Der Nautilus-Plan
kurz erklären, wie ich dort hinkomme? Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Hastig verstauten Sarah und Liz den bewusstlosen Wärter in einem Wäscheschrank, den Sarah auf ihrer Suche nach einem Handy entdeckt hatte. Als Liz losging, um sich mit Simon zu treffen, nahm Sarah Liz’ Handy und entfernte sich in die entgegengesetzte Richtung, um zu Asher zurückzukehren. Doch als sie den langen Flur hinunter ging, kam Malko aus einem Büro. Erschrocken flitzte Sarah in ein anderes Büro.
Als sie kurz darauf wieder nach draußen spähte, schlenderte Malko auf das Ende des Flurs zu, wo es nicht mehr weiterging. Hatten sie und Liz sich getäuscht? War der Erpresser hier und nicht im Alloway Room, der sich im anderen Flügel befand?
Als Malko verschwand, lief sie ihm aufgeregt hinterher. Der Flur endete vor einem verglasten Hallenbad mit Sauna. Als sie vorsichtig nach drinnen spähte, konnte sie Malko nirgendwo entdecken. Es roch nach teuren Massage-Lotions und Bräunungsmitteln. Vorsichtig näherte sie sich der gläsernen Abtrennung. Das Becken hatte Wettkampfmaße, mit Sprungbrettern am hinteren Ende. Obwohl sich die blaue Wasseroberfläche leicht kräuselte, war niemand zu sehen.
Der Colt fühlte sich schwer an in ihren Händen. Sie schärfte sich ein, leicht in die Knie zu gehen und gleichmäßige, feste Schritte zu machen. Sie ging an den Glasscheiben entlang und beobachtete das Wasser, das sich langsam wieder glättete, bis die Oberfläche etwas Gläsernes bekam. Irgendetwas musste das Kräuseln verursacht haben. Zum Beispiel der Luftzug, der durch das rasche Öffnen und Schließen einer Tür entstand.
Plötzlich kamen ihr Bedenken. Sie hatte seit Jahren keinen Schuss mehr abgegeben – nicht seit Bremner …
Sie erstickte den Gedanken im Keim und öffnete die Tür. Ihr stieg Chlorgeruch in die Nase. Lautlos zog sie die Tür hinter sich zu. Die Wasseroberfläche kräuselte sich wieder, aber diesmal nicht so stark. Rechts von ihr stieg aus einem Whirlpool Dampf auf.
Auf der linken Seite, hinter den Sprungbrettern und hinter einer weiteren Glaswand, befanden sich Heimtrainer, Ergometer und Laufbänder, aufgereiht wie überdimensionale Spielzeugsoldaten. Auch dort konnte sie niemanden sehen. In dieser Wand gab es drei Türen – eine führte in den Fitness-Raum, auf einer stand DAMPFBAD und auf der dritten BÜRO.
Falls Malko hier durchgekommen war, musste er in einem dieser Räume sein. Am ehesten schien ihr das Büro in Frage zu kommen. Sie hoffte inständig, er wäre mit seinem Auftraggeber dort, damit sie ihn endlich identifizieren oder zumindest etwas hören konnte, was ihr verriet, wer er war. Angespannt schlich sie auf die drei Türen zu. Als sie den Fitness-Raum erreichte, spähte sie aufmerksam durch die Glasscheiben. Leer. Sie ging zum Dampfbad weiter. In seine Tür war eine ovale Glasscheibe eingelassen. Sie blickte hindurch. Das Dampfbad war nicht in Betrieb, die Luft klar. Die hölzernen Sitzbänke waren leer.
Blieb nur noch das Büro. Sie legte die Hand um den Türknauf und drehte. Abgeschlossen. Wo –?
»Schön, Sie wiederzutreffen.« Es war Malko, hinter ihr.
Sie erstarrte. Gleichzeitig hörte sie, wie die Tür zum Dampfbad zufiel. Zu ihrem Ärger wurde ihr klar, dass er sich direkt unter der ovalen Glasscheibe versteckt haben musste, wo sie ihn nicht hatte sehen können – außer sie hätte die Tür geöffnet.
Das alles geschah fast gleichzeitig, seine Stimme, ihr Gedanke und ihre Reaktion.
»Nehmen Sie Ihre Waffe run–«, begann er.
Sie wirbelte herum, machte einen Schritt nach vorn und trat mit einem Mae-geri nach seinem Kinn. Er wich aus, fing sich sofort wieder und konterte mit einem harten Kick gegen ihre Schulter, der sie von den Beinen holte und keinen Zweifel daran ließ, dass sie auf verlorenem Posten stand.
Er setzte sofort nach und hob ihre Waffe auf. Sie sprang auf. Zu spät. Er setzte zu einem weiteren Kick an, der sie am Kinn traf. Im selben Moment erleuchtete ein greller Blitz das Schwimmbecken, und ein lautes Donnerkrachen zerriss die Luft.
Ihr Hals knackte, und ihr wurde schwarz vor den Augen, als sie seitlich in die kalte harte Weiche von Wasser fiel, das sie von allen Seiten umschloss. Sie wurde von einem erstickenden Dunkel umgeben, und dann ertönte das donnernde Krachen noch einmal.
Auf Asher, der im Schutz des in Elefantenform gestutzten Busches kauerte, prasselte ein sommerlicher Wolkenbruch herab. Er sah auf die Uhr. Wo blieb Sarah so lange? Er begann
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