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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Paris in Begleitung Macs. Ihn in die Hintergründe ihrer Universitätskarriere in Santa Barbara einzuweihen, hielt sie im Augenblick für überflüssig, und auch auf die Vorfälle in London ging sie nur oberflächlich ein, weil er darüber das meiste ohnehin schon wusste.
    »Deshalb willst du also die Aufzeichnungen des Carnivore unbedingt haben«, sagte er erstaunt. »Du brauchst sie, um Sarah freizukaufen. Das müssen brutale Typen sein, wenn sie Asher niedergeschossen haben, bloß um das Ganze glaubhafter erscheinen zu lassen!«
    »Ja.« Sie hörte die Bitterkeit in ihrer Stimme, aber sie störte sich nicht daran. »Jetzt verstehe ich, warum sie ihn später aus dem Krankenhaus entführt haben – um den Einsatz zu erhöhen und noch mehr Druck auf mich auszuüben. Nur dass ihr Plan nicht ganz aufging, weil ich die Wanzen in meinem Handy entdeckte und ihr Spiel durchschaute. Das war der Punkt, an dem ich beschloss, dieser Frau zu folgen.« Sie schilderte ihm die Vorfälle in dem verlassenen Lagerhaus. »Ein paar Sekunden habe ich Sarah und Asher tatsächlich gesehen. Es war schrecklich, Simon. Sie hätten ohne weiteres getötet werden können, und wer weiß, ob sie noch am Leben sind.«
    Simon schüttelte den Kopf und machte einen tiefen Atemzug. Über Lizs Züge hatte sich ein abwesender Ausdruck gelegt, den er sich zunächst nicht erklären konnte. Doch dann dämmerte es ihm: Sie war nicht nur auf die Entführer wütend, sondern auch auf sich selbst, und sie hatte schreckliche Schuldgefühle.
    »Wir werden Sarah und Asher wiederfinden«, sagte er zuversichtlich, obwohl er keine Ahnung hatte, wie sie das anstellen sollten. »Hast du sonst schon jemandem davon erzählt?«
    »Wem denn?« Sie sah sich auf der Straße um. »Und selbst du weißt noch nicht alle Einzelheiten. Wie weit noch? Wir müssen unbedingt von hier weg.«
    Simon sah, wie sie ihren Arm an die Brust drückte. »Ja, komm.« Sie war eindeutig keine Heulsuse. Im Gegenteil, sie war bewundernswert tapfer. »Der Wagen steht eine Straße weiter.«
    Eingezwängt zwischen anderen geparkten Autos, stand der Peugeot im Schein einer Straßenlaterne. Sie zogen sich in einen Hauseingang zurück, um die Straße zu beobachten. Aus einer Ecke stieg beißender Uringestank auf. Sie vergewisserten sich, dass auf dem Bürgersteig niemand herumstand, der irgendwie fehl am Platz wirkte oder zu viel Interesse an ihrem Auto zeigte.
    Simon ertappte sich dabei, dass er Liz immer wieder ansah. Seitdem er wusste, wer sie wirklich war, schienen die Gefühle, die er für sie gehabt hatte, eine Ewigkeit zurückzuliegen. Dennoch hatte die Art, wie sie im Dunkeln dicht nebeneinander standen und schweigend die Straße beobachteten, etwas sehr Vertrautes, fast so, als hätten sie so etwas schon viele Male getan. Er fand das schön, schlug sich den Gedanken aber sofort aus dem Kopf.
    »Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum sich der Erpresser die Mühe gemacht hat, Sarah und Asher in seine Gewalt zu bringen«, sagte Liz. »Mir fällt dafür eigentlich nur ein einziger Grund ein: um mehr Druck ausüben zu können. Er hat jedenfalls noch keinen Versuch unternommen, sie umzubringen.«
    »Vielleicht geht es ihm ja auch gar nicht um sie oder dich. Vielleicht hat er ganz andere Beweggründe, von denen wir nicht das Geringste wissen.« Er drückte auf einen Knopf an seiner Armbanduhr. Das schwache Licht, das darauf anging, reichte gerade aus, um das Zifferblatt ablesen zu können.
    »Wie lang sind wir jetzt schon hier?«, fragte Liz.
    »Fünfzehn Minuten. Falls deine Vermutung mit dem Ortungsgerät zutrifft, würde das erklären, warum uns niemand beobachtet. Malko denkt, er kann mich jederzeit wiederfinden.«
    Ein Polizeiauto fuhr vorbei. Sie warteten, bis es verschwunden war.
    Simon merkte sich die Autonummer. »Ich würde sagen, wir riskieren es mal. Gib mir Feuerschutz.« Simon verließ ihr Versteck, flitzte über die Straße und ging einmal um den Peugeot herum, um ihn kurz zu inspizieren. Alles wirkte normal.
    Schließlich nickte er Liz zu, stieg ein und startete den Motor. Liz lief los und setzte sich neben ihm auf den Beifahrersitz, worauf er losfuhr und sich rasch in den Verkehr einordnete. Als er sieben Straßen weiter wieder anhielt, fuhr ein anderes Polizeiauto an ihnen vorbei – und hielt zwanzig Meter vor ihnen an.
    Nervös beobachteten sie, wie es einparkte. Aber die zwei Polizisten waren zu ihrem Privatvergnügen hier. Sie stiegen aus und gingen in das Bistro an der Ecke.

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