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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Frauen. Eine hielt mit entsetzt hochgezogenen Augenbrauen die Hand an den Mund. Die andere nahm einen großen Schluck aus einem Glas Malt-Whisky.
    »Diese Leute haben den Verstand verloren«, echauffierte sich die erste auf Italienisch. »Sie müssen verrückt geworden sein!«
    »Es sind so viele«, sagte ein Mann neben ihr, ebenfalls auf Italienisch, »dass es keine Rolle spielt, ob sie wissen, was sie da tun.«
    »Wie viel sind es Ihrer Ansicht nach?«, fragte die Frau.
    »Mindestens fünftausend«, antwortete Liz auf Italienisch. »Vielleicht sogar mehr.« Als die beiden sie ansahen, zeigte sie auf ihren Sicherheitsausweis und zog sich zurück, bevor sie weitere Fragen stellen konnten. »Ich muss jetzt los.«
    Ein Stück weiter blieb Liz noch einmal stehen. Der Demonstrantenstrom schwappte über die Mauer und wogte den Hügel hinauf. Die Sicherheitskräfte, die ihnen zahlenmäßig weit unterlegen waren, eilten ihnen mit ihren Hunden und Waffen entgegen, um sie aufzuhalten. Liz stellten sich die Nackenhaare auf. Wenn kein Wunder geschah, würde das kein gutes Ende nehmen.
    Und was hieß das alles für den Erpresser? Beunruhigt fragte sie sich, ob er das Treffen mit Santarosa platzen lassen und sich wieder in seine gefährliche Anonymität zurückziehen würde. Nein, entschied sie. Inzwischen hatte er keine Wahl mehr. Er konnte nicht mehr zurück. Für ihn war dieses Geschäft so wichtig, dass er seinetwegen bereits seine Zugehörigkeit zur Schlange aufs Spiel gesetzt und einen Mord begangen hatte. Egal, was er sich von diesem Deal erwartete, er musste weitreichende Konsequenzen für ihn haben, die weit über die Ereignisse dieses Wochenendes hinausgingen.
    Mit wachsender Besorgnis lief Liz wieder nach drinnen, wo sogar die Hotelangestellten die Hälse reckten, um nach draußen zu spähen. Im Nordflügel standen zahlreiche Bürotüren offen, und die Schreibtische dahinter waren verlassen, als wäre ein Sturm über sie hinweggefegt – beziehungsweise die Kunde vom Sturm der Demonstranten auf Dreftbury.
    Doch je weiter Liz rannte, desto weniger Auswirkungen der Demonstration waren zu erkennen. Bald waren hinter geschlossenen Türen läutende Telefone und ruhige Stimmen zu hören. Ein Mann in einer Telefonzelle schäkerte mit seiner Freundin. Ein anderer kam, seine Anzugjacke zurechtrückend, aus einem Lift. Er hatte einen orangefarbenen Hotelpersonal-Ausweis anstecken.
    Alloway Room und Tarn o’Shanter befanden sich fast am Ende des Nordflügels. Dank Simons Richtungsangaben kam Liz in dem verwirrenden Gängelabyrinth zügig voran. An den Wänden hingen Drucke mit schottischen Landschaften, auf kleinen Tischen standen hohe Vasen mit Heidekraut. Schließlich erreichte sie die Tür des Tarn o’Shanter. Aufgeregt streckte sie die Hand nach dem Türgriff aus.
    Im selben Moment kam EU-Wettbewerbskommissar Carlo Santarosa aus der anderen Richtung auf den Alloway Room zu. Sein dunkles Gesicht wirkte gereizt.
    Ohne Liz eines Blickes zu würdigen, klopfte er einmal an die Tür, öffnete sie und erklärte barsch: »Höchstens zehn Minuten, nicht mehr. Es gibt Ärger mit den Demonstranten – sie stürmen das Hotel! Und ich muss zu meinen Leuten zurück. Was sind das für wichtige Beweise, von denen Sie glauben, Sie werden mich umstimmen?« Die Tür wurde abrupt geschlossen.
    Liz konnte es kaum erwarten, von Simon zu erfahren, wer der Erpresser war. Mit einem grimmigen Lächeln öffnete sie die Tür des Tarn o’Shanter. Und blieb abrupt stehen. Ihr Atem stockte. Gleichzeitig wurde ihr am ganzen Körper eiskalt.
    »Nein!« Simon lag auf dem Boden und kam gerade mit flatternden Lidern wieder zu Bewusstsein. Auf seiner Wange breitete sich ein blauer Fleck aus. Wütend blickte sie mit brennenden Augen wieder auf.
    Auf der anderen Seite des Zimmers stand Malko und richtete eine Uzi auf ihr Herz. »Gratuliere, Sansborough. Haben Sie mich endlich gefunden.«
     
    Mit weichen Knien sank EU-Wettbewerbskommissar Carlo Santarosa auf den Stuhl vor dem Computerbildschirm.
    »Und? Genug gesehen, Herr Kommissar?«
    Santarosa hatte es die Sprache verschlagen. »Woher haben Sie diese Informationen?« Seine Stimme war gebrochen vor Angst.
    »Es ist mir gelungen, die Aufzeichnungen des Carnivore, auf dessen Dienste Sie einmal zurückgegriffen haben, in meinen Besitz zu bringen. Sehr detaillierte Aufzeichnungen, wie ich vielleicht hinzufügen sollte: inklusive Namen, Zeitpunkte, beteiligte Parteien und Zahlungsmodi. Sie würden sich wundern,

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