Der Nautilus-Plan
für wen der Mann alles gearbeitet hat und wer ihn alles engagiert hat, übrigens oft aus völlig verständlichen und berechtigten Gründen. Trotzdem handelt es sich dabei natürlich um Auftragsmorde, nicht wahr? Sollten diese pikanten Details an die Öffentlichkeit dringen, bedeutete dies das Aus Ihrer Karriere. Wie übrigens auch bei allen anderen Betroffenen.«
Santarosa fuhr sich mit zitternder Hand über die Stirn. Sein Gesicht troff vor Schweiß. »Selbst wenn ich Ihre Fusion befürworte, heißt das noch lange nicht, dass die Kommission meiner Empfehlung nachkommt.«
»Natürlich tut sie das. Es liegt alles in Ihrer Hand. Nicht nur meine Zukunft, sondern auch Ihre.«
Santarosa beugte sich vor, als hätte er heftige Magenschmerzen. »Sie lassen mir keine Wahl. Die Schande wäre zu viel für meine Frau, meine Familie, meine …«
Im Zimmer daneben erhob sich Gino Malko mit Simons Sporttasche von seinem Stuhl und stellte sie neben sich auf den Tisch. Hinter ihm führte eine Glastür auf einen gepflasterten Weg hinaus. In der Ferne war das Meer zu sehen, eine aufgewühlte Melange aus schlammigem Braun und Grün. Am Himmel türmten sich immer noch dunkle Gewitterwolken. Die Luft war von einem schwachen Grummeln erfüllt, wie ein vielstimmiges Raunen.
»Zu seinem Leidwesen hatte Ihr Cousin einen kurzen Gedächtnisverlust«, sagte Malko. »Er schien anzunehmen, Sie wären noch in Paris. Geben Sie mir meine Glock. Ich habe sie vermisst.«
Liz sah ihn an. »Sie Dreckskerl. Wie haben Sie uns gefunden?«
»Die Glock.« Seine Miene zeigte keine Regung. »Sie zu finden war kein Problem. Da das Hotel meinem Auftraggeber gehört, habe ich Zugang zu jeder Überwachungskamera. Sie machen so ein überraschtes Gesicht. Sie haben die Kameras nicht bemerkt, wie? Auf dem neuesten Stand der Technik, nicht größer als ein Stecknadelkopf und in den Fugen zwischen Wänden und Decke verborgen. Ihre Tarnung war natürlich alles andere als schlecht. Aber da ich Sie inzwischen beide hinreichend studieren konnte, war klar, dass ich Sie früher oder später entdecken würde.«
Verzweifelt überlegte Liz, ob es nicht doch eine List, einen raschen Schachzug, einen Trick gäbe, um das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Gleichzeitig dachte sie angestrengt über etwas nach, was er gesagt hatte – etwas, das wichtig war …
»Werfen Sie mir die Pistole rüber«, forderte Malko sie auf. »Oder ich bringe ihn um. Inzwischen wissen Sie, dass ich es ernst meine.«
Liz warf die Glock zwischen Simon und Malko auf den Boden. Sie hoffte, Simon wäre schon wieder so weit bei Bewusstsein, dass er sich herumwälzen und sich die Waffe schnappen würde. Aber Malko kickte sie sofort von ihm fort.
Als er in die Hocke ging, um die Glock aufzuheben, und sich wieder aufrichtete, schwang er die Uzi ständig zwischen ihr und Simon hin und her und hielt sie auf diese Weise in Schach. Der Mann verstand etwas von seinem Geschäft und hielt immer Abstand zu Liz. Er warf die Pistole in die Sporttasche und packte diese an den Griffen.
Dann zeigte er mit der Uzi auf Simon. »Helfen Sie ihm hoch. Er ist wieder bei Bewusstsein.«
»Wohin?« Sie machte drei rasche Schritte und kniete neben Simon nieder. Sie musste versuchen, Zeit zu schinden. Irgendetwas würde ihr schon einfallen. Irgendetwas musste ihr einfallen.
»Sorgen Sie einfach nur dafür, dass er aufsteht.«
»Simon? Hörst du mich?«
»Er soll aufstehen!«
Sie zog an Simons Arm. Er protestierte. Sie richtete sich auf und zog fester. Er schüttelte den Kopf und protestierte erneut, aber seine Augen gingen auf.
»Ich muss mir wirklich einen anderen Job suchen«, murmelte Simon. »Meine Fresse.«
Währenddessen war Malko, die Uzi weiter auf sie gerichtet, um sie herum auf die andere Seite des Zimmers gegangen. Er klopfte an eine Verbindungstür.
Dahinter meldete sich eine Stimme: »Ja?«
Malko öffnete die Tür. »Sind Sie fertig, Sir? Ich habe sie. Sie sind unbewaffnet.«
»Santarosa ist schon weg. Bringen Sie sie herein.«
Liz legte sich Simons Arm über die Schulter und richtete sich auf. Er kämpfte sich mühsam vom Boden hoch und ging mit langsamen, aber allmählich sicher werdenden Schritten auf die offene Tür zu. Währenddessen versuchte sich Liz angestrengt an etwas zu erinnern, was Malko gesagt hatte … dass das Hotel seinem Auftraggeber gehörte. Es war jedenfalls wichtig.
Dann fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Sie biss die Zähne zusammen und hielt
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