Der Nautilus-Plan
streng geheim eingestuft? Wenn das nämlich der Fall ist, bin ich daran beteiligt, und wenn jemand darüber Bescheid wissen muss, dann ich.«
»Es gibt keine Operation. Und es gibt auch keinen Angus Macintosh, der in den letzten vierzig Jahren in irgendeiner Funktion für uns tätig war. Es ist auch keine Tarnung, zumindest nicht der Datenbank zufolge. Was ist da los, Sansborough?«
Was los war? Sie stand in einem Pariser Hotelzimmer, mit Macs Leiche im Schrank und einer Killerin, die unten auf der Straße auf sie wartete, und sie überlegte fieberhaft, was sie in ein Handy, das ihr nicht gehörte, einem Mann sagen sollte, mit dem sie jahrelang nicht mehr gesprochen hatte und dem sie nie persönlich begegnet war.
»Sansborough?«, fragte er. »Was machen Sie eigentlich genau? Sind Sie selbstständig aktiv geworden?«
»Nein«, erwiderte sie langsam. »Ich bin nicht selbstständig aktiv geworden.«
Darauf trat kurze Stille ein. »Okay, Liz, dann benötigen Sie Hilfe. Dann haben Sie wohl ein so genanntes Rückblende-Erlebnis. So etwas kommt immer wieder mal vor. Ich muss Sie deshalb bitten, hierher zu kommen und …«
Sie unterbrach ihn. »Ich möchte, dass Sie zwei Dinge nachsehen, Frank. Erstens, ich wurde im Februar 1998 in einem konspirativen Haus in Virginia einem zweiten Debriefing unterzogen. Ich wurde von Grey Mellencamp persönlich befragt. Haben Sie Zugang zu diesen Aufzeichnungen? Ich hätte nämlich gern eine Kopie davon, oder zumindest würde ich gern mit jemandem über die Niederschrift dieser Vernehmung sprechen. Zweitens, wer hat in Langley veranlasst, dass ich den Lehrstuhl der Aylesworth Foundation erhielt?«
»Die letzte Frage kann ich Ihnen aus dem Stegreif beantworten. An Ihrem Debriefing, zumindest dem ersten, war ich persönlich beteiligt, und von dieser Stiftung habe ich zum ersten Mal etwas gehört, als Sie diese Professur erhielten. Als wir sie losgeschnitten haben, haben wir sie wirklich losgeschnitten.«
Sie fühlte sich plötzlich steif und kalt, als ob sie gerade in Eiswasser getaucht worden wäre. »Sie dachten, ich wäre als Agentin kompromittiert und nicht mehr zu gebrauchen?«
»Nennen wir es lieber so: Sie wurden vollständig in eine zivile Existenz eingegliedert. Sie machen sich keine Vorstellung, mit wie viel ehemaligen Außendienst-Agenten uns das nicht möglich ist. Natürlich habe ich mich in regelmäßigen Abständen nach Ihnen erkundigt. Deshalb wusste ich, dass Sie diese Professur in Kalifornien erhalten haben. Wenn da in der Firma etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen wäre, irgendeine Bestechungsgeschichte zum Beispiel, hätte ich das mitbekommen. Nein, Sie haben das prima gemacht. Wir haben uns für Sie gefreut, Sansborough.«
»Etwas prima machen« hieß im CIA-Jargon, dass man alles unterließ, was Langley Ärger hätte machen können. Aber sie ließ sich nichts vormachen. Die Stiftung musste mit Langley zusammengearbeitet haben, auch wenn Frank Edmunds nichts davon gewusst hatte. Die Leute von der Stiftung wussten sehr gut, wie sie ihre Spuren verwischen konnten.
»Danke für die Auskunft, Frank. Aber würden Sie sich jetzt noch wegen des Debriefings mit Mellencamp kundig machen?«
Er legte sie wieder auf die Warteschleife. Als er diesmal an den Apparat zurückkam, war mehr als bloß Vorsicht in seiner Stimme. Sie hörte auch Argwohn heraus. »Liz, es existieren keine Unterlagen über ein zweites Debriefing, schon gar nicht mit Grey Mellencamp. Ich meine, er war damals doch Außenminister, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich für ein Debriefing hergegeben hätte oder dass wir etwas Derartiges zugelassen hätten.«
»Nichts Schriftliches ?« Das konnte doch nicht sein Ernst sein. »Sie brachten mich zu einem konspirativen Haus in Virginia. Ein riesiges Grundstück, mitten im Wald …«
Edmunds unterbrach sie. »Das ist nie passiert. Dieser Teil Ihrer Akte wurde geschlossen, nachdem Sie hierhergekommen und befragt worden waren. Wenn wir einen zweiten Anlauf bei Ihnen unternommen hätten, gäbe es einen entsprechenden Vermerk, selbst wenn die Dokumentierung geheim wäre.«
Unwillkürlich schauderte sie. Dann: »Wer ist Helios?«
»Helios? Wer soll das sein? Ich habe den Namen nie gehört.« Seine Stimme strotzte vor Misstrauen. »Sie haben tatsächlich Rückblenden. Sie halluzinieren. Sie brauchen dringend Hilfe. Wo sind Sie gerade?«
»Wo ist Asher Flores? Sarah Walker?«
»Einen Augenblick bitte.« Jetzt kam er ihr entgegen. »Also, das
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