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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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ebenfalls, und auch dieses Feld wurde gelb. Genauso verfuhr er mit dem dritten, mit dem gleichen Ergebnis. Er achtete vor allem darauf, ob jemand in aggressivem Ton sprach oder unzusammenhängendes Zeug redete, was möglicherweise auf eine verschlüsselte Nachricht hindeutete.
    Der MI5-Mann blickte auf. »Ich hab Sie schon erwartet.«
    »Lust auf eine Pause?«
    Beim MI5 hatte man zwar nicht viel für den MI6 übrig, aber in diesem Fall sah die Sache anders aus. Der Mann stand auf. »Wissen Sie, wie man die Geräte hier bedient?«
    »Klar.«
    Ohne einen weiteren Blick eilte der Mann nach draußen, und Simon setzte sich und druckte den Zimmerplan aus. Bevor er den MI5-Mann abgelöst hatte, war er kurz an der Rezeption gewesen und hatte dort erfahren, dass alle Mitglieder der Schlange eingetroffen waren, wenn auch wegen der Demonstration verspätet. Santarosa war vor einer knappen halben Stunde angekommen. Simon setzte den Kopfhörer auf und berührte ein neues rotes Feld. »… heute Abend an Tisch sieben«, sagte eine Männerstimme auf Deutsch. »Kroner kommt auch. Lassen wir uns was zu trinken kommen …«
    Simon unterbrach die Verbindung und betrachtete die Felder auf dem Bildschirm. Er hatte die Zimmer von Wettbewerbskommissar Santarosa und den Mitgliedern der Schlange rasch ausgemacht – Brookshire, Hornish, Inglethorpe, Menchen und Gilmartin. Keines leuchtete rot. Enttäuscht wählte er die Nummer von Santarosas Zimmer.
    Eine gereizte Stimme meldete sich. »Santarosa.«
    »Oh, tut mir schrecklich Leid«, sagte Simon unschuldig. »Da muss ich mich wohl verwählt haben.«
    Der Hörer wurde auf die Gabel geknallt. Wegen irgendetwas war Carlos Santarosa wütend und nervös. Wegen eines Treffens mit dem Erpresser vielleicht? Oder weil sich der Erpresser bis zu einem Treffen unter vier Augen nicht in die Karten schauen ließ? Oder wegen einer Verabredung mit einem Mann, mit dem er sich nicht treffen wollte, weil er seiner Forderung auf keinen Fall nachkommen wollte?
    Er wählte die Nummer von Brookshires Zimmer. Diesmal unterbrach er die Verbindung im selben Moment, in dem abgenommen wurde. Als Nächstes wählte er Hornishs Nummer.
     
    Angespannt und nervös ging Sarah leise den Flur des Südflügels entlang. Unter den Leuten, die aus Besprechungszimmern und Büros und, wie es schien, einem weiteren Foyer kamen, erkannte sie drei Personen – den Nato-Oberkommandeur, die neue Leiterin der deutschen Bundesbank und den enorm reichen italienischen Ministerpräsidenten, der auch der gegenwärtige EU-Ratspräsident war. Alle wurden von Assistenten begleitet und waren in ernste Gespräche vertieft. Sie sah ihnen hinterher und fragte sich wieder einmal, worum es sich bei Nautilus handelte.
    Aber das musste warten. Als sie eine Toilette fand, wusch sie sich und reinigte mit Stoffhandtüchern notdürftig ihre Kleider. Dann machte sie sich wieder auf den Weg, lauschte an Türen, öffnete sie, wenn nichts zu hören war, und huschte in die jeweiligen Zimmer, um auf Schreibtischen, Tischen und Sitzgelegenheiten nach einem Handy zu suchen. Irgendwo musste doch jemand eines liegen gelassen haben.
    In einem fensterlosen Umkleideraum für das Hotelpersonal durchsuchte sie die Schließfächer. Keine Handys, aber eins der Schließfächer war abgeschlossen. Kurz entschlossen stemmte sie es mit einem Buttermesser auf. Auf dem obersten Bord fand sie Taschenbücher, Süßigkeiten, Toilettenartikel, Kondome und Zigaretten, aber kein Handy. An den Haken hingen ein Männerhemd und ein Sakko. Sie befühlte die Taschen. Leer. Doch als sie sich am Sakko zu schaffen machte, sah sie, dass vom selben Haken auch ein Gürtel hing. Sie traute ihren Augen kaum. An dem Gürtel war ein Holster mit einem großen .45er Colt angebracht. Unglaublich. Wunderbar! Nur war er nicht geladen.
    Sie untersuchte ihn – vor kurzem gereinigt und geölt. Als sie auf dem Boden des Schließfachs herumkramte, fand sie eine Schachtel mit Munition, lud die Waffe und sah hastig in die restlichen Schließfächer. Als sie auf einen gepolsterten Stoffbeutel mit Nähzeug stieß, leerte sie ihn zur Hälfte und stopfte den Colt hinein.
    Und hielt kurz inne, um sich vor Augen zu führen, dass zur Abwechslung endlich einmal etwas Erfreuliches passiert war. Das änderte nichts an der Tatsache, dass sie dringend ein Handy brauchte.
    Als sie an der Tür lauschte, hörte sie, wie draußen auf dem Flur eine andere Tür geschlossen wurde. Sie öffnete ihre Tür ein paar Zentimeter. Es war

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