern musste, um aus ihr herauszubekommen, wohin ich als Nächstes unterwegs war.«
    »Jetzt verstehe ich. Ein Insider gibt zwar Informationen an den Erpresser weiter, aber diese Informationen sind nicht vollständig. Das erklärt, warum am Gare du Nord keine Leute auf uns gewartet haben und warum Malko nicht im Château des Barons war, um mich aus dem Weg zu räumen. Wenn er dort gewesen wäre, wäre er bestimmt eingeschritten. Stattdessen musste Malko den Besucher des Barons beschützen – seinen Boss, den Erpresser. Also halten die Leute, die die Aufzeichnungen haben wollen, Informationen zurück, um den Judas in ihren Reihen auszuräuchern, während sie uns weiter suchen lassen.«
    Sie sah ihn an und kam nach kurzem Nachdenken auf eine andere Erklärungsmöglichkeit. »Vielleicht haben wir das Ganze nicht konsequent genug zu Ende gedacht. Was ist, wenn wir uns täuschen? Wenn es unter den Entführern keinen Maulwurf gibt?«
    »Wie meinst du das?«
    Sie setzte sich kerzengerade auf. »Der Erpresser selbst könnte der Maulwurf sein – der Verräter. Möglicherweise suchen die Entführer nach einem von ihnen!«
    Simons Miene verhärtete sich. Die Lichter des Gegenverkehrs huschten über sein Gesicht.

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